Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
fand ich viele Vorurteile bestätigt – aber gena uso viele musste ich über den Haufen werfen.
Ich weiß auch nicht, ob es daran lag, dass ich langsam aber s icher in Richtung Altersmilde tendierte, aber ich war dermaßen abgeklärt – oder vielleicht auch nur erschöpft vom ständigen Vorlesen meiner eigenen Texte – dass ich schon fast zu müde zum Lästern war.
Erschwerend kam hinzu, dass ich absolut niemanden hatte, mit dem ich hätte ablästern können. Das führte dazu, dass ich es kaum noch erwarten konnte, endlich wieder nach Hause zu kommen. Auch wenn das bedeutete, dass ich erst einmal mit einem beleidigten Kater und unter Umständen übelriechender Bettwäsche konfrontiert werden würde…
Von dem Schlafen auf billigen Matratzen, die meist auch noch durchgelegen waren, hatte ich inzwischen wieder heftige Rückenschmerzen. Und davon mehr als genug!
Sage noch einer, es sei ein Vergnügen , Bestsellerautorin auf Lesereise zu sein…
Doch ein kurzer Blick auf meinen mehr als satten Kontostand versöhnte mich schnell wieder.
Schwindelerregende Zahlen !
D er Gedanke an „Betongold“ keimte in mir wieder auf.
Es wäre doch nicht das Schlechteste, ein eigenes Häuschen zu besitzen? Für mich und Ahmed. Vorerst. Konkrete Pläne zur Familienerweiterung waren ja im Dauerfroster deponiert .
*
Anfang Juni, bevor die große literarische Sommerpause begann und alle Welt in die Ferien startete, war ich dann nach einer Rundreise über das Allgäu, die gesamte Bodenseeregion und den Schwarzwald wieder in heimischen Gefilden gelandet.
Und selbst mehr als urlaubsreif!
Doch von fremden Betten, dunklen Haaren (nicht meine eig enen und unappetitlicherweise nicht vom Haupthaar!) auf weißen Kacheln oder fast weißen Bettlaken, nicht vorhandenen Minibars und nächtlichen Ruhestörungen durch Spätheimkehrer, lauwarmem Kaffee schon beim Frühstück und noch wärmerer Butter, zuckersüßem Orangensaft aus dem Automat und nicht vorhandenen oder streikenden Aufzügen, wenn mein Zimmer im dritten Stock lag, hatte ich dermaßen die Nase voll, dass ich nicht mal auf die Bahamas geflogen wäre, selbst wenn ich es beim Preisausschreiben gewonnen hätte.
Außerdem hatte ich nach einer angemessenen Regeneration sphase schon eine viel interessantere Idee: die Jagd auf eine geeignete Immobilie…
An einem nicht besonders heißen Sommertag fuhren wir (meine Mutter und ich, aber ohne Ahmed) also in einen Vorort von Frankfurt – den Ortskundigen unter Ihnen wird das malerische Bad Offenbach ein Begriff sein – wo eine der größten Fertighausausstellungen der Republik zu finden war.
Ich wollte mir einfach einen Überblick verschaffen. Archite ktonisch sowie preislich. Immerhin hatte ich keinerlei Ahnung, wie man heutzutage baute und was da an Kosten auf mich zukommen könnte.
Es war eine mehr als dreistündige Tour durchs Fertighausparadies. Und nachdem wir zirka 98 % der Musterhäuser in Augenschein genommen hatten und dabei genau zweimal (!!!) von einem Verkäufer persönlich angesprochen worden waren (Stichwort Dienstleistungswüste Deutschland), landeten wir vor einem Haus, das nur ein Wort verdiente: Traumhaft!
E ine zauberhafte Villa, wie sie an der schicken Hamburger Außenalster hätte stehen können. Vom Allerfeinsten und nicht so ein quadratisch-rechteckiges Ungetüm wie die meisten Häuser, die wir vorher besichtigt hatten. Dies hier hatte Charme, gehobene Landhausklasse mit überdimensionaler Verglasung, einer Wendeltreppe und einer überdachten Terrasse – falls es mal regnen sollte. Und passsenderweise hieß das Schmuckstück auch noch Hanse-Heim .
Wie gerne wäre ich baldmöglichst ein Hanse-Heimchen am Herd - genau in diesem Haus. Wobei Haus eine Untertreibung war, wie ich schon erwähnte.
Es war also Liebe auf den ersten Blick. Und das Allerbeste: Der Verkäufer war auch noch nett!
„Dreihundertvierzig in etwa. Kommt allerdings auch ein wenig auf die Extras an, die die gnädigen Damen noch wünschen. Wir von der Hanse-Heim AG können da alles machen. Geht nicht, gibt’s nicht, heißt das bei uns. Im Prinzip könnten Sie nach einem Hauskauf auch ganz beruhigt in den Urlaub fahren und uns alles überlassen, inklusive der Gartengestaltung – alles kein Problem! Hausbau ist schließlich reine Vertrauenssache, das ist wie beim Zahnarzt oder beim Friseur…“, hatte der gute Mann, der so einen österreichischen André-Heller-Charme verströmte, zu Protokoll
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