Glücksklee
dich verschwenden. Du bist seit fünf Jahren aus meinem Leben verschwunden, und ich habe nicht vor, etwas daran zu ändern.»
Seine Direktheit schockierte Ruth. «Charlie, ich –»
«Bevor du weiterredest: Mir liegt nichts mehr an dir, und ich lasse mir in der Zeit, die du hier bist, nicht in mein Leben reinpfuschen, bloß weil du eine schamlose, hysterische Zicke bist, klar? Also, hier sind die Regeln: Ich gehe nicht mit dir Kaffee trinken. Ich gehe nicht mit dir essen. Ich will mit dir und deinen speichelleckenden Schoßhündchen nichts zu tun haben.»
Seine Worte taten Ruth weh, und entrüstet richtete sie sich auf. «Wie kannst du es wagen, mich zu beleidigen, Charlie Mellon? Du hast kein Recht, so mit mir zu reden!»
Er stieß ein schallendes Gelächter aus, und Ruth war erleichtert – Charlie machte bloß Witze, er wollte sie einfach ein bisschen auf den Arm nehmen.
Aber was er als Nächstes sagte, klang überhaupt nicht humorvoll. «Wenn du das nächste Mal die Entrüstete spielst, dann gib dir doch bitte mehr Mühe, damit es nicht so gekünstelt wirkt. Vermutlich ist es mit deinen Schauspielkünsten doch gar nicht so weit her.» Und bevor Ruth etwas erwidern konnte, tätschelte Charlie ihr herablassend die Wange und spazierte davon. Er ließ sie einfach stehen. Doch die Ironie der Situation entging ihr nicht. Bei ihrer letzten Begegnung hatte Ruth ihn nämlich so behandelt, dass er am Schluss wie ein Idiot dagestanden hatte.
Jetzt, fünf Jahre später, war sie selbst an der Reihe.
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Kapitel 12
Jess wollte die Marketing-Kampagne ihres Lebens daraus machen. Ja, diese Idee musste sie noch besser verkaufen als alle anderen, so überzeugend, als führe einfach kein Weg daran vorbei.
Und das würde sie hinkriegen, da war sich Jess sicher. War es denn nicht ihre Spezialität, Ideen an den Mann zu bringen?
Während sie im Wohnzimmer auf und ab wanderte, horchte sie angespannt darauf, ob die Haustür sich öffnete und Brians Rückkehr aus London verkündete. Jess hatte den Tisch gedeckt, in einem Feinkostladen in der Nähe ein leckeres Lamm-Moussaka besorgt und eine Flasche von Brians bevorzugtem Pinot Grigio kalt gestellt. Außerdem hatte sie sich etwas besonders Hübsches von La Perla gekauft, das sie jetzt unter ihrem enganliegenden Seidenkleid von Issa trug. Sie hoffte, alles würde gut laufen, und sie könnten die Sache gleich ins Rollen bringen.
Es war schon spät, halb zehn, und vor etwa einer halben Stunde hatte Brian auf dem Weg vom Flughafen nach Hause vom Taxi aus angerufen. Er musste jetzt jeden Moment hier sein. Sonst freute Jess sich immer darauf, dass ihr Mann wieder nach Hause kam, aber diesmal war es anders. Diesmal war sie … ja, sie war tatsächlich ein bisschen nervös.
Da, wie aufs Stichwort, wurde die Haustür geöffnet. Jess bekam rasendes Herzklopfen.
«Hallo, mein Schatz», begrüßte Brian sie fröhlich, verstummte jedoch, als er den Wein und den festlich gedeckten Tisch sah. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Jess versuchte zu übersehen, dass sein Mundwinkel zuckte, was normalerweise nur passierte, wenn er sich über etwas amüsierte.
«Was hat das denn zu bedeuten?» Er warf einen Blick auf Jess’ Kleidung und ihr Haar, das offen ihr Gesicht umschmeichelte. «Ich hatte erwartet, dass du längst ganz gemütlich im Schlafanzug bist.»
Jess lächelte. «Ach, ich habe dich vermisst, und ich wollte dich überraschen.»
Brian setzte seinen Koffer ab, lockerte seinen Schlips und kam durch den Raum auf sie zu. «Irgendein besonderer Anlass, Kleines?», fragte er und nahm sie in die Arme. «Ich habe doch nicht etwa unseren Hochzeitstag vergessen oder so was?»
Jess lachte. «Du weißt doch, dass der noch Monate hin ist! Nein, es gibt eigentlich keinen Anlass», sagte sie, aber dabei wummerte ihr Herz so laut, dass sie sicher war, er könnte es hören. «Ich war heute schon früher zu Hause, da habe ich einfach gedacht, es wäre doch schön, mal was Besonderes zu machen.»
«Da hast du recht, das ist wirklich schön. Was für eine tolle Überraschung. Danke», sagte Brian und küsste sie sanft.
«Wie war’s in London?», fragte Jess, als sie sich an den Tisch gesetzt hatten. Sie schenkte Wein ein und achtete dabei darauf, dass Brians Glas gut gefüllt war. Heute Abend sollte ihr Mann möglichst entspannt sein.
«Ach, gar nicht so schlecht, du weißt ja selbst … aber eigentlich möchte ich lieber nicht über die Arbeit reden –
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