Glücksklee
eben Journalistin, da muss sie natürlich ihre eigene … Sichtweise mit reinbringen.» Charlie wählte seine Worte sorgfältig und lachte dabei leise in sich hinein.
«Ist sie eigentlich immer noch in dich verknallt?», fragte Ruth.
«Komm, Ruth, unsere Schulzeit ist doch lange vorbei.»
Ruth sah ihn scharf an. «Das ist keine Antwort.»
«Was für eine Antwort erwartest du denn? Aber lass uns jetzt nicht das Thema wechseln. Wie gesagt, ich war neulich ungerecht dir gegenüber, und das möchte ich wiedergutmachen. Kaffee?» Er benahm sich wie zu Hause, öffnete die Küchenschränke, als wohne er hier – was er praktisch ja auch getan hatte, damals, als sie zusammen gewesen waren.
Ruth deutete auf die Küchentheke. «Sie haben jetzt eine Kaffeemaschine.»
Charlie hielt einen Moment inne und wiegte dann den Kopf. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. «Du bist es wirklich gewöhnt, von vorn bis hinten bedient zu werden, was? Erwartest du jetzt etwa, dass ich für uns beide Kaffee koche?»
«Oh, verflixt, entschuldige!» Ruth hatte wirklich nicht die Absicht gehabt, Charlie den Kaffee machen zu lassen. Nein, eine derartig schlechte Gastgeberin war sie nicht, aber sie war in Gedanken immer noch mit anderem beschäftigt, nicht nur mit dem Interview, sondern vor allem mit ihrer morgendlichen Entdeckung. «Natürlich mache ich den Kaffee selbst.»
«Schön. Nachdem ich den ganzen Weg hergekommen bin, um mich zu entschuldigen, kann ich armer Kerl wohl zumindest eine anständige Tasse Kaffee erwarten – wenn du mir schon nicht verzeihen willst.»
«Wie bitte?», fragte Ruth zerstreut.
«Ruth, was ist denn los mit dir? Ich weiß, dass ich mich an dem Tag idiotisch benommen habe, aber jetzt sag nicht, dass du mir weiterhin böse sein willst.»
Ruth biss sich auf die Lippe. Sie wusste wirklich nicht, was Charlie von ihr wollte. «Okay, schön, also ich verzeihe dir», sagte sie herablassend.
Charlies Augenbrauen fuhren in die Höhe. «Vielen Dank, dass du
meine
Entschuldigung annimmst.» Er sprach jedes Wort betont aus, als wolle er sie darauf aufmerksam machen, dass sie sich für ihr Verhalten ihm gegenüber bisher nicht entschuldigt hatte.
Es klappte. «Hör mal, ich möchte mich auch entschuldigen», murmelte Ruth. «Was ich damals getan habe, tut mir leid. Ich weiß, dass ich besser hätte reagieren müssen, ich hätte nicht einfach so … weglaufen dürfen.»
«Ich finde, das könnte man fast noch als Untertreibung bezeichnen.»
Verdammt noch mal, das passte ihr jetzt gar nicht in den Kram, diese Gedanken und Gefühle aus der Vergangenheit … Sie hatte weiß Gott im Moment schon genug im Kopf.
Mit einem Seufzer ließ Ruth sich auf einen Küchenstuhl fallen. «Hör mal, mir ist durchaus klar, was ich verkehrt gemacht habe, vor allem in unserer Beziehung damals. Aber es ist doch schon so lange her. Ich meine, sag mal ehrlich, hättest du mich denn wirklich heiraten wollen?» Sie war überrascht, wie merkwürdig das klang, fast als glaube sie selbst, dass sie es nicht wert sei.
Charlie blinzelte. «Ich hätte dir wohl keinen Antrag gemacht, wenn ich das nicht gewollt hätte.»
«Also, es tut mir aufrichtig leid. Ich weiß, dass das damals schrecklich war, und ich kann dir eigentlich gar nicht verübeln, dass du gesagt hast, du wolltest nichts mehr mit mir zu tun haben.» Sie stockte. «Aber … ehrlich, so wie mein Leben jetzt ist, hättest du mich nicht gewollt.»
«Wie dein Leben jetzt ist? Was heißt das denn?»
Ruth hatte keine Ahnung, warum sie diese Formulierung gewählt hatte. Schließlich führte sie doch ihr Traumleben, oder? Genoss sie denn nicht die Früchte ihrer jahrelangen harten Arbeit?
Sie schüttelte den Kopf. «Ach, das habe ich nur so dahingesagt. Ich hatte einfach in letzter Zeit ein bisschen viel Stress, mit dieser ganzen Mediengeschichte, verstehst du.»
«Das kann ich mir vorstellen.»
Obwohl Charlie sie eben noch deswegen geneckt hatte, übernahm er es jetzt selbst, den Kaffee zu machen. Als er aufstand, wurde Ruth plötzlich bewusst, wie viel kleiner die Küche wirkte, wenn er sich darin aufhielt. Sie konnte nicht leugnen, dass er super aussah und sich wirklich gut gehalten hatte. Als sie sich bei dem Gedanken ertappte, ob er wohl auch ausgezogen noch so attraktiv war wie früher, schüttelte Ruth unwillkürlich den Kopf. Nein, so etwas durfte sie sich nicht vorstellen, und schon gar nicht in diesem Moment. Sie stützte den Kopf in die Hände und massierte
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