Glücksklee
steht mir bis hier, der ganze Kram.» Er trank einen Schluck Wein und lächelte anerkennend, als Jess einen Teller mit dampfendem Essen vor ihn hinstellte. «Wie war denn deine Woche? Hattest du eine schöne Zeit mit deinen Freundinnen?»
«Ja, es war nett.»
«Also hat sich alles wieder normalisiert? Keine Gespräche mehr über Babys?»
Jess schluckte. «Also, wo du das gerade erwähnst …»
«Wie bitte? Sie haben wieder von nichts anderem geredet?» Brian verdrehte die Augen.
«Mehr oder weniger, aber … also, Schatz, um ehrlich zu sein, die ganze Sache hat mich ein bisschen zum Nachdenken gebracht.»
«Aha? Und worüber?»
«Na ja, über uns und unsere eigene … Situation.»
Brians Gabel stockte mitten in der Luft. «Unsere eigene Situation?»
«Ja … in der Hinsicht, meine ich.» So viel zu ihrem tollen Verkaufsgespräch, dachte Jess. Im Moment kriegte sie kaum die Wörter raus.
«Stopp mal.» Brian schaute sie an. «Sprechen wir gerade übers Kinderkriegen?»
Jess nickte mit glänzenden Augen. «Ich habe einfach gedacht, na ja, es ist an der Zeit, weißt du.»
Schweigend betrachtete ihr Mann sie. «Da geht es wieder um deine Freundinnen, oder?», fragte er ruhig.
Jess starrte auf die Tischdecke. Die entspannte Stimmung, auf die sie so sorgfältig hingearbeitet hatte, war komplett verdorben. «Was? Nein, mit meinen Freundinnen hat das nichts zu tun.»
«Ach komm, Jess, du bist noch nie eine gute Lügnerin gewesen.»
«Aber es geht wirklich nicht um meine Freundinnen. Es geht um uns, und wenn du mich fragst, ich finde, wir sollten über das Thema nachdenken.»
Ein Lächeln spielte um Brians Mundwinkel. «Dieses große Begrüßungsessen hier hat also nichts damit zu tun, dass du am Wochenende mit Emer und Deirdre zusammen warst? Du möchtest einfach ganz plötzlich ein Baby haben?»
«Es ist nicht ganz plötzlich – ich denke eigentlich schon eine ganze Weile darüber nach.»
«Schon eine ganze Weile? Merkwürdig, dass du vor diesem Theater mit Emer deinen Kinderwunsch nie auch nur angedeutet hast. Glaubst du wirklich, dass ein Baby dir helfen würde, die Probleme mit deinen Freundinnen zu lösen?»
Wie hatte er das bloß gemacht?, dachte Jess. Wie schaffte Brian es, den Nagel so auf den Kopf zu treffen?
«Ehrlich, Jess, du solltest es doch besser wissen, als dir wegen so was Gedanken zu machen. Seit Emer und Deirdre in die tiefste Provinz gezogen sind, benehmen sie sich wie ein Paar alte Glucken.»
«Nein, Emer und Deirdre haben damit nichts zu tun, Brian, ehrlich nicht. Es geht um uns. Um mich. Wir … Also, ich werde alt.» Jess fand, dass sie keine andere Wahl hatte, als schwere Geschütze aufzufahren und richtig loszuballern.
«Alt?» Brian lachte in sich hinein. «Das kann nicht dein Ernst sein!»
«Doch, es ist mein voller Ernst. Ich bin fünfunddreißig, und während wir hier sitzen und darüber reden, nimmt mein Vorrat an Eizellen immer mehr ab. Ich habe im Internet nachgeguckt – das ist eine Tatsache.» Diese Worte laut auszusprechen war schwerer, als sie auf dem Bildschirm zu lesen. Jess konnte sich nicht helfen, sie bekam Angst.
«Ach, Kleines, das ist doch das Dümmste, was ich je gehört habe.»
Ihr Herz begann wieder laut zu pochen. So hatte sie sich den heutigen Abend wirklich nicht vorgestellt. Sie hatte auf ein ruhiges, vernünftiges Gespräch über ein zukünftiges Baby gehofft und überhaupt nicht damit gerechnet, dass Brian so sehr dagegen sein würde. Richteten Männer sich bei solchen Entscheidungen nicht normalerweise nach ihren Frauen?
«Sieh mal, wir haben doch immer gesagt, dass wir irgendwann ein Baby haben wollen, oder?», stellte sie fest. «Und auch du kannst nicht leugnen, dass ich älter werde und dass es vielleicht bald zu spät ist.»
Brians Stimme wurde weicher. «Schätzchen, natürlich sollten wir darüber nachdenken, irgendwann ein Kind zu kriegen, aber hör auf mit diesem ganzen Gerede von ‹zu alt›. Heutzutage kriegen Frauen noch mit weit über vierzig Babys!»
«Ich will aber keine alte Mutter sein», sagte Jess niedergeschlagen. Sie stand auf und ging in die Küche. Brian folgte ihr, doch sie stellte sich vor das Fenster und kehrte ihm den Rücken zu. «Noch ein paar Jahre, dann muss ich vielleicht mit einem Rollator hinter meinem Kind herlaufen.»
Brian blieb hinter ihr stehen. Er schüttelte den Kopf über so viel verwirrende Dramatik. Dann seufzte er und nahm Jess in die Arme. «Hör mal, ich weiß, dass wir immer gesagt
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