Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
so alles passiert war an meinem alten Arbeitsplatz.
„ Hach, glauwesemer, isch bin fix unn ferdisch“, Frau Graf war hörbar außer Atem…
„Abber isch mussd Sie mal anrufe unn Ihne des saache…“
„Wirklich nett von Ihnen!“
„Also, es war so. Sitze Sie auch, Frau Sellinger? Nett, dass Se mer gleich umfalle…“
„Keine Sorge, Frau Graf, schießen Sie los, ich bin Kummer gewöhnt.“
„Ei, es is so. Die Bombe heißt Breidenbach, Doktor Breidenbach, Ihrn ehemalische Fast-Mann. Uff den hadde se’s abgesehn. Die junge Dinger sinn also uff einmal uffgedaucht und zwar blanko, also „obbe ohne“, wie die Mädscher, die da manchmal vorm Putin uff de Hannover-Mess“ erumspringe, wissese, was ich mein‘?“
„ Die Frauen von Femen , meinen Sie? Die hübschen Dinger, die immer halbnackt protestieren?“
Mir schwante schon so einiges…
„Ja, knau! Wie die Mädchen von dene Femen, also vollkommen oben-ohne, so ham die demonsdrierd unn uff de Blakaade stand noch: Wir sind kein Frischfleisch für Breidenbach und Co. und Schwestern wehrt euch gegen Grapscher – unn dann stand da noch Weg mit Karsten B. – B wie Busengrapscher!“
Mir blieb die Spucke weg, was selten vorkam. Frau Graf hatte schneller wieder den Faden gefunden: „ So, jezz isses raus. Jezz is mer wohler… Jezz weiß ich auch, warum Sie von dem Breidenbach so schnell fodd sinn, des is en gans schlimme Finger!“
Dem war meinerseits nichts mehr hinzuzufügen.
Es war wohl wirklich besser, dass ich gesessen hatte.
Der Hot Doc am Pranger! – und ich hatte nichts mitbekommen. Wahrscheinlich war es durch alle Medien gegangen, aber ich war ja allabendlich mit Lesungen beschäftigt gewesen und in den schlechtesten Hotels waren nicht mal funktionsfähige Fernseher gewesen. Mist! Da würde ich nun einiges recherchieren müssen…
„Und jetzt? Was ist passiert? Hat der Konzern in Italien schon reagiert? Ist mein Ex denn auch entlassen worden?“
„Nee, entlasse is der nett. Abber uff einmal hieß es, der wär‘ a bgereist, direkt nach Rom. Wollt mit dem Obbersde von de Petri-Pharma schwäzze. Ihrn Ex, de Schefazzd, war ja sowieso schon länger uffegefalle, weil er die halb Klinik uffs Allerfeinste umgebaut hat – nobel geehd die Weld zugrund‘, saach ich nur. Üwerall Marmor, Sandstein, moderne Kunst, Hauptsach‘ deuer – sogar die Badewanne mussde extra groß sein… Wie bei de Krösusse dehaam. Awwer, jetzt geehd dem doch de Arsch uff Grundeis, wennse mich fraache. Erodische Beläsdigunge unn Busengrabschereie sinn schließlich kaan Kavaliersdeliggd.“
Nach Rom gereist. Aha!
Wenn’s brenzlig wird, eilen immer alle nach Rom.
Komisch.
„Und wie ist es dann weitergegangen?“
„Ja, basse Se ma uff: Jezz hab isch gehörd, der hätt‘ e gans Woch‘ uff e Audienz beim obbersde Boss, dem Herr Ponti, gewart. Der hatt’n nämlich nett vorgelasse, der hatt’n schee schmorn lasse… Isch saach nur Canossa!“
„Woher wissen Sie das denn so genau?“
„Ging doch de ganse Daach durch die Nachrichten!“
Ich hatte echt eine Menge verpasst, das hatte ich nun davon, Bestsellerautorin zu sein. Die wirklich interessanten Ereignisse waren an mir vorüber gegangen.
Das war wohl in der Tat der reinste Gang nach Canossa für meinen Ex-Karsten. Meine Güte, dem musste wirklich der Stift gegangen sein…
War doch seine Grapscherei tatsächlich herausgekommen.
Man sollte Schwesterschülerinnen eben nie unterschätzen.
Da musste er eine geschlagene Woche warten, bis er denn endlich zum Obermufti vorgelassen wurde.
Das freute mich ungemein.
Nicht umsonst war Schadenfreude ein deutsches Wort, das fast die ganze Welt erobert hatte! Zu Recht…
„Und wo ist er jetzt?“, wollte ich dann aber doch noch wissen.
„ Isch saach nur: Rom hat gesprochen! Der Doktor is‘ versetzt worrn, nach Niederbayern. In e ganz klaa Krankehäusche, als ganz klaane Stationsarzt. Ob der nochemaa widderkommt? Ich glaub’s ja nett. Unn hier will den auch kaaner mehr sehe…“
„Und seine Irina? Ist die auch fortgegangen?“
„Fodd is die schon, abber nett mit dem Doktor Breidenbach. Die is‘ mit so em Italiener von de Petri-Pharma durchgebrannt. Naja, in Italien is halt auch meisdens besser Wedder als im bayerische Wald…“
Ja, das musste man zugeben.
Das Wetter sollte man eben auch nie unterschätzen.
Genau wie Schwesternschülerinnen…
Pokerface
Der Herbst nahte mit großen Schritten und mit der gemütlichen
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