Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
gegeben.
„Mögens an Café, die Damen?“
Aha, er f ährt also gleich die härteren Geschütze auf, fiel mir da nur ein. Doch wer hätte da schon nein sagen können?
So setzten wir uns völlig tiefenentspannt schon mal in meine zukünftige Küche, ebenfalls im vornehmen Landhausstil mit allen Schikanen. Selbst eine farblich passende Kitchen-Aid in Creme stand hier schon bereit und wartete nur noch auf den Befehl „Rühren, marsch!“, was mich besonders faszinierte.
Bepackt mit einer Menge Prospektmaterial und einer Visitenkarte des charmanten Österreichers, Herrn Amadeus Hoferer, traten wir nach einem mehr als ausgiebigen Kaffeetrinken im Hanse-Heim wieder die Heimreise an.
Ich träu mte bereits im Dreivierteltakt…
*
Eine ganz andere Reise stand nicht wenigen Mitarbeitern des Vinzenz-Joseph-Klinikum bevor. Dies erfuhr ich von einer mehr als am Boden liegenden Frau Graf, die mich wieder einmal angerufen hatte: „Frau Sellinger, Sie werrn des nett glaube, abber jetzt bin ich das erste Mal seit übber dreißig Jahr im Dienst auch krankgeschribbe. Des hält kein Mensch aus, was in dem Haus alles bassiert.“
Ich war mehr als erstaunt. Frau Graf krankgeschrieben? Das hatte es ja noch nie gegeben. „Was ist denn um Himmels Willen passiert? Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.“
„Ach, ich weiß gar nett, wo ich anfange soll. Mier sinn doch verkaufd worrn, an so‘n italienische Invesdor, die Petri-Pharma in Rom. Die Firma hat ja sozusaache weltweit des Monnopool uffem Pharma-Maggd. Unn die habbe de eiserne Besen genomme und erstemaa gekehrt - unn zwar rischdisch. Der oberste Boss, Francesco Ponti heißt der Kerle, der is ganz neu bei dem Konzern, jeder nennt den nur noch „Don Capriolo“, weil der nur Förz im Kopp hat un alles umkrembeln dud. Der hat doch erstemaa alle Gehälder gekörzd unn en mords Sparkurs angezeddeld. Kaaner waas so werklesch, wie der üwwerhaapd an den Poste gekomme iss, der machd ja alles dorschenanner.“
Dieser Francesco Ponti, der „Don Capriolo“ aus Rom, schien tatsächlich einen beinharten Sparkurs zu fahren. Angeblich, so habe ich hinterher herausgefunden, wollte er bei den Krankenhäusern und Produktionsstätten in den reichen Ländern rigoros einsparen, um in den armen Ländern endlich neue Kliniken bauen zu können.
Und die ganz Reichen, also die Araber, Russen und Chinesen, die wollte er in Zukunft mit teuren, luxuriösen Privatkliniken und neuen Konzepten ködern und ordentlich schröpfen.
Eigentlich gar nicht so verkehrt, vom Ansatz her – fand ich.
Niemand wusste allerdings so ganz genau, wie dieser ehemalige knallharte Wall-Street-Typ auf einmal an die Spitze des Petri-Pharma-Konzerns gekommen ist – aber es machte den Anschein, als wäre er aus irgendeinem Grunde geläutert und würde nun den weltgrößten Klinik- und Pharma-Riesen komplett umkrempeln. Zu einer Art globalem Wohlfahrtsverein nach Robin-Hood-Prinzip. Hatte er das als Kind etwa gelesen und sich jetzt wieder dran erinnert?
Doch Vorsicht ist geboten, wenn man so radikale Schritte ei nleitet. Feinde gab es bei dieser Art von Reform gleich gratis mit dazu.
Er sollte sich vielleicht mit dem Gedanken an einen Vorkoster nach mittelalterlichem Modell anfreunden…
Dann folgte eine kurze Pause, anscheinend war Frau Graf vom Thema abgekommen. Ich gönnte ihr das Luftholen, sie war doch ziemlich aufgeregt.
„ Abber, jezz habbisch mei Redd vergesse – also, uff jeden Fall mussde en Haufe Leud geh‘n, alle solle eraus aus’m Schwesterwohnheim – auch die ganz Alde, des muss mer sich emaa vorschdelle. Unn die sinn dann mit ihre Gehstöck‘ unn Rollaadoorn gekomme und da hammer dann all zusamme mit den Junge demonsdrierd, so rischdisch mit Pfeife und Drommeln, hawwese des denn gar nett mitgekrieht?“
„Nee, Frau Graf, ich war wochenlang auf Lesereise in ganz Deutschland, oder sagen wir besser, halb Deutschland, den Osten habe ich nicht ganz geschafft.“
„Ach so. Naja, isch will’s Ihne ja auch nur saache. Des D emonsdriern hat nix genudzt, ausgelachd hawwe se uns. Unn dann hawwe se viele endlasse, einfach so. Alles wechem liebe Geld, es geehd ja nur um’s Geld. Naja, jedenfalls hamm sich das die junge Schwestern nett gefalle lasse und anscheinend gedacht, wenn mer sowieso gekündischd sinn, dann könne mer auch emaal die Bombe blazze lasse.“
„Bombe platzen? Welche Bombe?“, ich war dann doch zie mlich neugierig geworden, was da während meiner Abwesenheit
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