Glücksklee
Geschichte von Lakeview zusammen. Der Gewinn ist für wohltätige Zwecke bestimmt», berichtete Trish begeistert.
Ruth lächelte liebenswürdig. Niemand sollte merken, dass sie zögerte. Alte Fotos von diesem verschlafenen kleinen Nest durchzusehen, war nichts für sie, wie ehrenwert der Zweck auch sein mochte. Trotzdem, vielleicht war es eine interessante Möglichkeit, ein bisschen Zeit totzuschlagen.
«Und es wäre toll, wenn wir dich auch in das Buch mit aufnehmen könnten, als die berühmteste Tochter der Stadt.»
«Klar. Die Arbeit macht bestimmt Spaß.»
«Am Montag wollen wir das Archiv in der Bibliothek durchstöbern, vielleicht hast du ja Lust, mitzukommen», fügte Nina hinzu.
«Ich bin dabei», erwiderte Ruth lächelnd.
Trish beugte sich vor. «Seit du weg bist, hat die Stadt sich wirklich gemausert. Wir haben hier jetzt ein paar tolle neue Restaurants und Pubs, aber wenn man was Besonderes unternehmen oder richtig shoppen gehen will, muss man immer noch nach Dublin fahren.»
«Verstehe.» Allmächlich fragte Ruth sich, ob es wirklich eine kluge Idee war, den Sommer hier zu verbringen.
«Ist ein bisschen anders als in Los Angeles, denke ich mir.» Nina lachte. «Aber keine Sorge – ich weiß, wie dir zumute ist, so weit weg von der Großstadt. Ich vermisse ja schon den Rummel in Galway, dabei ist das ein himmelweiter Unterschied zu Hollywood.»
Ruth schüttelte den Kopf. «Daran muss ich mich wohl gewöhnen. LA ist einfach eine ganz andere Welt, und ich habe immer so viel zu tun und so viel um die Ohren und … im Vergleich dazu wirkt das Leben hier eher langsam und bedächtig.»
«Aber Lakeview hat auch seine reizvollen Seiten», sagte Trish wie zur Verteidigung.
«Oh, natürlich. So habe ich das nicht gemeint …» Auf keinen Fall wollte Ruth ihre neuen Freundinnen vor den Kopf stoßen, zumal sie so freundlich zu ihr gewesen waren. «Jetzt erzählt mir doch mal von euch, ihr beiden. Seid ihr verheiratet? Oder habt ihr einen Freund? Was macht ihr so?», fragte sie, um das letzte Eis zwischen ihnen zu brechen.
Trish und Nina schilderten ihr Leben in den vergangenen Jahren. Nina berichtete knapp, dass sie nach einer Trennung kürzlich Galway verlassen hatte, um ein ruhigeres Leben zu führen, und Trish sprach von einem Mann, mit dem sie sich erst ein paarmal getroffen hatte.
«Und was ist mit dir und diesem knackigen Troy?», fragte Trish dann, eindeutig auf der Suche nach einer Sensationsmeldung.
Da ihre alte Freundin Reporterin war, war Ruth sich nicht sicher, wie viel sie preisgeben sollte. «Ach, wir sind eigentlich kein Paar oder so. Es war bloß die eine Nacht.»
«Eine himmlische Nacht, wette ich!»
Ruth lachte, zum ersten Mal seit Tagen. «Es war … nicht schlecht», gestand sie kokett. «Trotzdem, wenn es nach mir ginge, hätte nicht gleich die ganze Welt davon erfahren müssen.»
«Hat er dich wirklich dazu gebracht, das ganze Hotel zusammenzuschreien?» Trish quollen vor Neugier fast die Augen aus dem Kopf, und Nina gab ihr einen Stups.
«Entschuldige bitte, Ruth», sagte sie dann mit einem freundlichen Lächeln. «Ich persönlich verstehe das ganze Theater nicht. Ich meine, ihr seid doch beide Singles, wen interessiert das also? Ihr betrügt doch niemanden», fügte sie mit einem Schulterzucken hinzu, «wie kommt es dann, dass eure Romanze Schlagzeilen macht?»
Am liebsten hätte Ruth Nina daran erinnert, dass Troy und sie hochberühmte und unglaublich attraktive Schauspieler waren und dass ihre gemeinsame Nacht folglich
jeden
interessierte. Doch vermutlich hätte Nina das nicht begriffen.
«Dann gibt es also keinen Mann in deinem Leben?», bohrte Trish hartnäckig.
«Nein, ehrlich gesagt war ich in den letzten paar Jahren so beschäftigt, dass ich für so was nicht viel Zeit hatte.»
«Das heißt, du hast keinen Ersatz für Charlie gefunden?»
Ruths Gesicht brannte. «Wie bitte?»
«Ach, das war bloß ein Witz», sagte Trish, «ich weiß doch, dass das längst passé ist. Ich musste nur an ihn denken, weil er eben gerade reingekommen ist.»
Ruth wurde flau. Charlie … hier?
So unauffällig wie möglich drehte sie sich um, bis sie die Tür des Cafés sehen konnte. Tatsächlich, wie ein Gespenst aus ihrer Vergangenheit stand da Charlie Mellon. Obwohl es fünf Jahre her war, hätte sie ihn überall wiedererkannt. Er hatte immer noch das gleiche strubblige blonde Haar, die gesunde Gesichtsfarbe, die breiten Schultern und die riesigen Hände. Er sprach mit jemandem
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