Glücksklee
besuchen», sagte sie, obwohl sie wusste, dass das nicht sehr wahrscheinlich war.
«Machen wir. Viel Glück bei allem», sagte Deirdre, «und wer weiß, heute könnte ja der Abend sein …»
Verständnislos schaute Jess sie an. «Welcher Abend?»
«An dem es klappt, natürlich!» Ihre Freundin lachte, und Jess brachte ein angespanntes Lächeln zustande.
«Ach so, natürlich. Drückt mir die Daumen.»
Wieder in Dublin angekommen, hielt sie vor ihrem Reihenhaus. Sie schaute sich nach Brians Wagen um, aber der war nicht zu sehen. Anscheinend war er von seinem Golfausflug noch nicht zurückgekehrt.
Jess betrat das Haus und stieg gleich die Treppe hinauf ins Schlafzimmer.
Sie öffnete ihren Kleiderschrank und ging ihre Kleider durch, bis sie das Etuikleid fand, das sie am Abend tragen wollte.
Es war wirklich schön. Na gut, es hatte ein Vermögen gekostet, aber sie würde es ewig tragen können. Das hieß, wenn sie ewig Größe 38 behielt – falls sie tatsächlich schwanger wurde, war die Wahrscheinlichkeit dafür nicht sehr groß.
Emer hatte während ihrer Schwangerschaft mit Amy kräftig zugelegt, seitdem allerdings auch das meiste wieder abgenommen. Doch im Moment verschwendete sie wohl kaum einen Gedanken daran, ob sie in Designer-Klamotten passte oder nicht. Vielleicht war sie deswegen während ihres Gespräches vorhin so eingeschnappt gewesen. Aber wieso eigentlich?, dachte Jess. Wenn sie erst selbst so einen kleinen Engel wie Amy hätte, würden ihr schicke Label und eine tolle Figur sicherlich ziemlich egal sein.
Jess hängte das Kleid außen an den Schrank, zog sich aus und tappte barfuß ins Bad. Ein paar Minuten später kam sie aus der Dusche, wickelte sich in ein Handtuch und horchte auf die Rückkehr ihres Mannes. Nein, immer noch nichts – anscheinend verspätete er sich.
Sie setzte sich vor ihre Frisierkommode und begann, sich zu schminken. Als sie die Schublade öffnete, in der sie ihr Make-up aufbewahrte, fiel ihr ein Schächtelchen ins Auge: die Pille.
Heute hatte sie noch keine genommen, oder? Als Jess die kleine blaue Schachtel öffnete, sah sie, dass die Pille neben dem Aufdruck «Samstag» noch in der schützenden Plastikhülle steckte. Jess drückte sie heraus und wollte sie gerade in den Mund stecken, da ließ ein Gedanke sie innehalten.
Sie zog ihre Hand zurück und betrachtete die winzige Tablette. Wenn sie sich so sicher war, dass sie schwanger werden wollte, warum nahm sie dann weiter die Pille?
Weil Brian noch nicht mitzieht
, antwortete eine leise Stimme. Doch schließlich konnte es, wie sie ihrem Mann schon erklärt hatte, bis zu einem Jahr dauern, bevor ihr Körper wieder normal reagierte und empfängnisbereit war.
Jess betrachtete sich prüfend im Spiegel. Noch ein ganzes Jahr, bevor es überhaupt klappte? Zu warten, bis Brian grünes Licht gab, würde die Sache nur noch weiter verzögern. Aber er war ja sonst so locker und verträglich, bestimmt würde er bald nachgeben. Folglich konnte sie doch jetzt schon den Ball ins Rollen bringen.
Jess legte die Schachtel in die Schublade zurück und versteckte sie unter Lancôme-Cremes und Lidschatten.
Vielleicht half ihr die Natur, dann würde die Lösung sich von selbst ergeben.
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Kapitel 15
Ruth stand in ihrem Badezimmer im Haus ihrer Eltern. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie meinte, es müsse ihr gleich aus der Brust springen. Ach, sie würde sich gar nicht wundern, wenn sie jetzt einen Herzinfarkt kriegen und auf der Stelle tot umfallen würde – so viel Pech hatte sie in letzter Zeit gehabt. Im Moment war alles nur unglaublich schrecklich. Sie hatte immer geglaubt, sie sei ein Glückskind und vom Schicksal begünstigt, aber in den vergangenen Wochen war sie wirklich vom Pech verfolgt. Oder war es schlechtes Karma?
Sie setzte sich auf den Rand der Badewanne und stützte den Kopf in die Hände. Verdammt, wie lange denn noch? Ruth sah auf ihre Armbanduhr und staunte. War es wirklich möglich, dass erst eine Minute vergangen war? Sie stöhnte. Da, auf dem Waschbeckenrand, stand es, winkte ihr zu, verspottete sie.
Die unselige Begegnung mit Troy war jetzt drei Wochen her, und der Tag der Wahrheit war gekommen. Ruth war aus allen Wolken gefallen, als letzte Woche ihre Regel ausgeblieben war. Sie war nicht nur überrascht, sondern völlig außer sich gewesen. Anscheinend hatte die Pille danach nicht gewirkt.
Heute Morgen hatte sie plötzlich gewusst, dass sie es nicht länger vor sich herschieben
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