Glücksklee
nämlich, dass du am liebsten morgen schon schwanger werden würdest, solange du deine Freundinnen damit glücklich machen kannst», hatte er gelacht. Er nahm ihre Befürchtungen einfach nicht ernst. «Mein Kleines, ich kenne dich besser, als du glaubst, und ich bin wirklich überzeugt, dass das bloß wieder eine von deinen verrückten fixen Ideen ist.» Dann hatte er Jess daran erinnert, dass sie sich erst vor kurzem in eine sündhaft teure Handtasche von Chanel verliebt und wochenlang von nichts anderem geredet hatte. Schließlich hatte sie das gute Stück erstanden. «Und wie oft hast du sie seitdem benutzt?», hatte Brian gefragt, und Jess hatte zugeben müssen, ja, als sie das verflixte Ding endlich zu Hause hatte, war ihre Begeisterung ganz schnell abgeflaut.
«Aber ein Kind ist doch nicht das Gleiche wie eine dämliche Handtasche, Brian», brummte Jess. Sie war ärgerlich gewesen, dass er sie schon wieder als hirnlos und oberflächlich hingestellt hatte.
Brian hatte sie auf den Kopf geküsst. «Das weiß ich doch, Kleines, und vielleicht ist das wirklich ein schlechter Vergleich, aber ich versuche bloß, dir verständlich zu machen, dass eine derartige Entscheidung Zeit braucht.»
Doch da lag, wie Jess ihm erklärt hatte, ja gerade das Problem: Die Zeit lief ihnen davon. Aber ging es wirklich darum? Jess sah, wie glückselig Emer ihre kleine Tochter anlächelte, und überlegte, ob Brian vielleicht doch recht hatte – hatte sie es einfach satt, dass ihre besten Freundinnen ihr Leben als seicht und sinnlos betrachteten?
«Hast du auch während der Schwangerschaft schon gewusst, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?», wandte Jess sich nun an Deirdre. Sie wollte die beiden Frauen zum Weitersprechen bewegen, denn sie wurde verlegen und ratlos, wenn die Freundinnen so redeten, als sei sie schon schwanger, und sie gar noch fragten, was Brian und sie zu bestimmten Dingen dachten und was sie vorhatten, wenn das Baby geboren war. Schließlich, da wollte sie sich nichts vormachen, reagierte Brian im Moment nur ärgerlich, wenn das Thema zur Sprache kam.
Jess überlief ein Schauer, als sie sich fragte, was er wohl sagen würde, wenn er sie und ihre Freundinnen bei einem dieser Ausflüge belauschen könnte.
Deirdre strahlte. «Bei Dougie noch nicht, aber bei Dylan haben wir es dann gewusst. Wollt ihr es auch schon vor der Geburt wissen, Brian und du?»
«Da bin ich mir nicht sicher. Gibt es eine Regel?» Jess spürte, wie sie rot wurde.
«Nein, nein, das ist einfach eine ganz persönliche Entscheidung», antwortete Emer. «Wir haben es uns sagen lassen, weil ich das Kinderzimmer fertig einrichten wollte. Ich wusste, dass ich nach der Geburt nicht die Energie dazu haben würde, und Dave hat sowieso zwei linke Hände. Also konnte ich das Zimmer für Amy schon frühzeitig ganz in Rosa und niedlich und mädchenhaft gestalten.»
«Ach so», sagte Jess lahm.
«Aber jetzt kommt weiter», meinte Emer. «Ich habe einen Wahnsinnshunger – Amy hat mich heute Morgen um fünf aus dem Bett gescheucht, und seitdem habe ich nichts mehr gegessen. Wollen wir zu Ella gehen?»
«Gute Idee. Ich bezahle das hier noch eben.» Deirdre ging mit ein paar Spielzeugfiguren, die sie für ihre Jungen ausgesucht hatte, zur Kasse, und bald darauf schlenderten die drei Frauen mit den drei Kindern weiter die Main Street hinunter zum Café.
«Hallo», begrüßte sie eine freundliche junge Frau, als sie eintraten.
«Oh, hallo, Nina», gab Emer den Gruß zurück. «Wie geht’s dir?»
«Danke, gut. Ihr habt Glück – euer Stammtisch ist frei. Kann ich euch bei irgendwas helfen?», fragte sie. Jess fiel auf, dass sie sich ihrer Gruppe ganz besonders zuwandte, obwohl das Café recht klein war und die Buggys und Babytragen viel Platz einnehmen würden.
«Nein, nein. Wir schaffen das gut, danke. Ach, das ist übrigens Jess.»
«Hallo, ich bin Nina.» Die junge Frau mit den strahlenden grünen Augen und dem offenen Lächeln streckte die Hand aus. Jess hatte sofort das Gefühl, dass sie in ihrer Gegenwart ganz unbefangen sein konnte.
«Jess Armstrong. Freut mich, Sie kennenzulernen.»
«Jess ist eine Freundin von uns, aus Dublin», fügte Deirdre erklärend hinzu. «Da lebt sie jedenfalls im Moment, aber wer weiß, vielleicht können wir sie eines Tages nach Lakeview locken, was meinst du, Emer?»
Jess lächelte bloß. Sie wusste nur zu gut, was Brian dazu sagen würde.
«Arbeitest du jetzt ganztags hier, Nina?», fragte Emer.
Nina
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