Glücksgriff
Greg, »ich …«
»Sie ist nicht hier«, log Florence glatt, wie man es ihr aufgetragen hatte. Na ja, mehr oder weniger. In Wahrheit hatte Miranda das Gesicht in den Händen vergraben und gestammelt: »Lass ihn nicht rein, bring ihn nur hier raus. Ich kann ihn jetzt nicht sehen!«
»Es ist okay.« Greg nickte locker. »Ich habe nicht erwartet, Miranda zu sehen. Ich wollte nur das hier für sie abgeben, damit sie sie sieht, sobald sie vom Mittagessen wieder da ist.« Er grinste Florence an. »Sie wissen ja, wie Mädchen sind, wenn es um Blumen geht.«
»Durchaus«, erwiderte Florence. Sie nahm den hüpfenden Ballon entgegen. »Ich sage Miranda, dass Sie da waren.«
»Und ich werde sie um sechs Uhr abholen.« Greg reichte ihr die Blumen. »Bitten Sie sie doch, pünktlich zu sein, ja?«
Dies wurde von einem charmanten Lächeln begleitet, damit es mehr wie ein Scherz und weniger wie ein Befehl klang.
»Gut.«
Gregs Lächeln verblasste.
»Ist alles in Ordnung, Florence? Habe ich etwas getan, um Sie zu verärgern?«
Florence verlangte es mehr als alles andere danach, es ihm zu sagen. Die Worte schwollen in ihr an wie Pendler zu Stoßzeiten, die aus der U-Bahn drängelten. Oh, was würde sie nicht drum geben, sagen zu können, was sie dachte …
Doch das war nicht ihre Aufgabe, sondern Mirandas. Und Miranda brauchte Zeit, um ihre eigenen aufgewühlten Gedanken zu sammeln. Das Letzte, was sie gegenüber Florence herausgebracht hatte, war: »Werde ihn nur los …
sag nichts
…«
Im Geist versiegelte Florence ihren Mund und verschloss ihn dreimal.
»Nein.« Sie rollte nach hinten und schloss die Haustür. »Alles ist in Ordnung.«
»Ich glaube das nicht, ich kann es einfach nicht glauben«, jammerte Miranda, während sie nach ihrem Champagnerglas griff. Sie kippte den Inhalt wie Wasser, schloss die Augen, öffnete sie wieder und spähte um den Rand des Vorhangs. Doch da Chloe sich über ihre Schulter beugte, konnte es eben nicht ein schrecklicher Irrtum sein.
Das war eindeutig Greg, der da in sein Auto stieg.
Ihr Greg.
Und Chloes Greg.
Miranda war schlecht. Es war, als ob man entdeckte, dass der Mann seiner Träume in seiner Freizeit Welpen umbrachte.
Bev, die größer als die beiden war, stand hinter Miranda und Chloe und zischte: »Schuft«, als Gregs Auto wegfuhr. Sie legte ihre Arme um beide und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wen von euch ich mehr bedauern soll.«
Chloe fuhr herum und blickte sie erstaunt an.
»Du musst mich nicht bedauern!«
»Mich auch nicht«, quiekte Miranda und schlug Bevs mitfühlende Hand von ihrer Schulter. Sie bebte, und ihr stachliges Haar stand in die Höhe.
»Aber du musst doch sauer sein«, protestierte Bev fassungslos.
»Sauer? SAUER ? Ich bin nicht sauer«, bellte Miranda. »Ich bin verdammt wütend! Er ist ein Lügner, ein Betrüger, ein Schuft, und ich bin nur froh, dass ich es jetzt herausgefunden habe, bevor … bevor … Himmel, wie konnte er das tun?«
Sie verspürte den schrecklichen Drang, Löcher in die Wand zu treten, ein paar Buchregale zu demolieren, Florence’ teure Vorhänge aus ihren Halterungen zu reißen. Das mit dem Nicht-sauer-Sein stimmte natürlich nicht, doch diese Gefühle mussten jetzt erst mal warten. Miranda atmete tief durch. Im Moment hatte die Wut die Oberhand. Tatsächlich war sie so wütend, dass sie bald platzen würde.
»Du hast uns nie gesagt, dass dein Mann Greg hieß.« Sie drehte sich ungläubig zu Chloe um. »Die ganze Zeit hast du nie seinen Namen erwähnt.«
» DU auch nicht! Du hast mir nie erzählt, dass dein Freund Greg heißt. O Mist«, keuchte Chloe. »Bist du der Grund, weshalb er mich verlassen hat?«
Das war zu viel, das war zu furchtbar, um es mit Worten auszudrücken. Mirandas Magen drehte sich wie eine Betonmischmaschine.
»Wann hat er dich verlassen? Bev, wann war diese Party … o Gott, wann haben wir Adrian und Greg kennen gelernt?«
»Du hast Adrian auch kennen gelernt?«
»Es war auf einer Wohltätigkeitsparty«, plapperte Miranda weiter. »Florence hat uns ihre Tickets geschenkt. Daisy Schofield sollte dort sein, aber sie tauchte nicht auf.«
Chloe kapierte.
»Bruce hatte auch Tickets, doch er schaffte es nicht, deshalb gab er sie an mich weiter. Ich habe mich schon gefragt, wo sie hingekommen sind.«
Bev war damit beschäftigt gewesen, ihren Kalender durchzublättern, den sie die ganze Zeit bei sich trug für den Fall, dass man sie unerwartet einlud. Als sie gefunden hatte, wonach
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