Glückskind
„Ich hätte den Wein nicht trinken sollen. Ich hätte das nicht sagen sollen. Sie sind schließlich seine Mutter. Ich meine …“ Sie brach ab und hob den Blick, dann weiteten sich ihre Augen. „Oh.“ Sie starrte den Mann an, der an ihren Tisch getreten war. „Sie sind der Kriegerhäuptling.“
Justin Blade setzte sich neben seine Frau auf das Sofa. „Sie müssen Darcy sein.“
„Er sieht Ihnen so ähnlich. Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte Sie nicht anstarren.“
„An dem Tag, an dem es mir etwas ausmacht, von einer hübschen jungen Frau angestarrt zu werden, hört das Leben für mich auf, lebenswert zu sein.“
Justin legte seiner Frau einen Arm um die Schultern. Er war ein großer, schlanker Mann mit schwarzen, von silbrigweißen Strähnen durchzogenem Haar und durchdringend grünen Augen.
„Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Gewinn, Darcy. Haben Sie schon irgendwelche Pläne für Ihre Zukunft? Noch andere, als uns die Chance zu geben, Ihnen das Geld wieder abzuknöpfen, meine ich.“
Jetzt breitete sich auf ihrem Gesicht ein strahlendes Lä cheln aus. „Oh, ein bisschen Geld habe ich immerhin schon dagelassen … in den Boutiquen und Salons.“
„Endlich mal eine Frau, die mir aus der Seele spricht“, erklärte Serena. „Wir haben wundervolle Geschäfte hier.“
„Möchten die Damen noch ein Gläschen?“ Noch während er fragte, gab Justin der Kellnerin ein Zeichen.
„Für mich nicht, danke. Ich sollte nach oben gehen. Ich wollte mich morgen eigentlich nach einem neuen Auto umsehen.“
„Möchten Sie, dass ich Sie begleite?“
„Gern, wenn Sie Lust haben.“ Darcy lächelte Serena zögernd an, während sie sich erhob.
„Es würde mir einen Riesenspaß machen. Rufen Sie einfach in meinem Zimmer an, wenn Sie aufbrechen möchten.“
„Ja, gut. Es hat mich gefreut, Sie beide kennen zu lernen. Gute Nacht.“
Justin wartete, bis Darcy außer Hörweite war, dann schaute er seine Frau fragend an. „Was geht dir im Kopf herum, Serena?“
„Unser Erstgeborener hat fast einen Cowboy zusammengeschlagen, weil der sich erlaubt hat, ein bisschen mit unserer Prinzessin aus Kansas zu flirten. Ich glaube, es hat ihn ernsthaft erwischt.“
„Erwischt?“ Bei dem Wort musste Justin lachen. „Erklär mir, was du mit ‚ernsthaft‘ meinst.“
„Justin.“ Sie streichelte seine Wange. „Er ist fast dreißig. Irgendwann muss es schließlich passieren.“
„Sie ist nicht sein Typ.“
„Genau. Sie ist ganz und gar nicht sein Typ. Sie ist perfekt für ihn.“ Entschlossen sah sie ihren Mann an. „Und wenn nicht, werde ich es in Kürze herausgefunden haben.“
Normalerweise schlief Mac von drei Uhr nachts bis neun Uhr in der Frühe. Während dieser Zeit konnte er das Kasino ruhigen Gewissens der Obhut seiner Angestellten überlassen. Den Vormittag verbrachte er in aller Regel mit dem anfallenden Papierkram, Bestellungen und Personalangelegenheiten.
Er hatte die Stelle des Geschäftsführers des „Comanche“ mit vierundzwanzig übernommen. Sein Vater hatte es im Schweiße seines Angesichts aufgebaut und es in ein glitzerndes Schmuckstück in der Wüste verwandelt. Mac hatte die Verantwortung, seinen Glanz zu bewahren, und er nahm seine Verantwortungen stets sehr ernst.
„Das erste Halbjahr sieht gut aus.“ Justin lehnte sich in seinem Stuhl zurück und reichte Mac einen Computerausdruck. „Der Reingewinn liegt ungefähr um fünf Prozent höher als im letzten Jahr.“
„Sechs“, korrigierte Mac mit einem Grinsen. „Und ein Viertel, um genau zu sein.“
„Den Kopf für Zahlen hast du von deiner Mutter geerbt.“
„Ich lebe für Zahlen. Wo ist Mom? Ich dachte, sie wollte an dieser Besprechung teilnehmen.“
„Sie ist mit Darcy unterwegs.“
Mac ließ die Akte sinken, die er in der Hand hatte. „Mit Darcy?“
„Die beiden machen einen Einkaufsbummel.“ Justins Gesicht war so ausdruckslos, als ob er drei Asse auf der Hand hätte. „Fällt schwer, es zu bedauern, dass wir ihr einen siebenstelligen Betrag aushändigen müssen. Sie ist hinreißend.“
„Ja.“ Mac ertappte sich dabei, dass er mit den Fingern auf dem Aktenordner herumtrommelte. „Es kann dem Geschäft außerdem nicht schaden. Die Zimmerbuchungen sind in den letzten Tagen beträchtlich gestiegen. An dem Automaten, an dem sie gewonnen hat, wurde um dreißig Prozent mehr gespielt.“
„Wenn ihre Geschichte erst richtig bekannt wird und einem dieses hübsche Gesicht auf jeder Zeitung im ganzen Land begegnet,
Weitere Kostenlose Bücher