Gluecksklee Und Koboldkuesse
und nahmen davon kaum Notiz. Aber als der Hund dann »Yankee Doodle« bellte, griffen überall im Casino etliche von ihnen nach ihren Medikamenten gegen Sodbrennen und Darmbeschwerden. Der Tag neigte sich allmählich dem Ende zu. Ab vier Uhr würden die Busse für die Senioren zum Einsteigen bereitstehen, und gegen fünf Uhr würde das Casino einem Friedhof gleichen. Um sechs würden dann die Nachtgäste eintreffen. Sie würden mehr trinken, mehr Geld ausgeben und enger anliegende Kleidung tragen. Die Männer würden mehr Haare auf dem Kopf haben und die Frauen größere Brüste. Oder zumindest würden ihre Brüste weiter oben sitzen.
»Wie willst du Snuggy denn schnappen?«, fragte ich Diesel.
»Ich dachte, ich würde dich ein oder zwei Stunden durch das Casino schleifen, in der Hoffnung, ihm dabei über den Weg zu laufen. Und wenn das nicht funktioniert, werde ich Grandma als Köder benutzen.«
Wir schlenderten durch die Reihen der Spielautomaten und gingen an den Spieltischen vorbei … Roulette, Würfelspiele, Blackjack. Wir sahen uns in der Bar, im Café und in den Geschäften um. Wir verließen das Hotel und stellten uns an die Strandpromenade. Am Himmel hingen tiefe Wolken, und der Wind hatte aufgefrischt. Das Meer vor uns war grau und schaumig, und die Wellen rollten heran und brachen sich am menschenleeren Strand. Nur an der Promenade hasteten einige Menschen mit gesenkten Köpfen und hochgeschlossenen, weit nach oben gezogenen Sweatshirts vorbei.
Diesel sah aus, als gehörte er hierher. Die Stadt der Sünde hinter ihm und die wilde, unbezähmbare See vor ihm. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass ich eher in die Schuhabteilung bei Macy’s gehörte.
»Was nun?«, fragte ich ihn.
»Ruf Briggs an und frag ihn, ob Grandma wach und bereit für unser Spiel ist.«
»Sie schläft«, verkündete Briggs, nachdem er sich bereits nach dem zweiten Klingelton gemeldet hatte. »Ich kann sie schnarchen hören. Wahrscheinlich hört das halbe Hotel ihr Schnarchen. Sie klingt, als würde sie versuchen, ihr gesamtes Gesicht mit ihrer Nase einzusaugen. Ich bekomme Kopfschmerzen davon. Und ich muss mal aufs Klo. Ich brauche dringend eine Pause.«
Diesel und ich gingen ins Hotel zurück und fuhren mit dem Aufzug nach oben zu Grandmas Etage. Randy Briggs verschwand hastig, und Diesel und ich setzten uns mit dem Rücken an die Wand auf den Teppichboden.
»Erzähl mir etwas über Snuggy«, forderte ich Diesel auf.
Diesel streckte ein Bein auf dem Boden aus und winkelte das andere an. »Snuggy verursacht mir Magenbeschwerden. Das ist schon das zweite Mal, dass ich hinter ihm herjagen muss. Beim ersten Mal habe ich ihn in einem Ziegenstall auf halbem Weg zum Gipfel des Mount Everests aufgespürt. Und ich bin nicht der Typ für eine Everest-Besteigung. Dort ist es kalt. Und wenn du keine Lust mehr hast, dir Felsen anzuschauen, dann hast du Pech gehabt, denn etwas anderes gibt es dort nicht.« Diesel schloss die Augen. »Ich bevorzuge Palmen, die sich im leichten tropischen Wind wiegen.«
»Was ist mit Trenton? Magst du Trenton?«
»Gibt es dort Palmen?«
»Nein.«
»Dann hast du bereits die Antwort darauf«, erklärte Diesel.
»Bist du hinter Snuggy her, weil er das Geld gestohlen hat?«
»Nein. Ich war schon vorher hinter ihm her. Er hat ein Pferd gestohlen und wurde bei seiner Flucht erkannt. Ich wurde gebeten, ihn auf Eis zu legen, bis die Sache geregelt werden kann. Leider gibt es dabei ein Problem – Snuggy ist wie Schall und Rauch. Er lässt sich nur sehr schwer festhalten.«
»Und er will sich nicht auf Eis legen lassen?«
»Er behauptet, das würde sein Arbeitsleben beeinträchtigen.«
»Wie sieht das denn aus?«
»Anscheinend stiehlt er allen möglichen Kram.«
»Heutzutage stehlen nicht mehr viele Leute Pferde.«
»Ich schätze, er mag Pferde. Er war früher Jockey. Durch eine merkwürdige Fügung des Schicksals gewann er ein Rennen, ist aber direkt hinter der Ziellinie vom Pferd gefallen. So läuft das ständig bei ihm. Er hat unglaublich viel Glück, schafft es jedoch immer, letztendlich alles zu vermasseln. Gestern hat er Lou Delvina eine knappe Million Dollar gestohlen, wurde jedoch von Delvinas Sicherheitskameras aufgenommen und hat das Geld am Straßenrand zurückgelassen, wo es deine Großmutter gefunden hat.«
Lou Delvina war ein Gangster aus unserer Gegend und ein absolut furchteinflößender Kerl. Diesel und ich hatten vor nicht allzu langer Zeit mit ihm zu tun gehabt, und ich war nicht
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