Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
völlig unterschätzt bei den meisten Sparern. Und Sie können es sich absolut erlauben, hier zu investieren. Gerade, wenn Sie momentan nicht in Gold oder anderen Rohstoffen anlegen wollen.“
„Nein, danke. Der drohende Totalverlust meiner Sun + Fun-Aktien reicht völlig. Angeblich sollten die alternativen Energien doch laufen wie geschmiert. Und jetzt ist die Aktie unter einem Euro… Ihr Vorgänger hatte damals gesagt, man könnte damit gar nichts falsch machen.“
„Frau Sellinger, der Markt ändert sich momentan rasant, die Chinesen, Sie wissen doch. Die Globalisierung… Da sind deutsche Solarfirmen einfach im Nachteil. Aber so etwas kann sich auch wieder ändern. Ich empfehle, die Sache auszusitzen. Sie werden noch an meine Worte denken.“
Nein, denken wollte ich an den nervtötenden Banker so wenig wie möglich. Zu dem Zeitpunkt hoffte ich tatsächlich noch, dass endlich Ruhe in Sachen Finanzberatung einkehren würde. Schließlich hatte ich doch eine größere Investition vor mir, auch wenn mein Konto danach noch immer im siebenstelligen Bereich sein dürfte.
Hach, es ist schon problematisch, wenn man einfach nicht weiß, wohin mit dem ganzen Geld…
*
„Kennst du die Leute, die da bauen wollen?“, fragte Claude, den es auch brennend interessierte, was da nebenan so vor sich ging, und zupfte kunstvoll Bällchen aus dem Bagle, den er mo rgens noch frisch vom New Yorker Bäcker eingeschmuggelt hatte.
„Nein, keine Ahnung. Auf jeden Fall kann es nur besser we rden, der alte Bau aus den frühen Siebzigern war ja ein Schandfleck. Und der schöne, große Garten, den haben sie total verwildern lassen. Insofern freue ich mich eigentlich – auch wenn es wohl ziemlichen Baulärm geben wird.“
Dass dieser Lärm jedoch Musik in meinen Ohren sein würde, konnte ich leider aus Geheimhaltungsgründen nicht hinzufügen.
„Na, hoffentlich wird es nicht zu schlimm mit dem Krach“, bedauerte mich Claude schon einmal im Vorhinein.
„Vielleicht sind ja ein paar knackige Jungs für dich dabei – Bauarbeiter haben doch einen gewissen Sex-Appeal…“, fügte Detlef noch hinzu.
„Du meinst wohl das berühmte Bauarbeiter-Dekolleté?“, fro tzelte Claude zurück und schüttelte sein onduliertes Haupt theatralisch.
Ich musste grinsen, die beiden waren wirklich wie ein altes Ehepaar.
„Irgendjemand hat ge sagt, dass es ein Fertighaus wird. Da kann es wohl nicht allzu lange dauern mit der Belästigung durch freiliegende Heckansichten“, warf ich in die Runde, einfach so.
„Na, ich bin gespannt, wie das neue Nachbarhaus dann im Endeffekt aussieht – und ob vielleicht auch ein netter Nachbar dabei für dich herausspringt…“, meinte Detlef abschließend.
„Danke vielmals, kein Bedarf“, zischte ich zurück.
A ber tief in mir hatte ich schon eine ziemlich genaue Vorstellung von meinem schicken Hanse-Heim mit Blick über ganz Groß-Nidda und überdachtem Balkon!
Und erst die Gartengestaltung, ein Traum in grün und weiß…
Gott sei Dank kam Silke dann doch noch vorbei - und Ellen und Thomas, denen zu zweit wieder einmal zu langweilig gewesen sein dürfte, trudelten ebenfalls ein. Das brachte neuen Gesprächsstoff. Ich wollte das Thema Bau auch schnellstmöglich abschließen. Am Ende hätte ich mich vielleicht doch noch verplappert.
Alle waren „bewaffnet“ mit diversen Brötchen und Baguette, Käse in verschiedenen Variationen und die eine oder andere Flasche Rotwein war auch dabei.
Na also, geht doch!
Anscheinend hatte mein manchmal etwas angespannter Gesichtsausdruck, wenn die Mischpoke wieder mal meinen Kühlschrank geplündert hatte, doch etwas bewirkt.
Insgeheim freute ich mich schon wie Bolle auf den Moment, wo ich meiner Freitagabend-Clique mein neues Dasein als Hanse-Heimchen am Herd präsentieren konnte.
In spätestens vier Wochen , also in der ersten Novemberhälfte, sollte es soweit sein.
Ich konnte es kaum noch erwarten…
Ordnung muss sein!
Ahmed, mein treuer Schreib-Assistent und nächtlicher Ausbüxer, hatte – genau wie die Freitagsmischpoke – auch an seinen Gewohnheiten festgehalten. Weiterhin machte er Streifzüge durch die Betten der Nachbarschaft und blieb mit schöner Regelmäßigkeit, wie immer, bei Herrn Altenberg hängen.
Dort gab es immer noch ein leckeres Betthupferl in Form von Nuggets, frittierten Putenschenkeln oder einfach ein „Hendl“ mit Krautsalat, wobei mein Kater die Beilage großzügigerweise dem Lieferanten
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