Glücksklee
Gut, sie konnte vielleicht ein paar Monate ihrer Karriere opfern, um das Baby zu bekommen, aber was dann? Sie konnte ihre Laufbahn als Filmstar schlecht als ledige Mutter mit einem Baby im Schlepptau fortsetzen, oder?
«Und was hält er davon, dass du das Kind bekommen willst?», fragte Charlie.
«Er war nicht glücklich darüber, aber er kann ja nicht viel dagegen machen.»
«Aber er wird dich doch bestimmt unterstützen, oder?» Solche Dinge verstanden sich in Charlie Mellons grundanständiger Weltordnung einfach von selbst.
Ruth schüttelte den Kopf. «Er hat gesagt, ich würde keinen Cent von ihm kriegen. Ich will von dem blöden Arsch auch gar nichts haben, aber …»
Charlie war offensichtlich entsetzt. Er stand auf und wanderte in der Küche hin und her, was Ruth nervös machte. Trotzdem, es war eine Erleichterung, dass sie mit jemandem sprechen konnte, mit einem Menschen, der die Sache ernst nahm. Gegen ihren Willen überlegte sie, wie anders die Dinge lägen, wenn Charlie der Vater ihres Babys wäre, nicht Troy.
«Weißt du, Ruth, du bist schon immer für Überraschungen gut gewesen.»
Beschämt sah sie ihn an. «Ich weiß, es war verkehrt, dass ich dich vorhin geküsst habe. Das war verrückt.»
«Da sind wir uns immerhin einig.»
«Nach allem, was in letzter Zeit passiert ist, hältst du mich jetzt wahrscheinlich für eine Schlampe», sagte Ruth. Im Moment fühlte sie sich minderwertig und ordinär. «Aber trotzdem, ich möchte dir sagen, dass ich bis zu der Nacht mit Troy … und das war wirklich eine Dummheit, aber es wäre nicht passiert, wenn wir nicht so viel Champagner …» Ruth merkte, dass sie den Faden verlor, und verstummte. «Ich wollte sagen, dass ich bis zu der Nacht neulich lange Zeit mit niemandem geschlafen habe. Wahrscheinlich gehöre ich zu den anständigsten Frauen in Hollywood. Das mit Troy war einfach ein Riesenfehler.»
«Der aber trotzdem weiterwachsen wird.»
Ruth nickte trotzig. «Ja, und damit werde ich leben müssen.»
Charlie blieb stehen und setzte sich wieder neben sie auf den Stuhl. «Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll, Ruth. Ich muss sagen, dass ich noch nie in dieser Situation gewesen bin.»
«In welcher Situation? Du bist mir doch nichts schuldig – du kannst aufstehen und durch die Tür da rausgehen, genauso, wie du reingekommen bist.»
«Du hast recht, das könnte ich, und als du eben angefangen hast zu erzählen, hätte ich das auch fast getan, aber …» Charlie schüttelte den Kopf. «Er hat wirklich zu dir gesagt, er wollte nichts mit dem Baby zu tun haben?»
«Ja.»
«Und du lügst nicht?»
Gekränkt sah Ruth ihn an. «Charlie, man kann mir vielleicht vieles nachsagen, aber gelogen habe ich noch nie.»
«Nein, nein, das weiß ich ja. Es ist einfach …» Charlie schwieg. «Ich weiß einfach nicht», setzte er dann wieder an, «wie mein nächster Schritt aussehen soll. Du liegst mir immer noch am Herzen, Ruth. Das kann ich nicht leugnen. Und vor deinem Geständnis eben hatte ich mich gefragt, ob wir nicht vielleicht die Vergangenheit hinter uns lassen könnten und …»
Ruth senkte den Kopf, merkte aber, dass sie nicht einmal mehr Tränen zustande brachte – sie war ganz leer geweint. So wie Charlie es formulierte, klang es, als hätte sie ihre Ehre verloren.
«Es hat eine Zeit gegeben, da habe ich geglaubt, wir würden zusammen Kinder haben», sagte er leise.
Ruth schaute ihn an. «Wirklich?»
«Ja.»
Sie legte den Kopf in die Hände. «Ach Gott, es ist so ein Durcheinander. Ich weiß nicht, was ich tun soll … ob ich die richtige Entscheidung treffe … was dann aus meiner Karriere wird …»
Charlie nahm ihre Hand. «Ich glaube, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für diese Fragen. Deine Karriere und meine Meinung sind doch im Moment unwichtig. Wirklich, ich glaube, du hast aus dem Herzen gesprochen, als du mit … ihm telefoniert hast.»
Ruth hatte noch gar nicht daran gedacht, dass sie dieses Mal möglicherweise die richtige Entscheidung getroffen hatte. Nach den vielen Fehlentscheidungen in der letzten Zeit hatte sie sich so viel Urteilsvermögen gar nicht mehr zugetraut.
«Charlie, es tut mir wirklich leid … alles.»
Er nickte und tätschelte ihr die Hand. «Ich glaube, ich sollte jetzt gehen.»
«Das ist wohl am besten.»
Er küsste sie leicht auf die Wange. «Egal, was du jetzt auch denkst, ich weiß, dass du eine phantastische Mutter sein wirst.»
Ruth lächelte traurig. «Schön, dass wenigstens
Weitere Kostenlose Bücher