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Glücksklee

Glücksklee

Titel: Glücksklee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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hatte eindeutig Hunger. In letzter Zeit konnte sie kaum aufhören zu essen, vermutlich eine Folge davon, dass sie ihr Frühstück nie bei sich behielt. Trish dagegen las immer noch eifrig jeden einzelnen Zeitungsausschnitt und unterzog jedes Foto einer genauen Prüfung.
    «Ich habe Hunger», stellte Nina fest und schaute auf die Uhr. Es war fast Mittagszeit, und sie befanden sich jetzt schon drei Stunden hier.
    «Nur noch ganz kurz», antwortete Trish abwesend.
    Nina verdrehte die Augen und fuhr mit der Hand über die Rücken der Sammelbände auf den Regalen. Sie musste zugeben, dass es ein einigermaßen interessanter Vormittag gewesen war. Sie hatte mehrere Male den Namen ihrer Mutter entdeckt – unter Fotos und auch in Artikeln über Veranstaltungen, an denen sie teilgenommen hatte. Cathy war wirklich beliebt gewesen, das musste Nina ihr lassen.
    Ihrem Vater hingegen war sie nur zweimal begegnet, einmal auf einem Foto von der Abschlussklasse der weiterführenden Schule und einmal in der Hochzeitsanzeige. Das wunderte sie nicht. Offenbar war Patrick damals schon genauso unsozial und unsichtbar gewesen wie heute. Nina fragte sich nun erst recht, warum ihre Mutter sich auf so ein Mauerblümchen eingelassen hatte, auf so einen Sonderling, wo sie doch unter den jungen Männern der Stadt freie Wahl gehabt hätte. Patrick hatte in seiner Jugend, wie auf dem Foto zu sehen war, zwar einigermaßen gut ausgesehen, aber hatte das wirklich gereicht, um ihre Mutter für ihn zu erwärmen?
    Im Moment langweilte Nina sich, außerdem wollte sie aus dem stickigen Raum hinaus. Ihr Magen knurrte, und unbewusst zog sie auf ihrem Bauch einen Kreis. Sie trug heute ein weites T-Shirt, denn als sie am Morgen in den Spiegel geschaut hatte, war sie überzeugt gewesen, die ersten Anzeichen eines Bauches zu sehen.
    Um diesen Gedanken zu verscheuchen, verwickelte sie Trish in ein Gespräch.
    «Und was ist mit diesem Mann, mit dem du dich triffst?», fragte sie. «Wie ist er so?»
    Ihre Freundin lächelte. «Er ist toll.»
    «Kommt er aus Lakeview? Seit wann seid ihr denn zusammen?»
    Trish zuckte die Achseln. «Erst seit ein paar Monaten. Nichts Aufregendes.»
    Doch Nina erkannte an Trishs Verhalten, dass der Gedanke an diesen Mann sie trotz ihres Protestes aufregte, und zwar sehr.
    «Was macht er denn so?»
    «Er leitet eine Firma und hat immer viel zu tun.»
    Nina musterte Trish, erstaunt über ihre kurzen, ziemlich kryptischen Antworten. Es war, als würde ihre sonst so redselige Freundin absichtlich vermeiden, zu diesem Thema ausführlichere Antworten zu geben.
    «So, ich glaube, wir sind erst mal fertig», sagte Trish und schlug das Buch zu, das sie gerade durchgesehen hatte. «Lass uns rausgehen und ein bisschen essen. Du drängst ja schon lange genug. Keine Ahnung, wo du das alles lässt, das ist ja fast, als würdest du für zwei essen!»
    Trish kehrte ihr gerade den Rücken zu, und Nina war erleichtert, dass ihre Freundin nicht sah, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.
    Sie besorgten sich ein Sandwich, und anschließend beschloss Trish, nach Hause zu gehen und an den Sachen zu arbeiten, die sie bisher zusammengetragen hatte.
    Nina kehrte zu ihrem Vater zurück. Der kurze Heimweg erschöpfte sie total. Als sie die Haustür öffnete, schlug ihr Essensgeruch entgegen. Ihr Vater kochte sich gerade seine Mittagsmahlzeit.
    Sie trat in die Küche, und er begrüßte sie mit einem abwesenden Nicken.
    «Hattest du einen schönen Vormittag, Dad?», fragte Nina in einem vergeblichen Versuch, mit dem Mann, von dem sie die Hälfte ihrer Gene geerbt hatte, ein Gespräch anzufangen.
    «Ja, danke, Nina.»
    «Hast du irgendwas Interessantes gemacht?»
    Er warf ihr einen zerstreuten Blick zu, fast als werde ihm gerade erst klar, dass sie mit ihm sprach. «Ich habe den Fehler in Mrs. Murphys Gerät gefunden. Zum Schluss war es ganz einfach – weiß nicht, warum ich nicht eher darauf gekommen bin.» Patrick deutete auf einen Fernseher im Wohnzimmer, dessen Innereien über den Sofatisch verstreut waren. Nina wusste nicht, was sie mehr verwirrte, die Unordnung im Wohnzimmer oder die Worte, die Patrick gerade gesprochen hatte – so viele hatte er seit ihrer Ankunft noch nicht von sich gegeben.
    «Toll. Klingt … interessant.» Sie machte eine kleine Pause, weil sie nicht wusste, was sie noch sagen sollte. Dann fiel ihr etwas ein. «Ich bin den ganzen Vormittag in der Bibliothek gewesen. Wir haben für Trishs Buch alte Zeitungen nach Fotos durchsucht. Ich

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