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Glücksspiel der Liebe

Glücksspiel der Liebe

Titel: Glücksspiel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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erwartet, aber nicht in diesem Ausmaß. »Warum?«
    »Warum? Weil... weil... sie nackt sind!« Olivers sah sie fassungslos an. »Und weil ich als Familienoberhaupt es als meine Pflicht erachte, Beschäftigungen von deiner Seite zu unterbinden, die dich kompromittieren könnten.«
    Sie betrachtete ihn lange und stellte fest, dass es einige Dinge in ihrer Vergangenheit gab, die sie besser vor ihm geheim hielte. Hätte sie doch nur diese Zeichnungen aus der Mappe genommen, bevor er sie in die Hände bekam! Wie gedankenlos von ihr.
    Seufzend lenkte sie ein. »Also gut, Oliver. Ich hatte in Italien jahrelang Unterricht bei einer Engländerin namens Mrs Kincaid, einer sehr talentierten Künstlerin. Vermutlich würdest du sie als Freidenkerin bezeichnen. Im Laufe meines Unterrichts bei ihr schien es nur folgerichtig, von Birnen in einer Schale zu Menschen überzugehen.«
    Oliver stöhnte. »Nackten Menschen.«
    »Wahrscheinlich auch noch nackte Birnen.« Jonathon beugte sich zu Fiona und senkte die Stimme. »Gegen unbekleidete Früchte hat er anscheinend nichts.«
    »Das ist überhaupt nicht komisch«, wies Oliver seinen Freund zurecht.
    »Natürlich nicht.« Mühsam bewahrte sich Jonathon eine ausdruckslose Miene.
    »Du musst dir darüber wirklich keine Sorgen machen, Oliver«, beeilte sich Fiona zu versichern. »Wir waren mehrere in Mrs Kincaids Klasse und einigten uns alle darauf, das Thema unserer Arbeit...«
    »Vertraulich zu behandeln?«, bot Jonathon an.
    »So hätte ich es wohl nicht ausgedrückt, aber ja. Wir stimmten überein, dass es möglicherweise Schwierigkeiten gäbe, sollte unser Arbeitsthema öffentlich werden. Außerdem« - sie zuckte mit den Schultern — »waren unsere Väter allesamt Männer des öffentlichen Lebens. Keine von uns war Italienerin und niemand hatte vor, jemals seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Es war in der Tat nur ein Zeitvertreib.« Sie sah Oliver an. »Du möchtest mir hoffentlich nicht vorschlagen, damit Geld zu verdienen?«
    »Jetzt sicherlich nicht mehr!« Oliver war immer noch empört.
    »Warum nicht mehr?«, wollte Jonathon wissen.
    »Weil das nicht das war, was wir... also die Idee war doch...« Oliver deutete auf die Zeichnungen. »Vielleicht einige davon, aber...«
    »Was für eine Idee?«, fragte Fiona.
    »Sieh dir diese an, Oliver.« Rasch sortierte Jonathon die Blätter in Stapeln.
    Fiona runzelte die Stirn. »Was um alles in der Welt machen Sie da?«
    »Geduld, meine Liebe.« Er lächelte sie flüchtig an. »Das hier sind die Landschaften. Technisch gesehen anständig, aber nicht besonders inspiriert. Dann hier die Stillleben.« Er ließ die Hand auf dem zweiten Stapel ruhen. »Ebenfalls ordentlich, die Apfel hübsch, die Schüssel gelungen, doch auch hier finde ich nichts Besonderes. Aber« — er wühlte in den Blättern — »in diesem Stapel hier befinden sich Detailansichten von berühmten Werken. Vermutlich in den Gemäldesammlungen kopiert, nehme ich an?« Er sah sie an. »Uffizien und Palazzo Pitti?«
    Sie nickte.
    »Das dachte ich mir.« Er wandte sich wieder den Zeichnungen zu. »Darin kann man etwas Außergewöhnliches erkennen, sozusagen den Beginn von Leben. Es könnte natürlich auch sein, dass sie einfach eine begnadete Kopistin ist.«
    Oliver beäugte seinen Freund misstrauisch. »Woher weißt du so viel über Kunst?«
    »Mein lieber Norcroft, ich habe keine erschöpfenden Kenntnisse über irgendein spezielles Thema. Allerdings weiß ich ein bisschen über die verschiedensten Dinge.« Jonathon seufzte übertrieben dramatisch. »Das ist ein Fluch. Aber zurück zu den Bildern. Passt auf. Hier bei den Statuen kann man die Glätte des Marmors geradezu spüren.«
    »Finden Sie wirklich?« Fiona sah ihn an. Übermäßigen Beifall war sie nicht gewohnt. Mrs Kincaid hatte immer gesagt, dass sie ein von Gott gegebenes Talent habe und es doch ein Jammer sei, dass sie es nie ernstlich nutzen werde. Ihre Schwestern hatten über die Jahre einige der Bilder zu Gesicht bekommen und sich zwar lobend geäußert, aber nie viel Interesse gezeigt. Außer ihren Mitschülerinnen hatte tatsächlich nie jemand die Arbeiten gesehen.
    »Ja.« Jonathon nickte eifrig, dann betrachtete er wieder die Bilder. »Bis zu diesem Punkt sind die Zeichnungen gut, aber nicht außergewöhnlich. Doch seht euch die Studien der Hände und Gesichter an. Ich nehme mal an, Ihre Schwestern?«
    Fiona nickte und Jonathon blickte Oliver an. »Kannst du mir so weit folgen?«
    »Mit Mühe«,

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