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Glücksklee

Glücksklee

Titel: Glücksklee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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auf einmal genau das, was in ihrem Leben gefehlt hatte. Vielleicht hatte Charlie recht, vielleicht war der Weg an ihr vorbestimmtes Ziel länger und voller Umwege. Vielleicht war es ihr bestimmt, mit Charlie zusammen zu sein, und vielleicht würden sie es diesmal schaffen.
    Dann meldete sich eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Rasch löste sie sich von Charlie.
    «Tut mir leid», keuchte sie. Sie hob eine Hand an den Mund.
    Mit unergründlicher Miene schaute Charlie sie an.
    «Es ist einfach … es ist ein ganz schlechter Zeitpunkt … dafür.»
    Er blickte zu Boden. «Ich verstehe.»
    «Nein, das verstehst du nicht.»
    «Ich glaube doch.» Seine Stimme klang kalt. Er stand auf. «Was damals passiert ist, tut dir leid, aber es ist lange her, und dein Leben ist weitergegangen. Ich hab’s kapiert.»
    «Nein, Charlie, du hast keine Ahnung», sagte Ruth. Wieder traten ihr die Tränen in die Augen.
    Sie musste es ihm sagen, sie musste es einfach loswerden. Auch wenn die Situation verrückt war, auch wenn Charlie nach dem, was gerade geschehen war, womöglich der letzte Mensch auf der Welt war, der sich in sie einfühlen konnte.
    «Als ich eben über meine Dummheiten sprach …» Ruth holte tief Luft. «Also, die größte dieser Dummheiten habe ich gar nicht mit aufgezählt …»

    «Du bist schwanger?», fragte Charlie ungläubig, als sie ihm die ganze traurige Geschichte erzählt hatte.
    Wieder hätte Ruth am liebsten losgeheult. Ihr Leben verdiente wirklich einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde, als «Schlimmstes Leben überhaupt».
    «Heute Morgen habe ich den Test gemacht», erwiderte sie leise.
    «Du meinst, kurz bevor ich hergekommen bin?»
    «Ja.»
    «Und … wer ist der Vater?» Die Frage war naheliegend, aber Charlie sah aus, als wappne er sich für die Antwort. Ruth hatte die Augen niedergeschlagen, sie sah schuldbewusst aus. «Etwa dieser Typ? Dieser Valentine? Ernsthaft?» Charlie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
    «Es war ein Unfall», verteidigte Ruth sich. «Es hätte nicht passieren dürfen.»
    «Das will ich hoffen, denn sonst hieße das, dass ihr Frauen in Hollywood heutzutage wirklich abartige Dinge tut, um es zu etwas zu bringen.» Doch als er Ruths verletzten Gesichtsausdruck sah, wurde sein Tonfall sanfter. «Ruth, allmählich habe ich das Gefühl, dass dein ganzes Leben aus Unfällen besteht.»
    «Das Gefühl habe ich auch», sagte Ruth mit bebender Unterlippe.
    «Und du hast es heute Morgen erst festgestellt», wiederholte Charlie, «aber trotzdem hast du dich von mir küssen lassen und mich auch geküsst …» Ruth wusste, dass ihn das verstörte, und er hatte recht – es war wirklich schlimm.
    «Ich weiß, aber bei unserem Kuss habe ich es irgendwie … vergessen.»
    «Du hast ‹vergessen›, dass du schwanger bist?», fragte Charlie zweifelnd.
    «Ja! Ich hatte doch nicht damit gerechnet, dich zu sehen, und schon gar nicht damit, dass ich immer noch …» Sie schüttelte den Kopf, nein, diesen Gedanken wollte sie nicht weiterverfolgen, das hatte keinen Sinn. «Weißt du, ich hatte wirklich einen scheußlichen Morgen. Erst der positive Test. Und dann habe ich es Troy erzählt, und er hat gesagt, ich könnte ihn mal und –»
    «
Was
hat er gesagt?» Charlies Augen wurden schmal.
    Ruth berichtete, wie das Gespräch mit dem Vater ihres Kindes abgelaufen war. «Ich weiß immer noch nicht, warum ich es ihm überhaupt gesagt habe, aber ich hatte einfach das Gefühl, das müsste sein.»
    «Und es war richtig, ja, aber vielleicht ein bisschen zu früh. Du hättest dir Zeit lassen und erst darüber nachdenken sollen.»
    Charlie hatte natürlich recht, aber das war typisch für ihn, er war immer vernünftig.
    «Jedenfalls hat Troy einfach angenommen, ich würde es abtreiben lassen, und das hat mich wütend gemacht, deswegen habe ich ihm gesagt, er sollte sich zum Teufel scheren, und ich würde das Baby kriegen – obwohl ich mich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht entschieden hatte.»
    «Und?», fragte Charlie. «Willst du es behalten?»
    Ruth seufzte. «Ideal ist es nicht, und schon gar nicht in meinem Beruf.»
    «Das kann ich mir denken.» Charlies Blick wanderte zu ihrer Taille. Offenbar versuchte er, sich vorzustellen, wie eine Schwangerschaft ihren Körper verändern würde.
    Auch Ruth hatte versucht, sich das auszumalen, vermochte es jedoch nicht. Egal, was sie zu Troy gesagt hatte, sie war sich noch nicht hundertprozentig sicher, wie sie mit ihrer Schwangerschaft umgehen würde.

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