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Glücksspiel der Liebe

Glücksspiel der Liebe

Titel: Glücksspiel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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sich viel zu gut amüsiert, um sich Sorgen um die Zukunft zu machen.
    Ohne es zu merken war sie neunzehn geworden, dann schon zweiundzwanzig und im Nu kam ihr fünfundzwanzigster Geburtstag. Und ihr Vater verstarb und zwang sie nach seinem Tode zu etwas, wozu er sie zu Lebzeiten niemals gezwungen hätte. Denn auch er hatte an die Liebe geglaubt. Und eben die Liebe zu seiner Tochter war der Grund für sein Testament gewesen.
    Was sie keinesfalls daran hindern würde, seine Pläne zu durchkreuzen.
    Ungeachtet Olivers Vorhaben waren ihre einzigen vernünftigen Optionen entweder den Mann zu heiraten, den sie nicht heiraten wollte; oder einen Mann zur Ehe zu zwingen, der sie nicht heiraten wollte. So schrecklich es klang, sie täte besser daran, es mit Wieheißternoch zu versuchen. Wenigstens würde er sie nicht so zurückstoßen.
    Selbstverständlich hatte sie nicht vor, Jonathon das wissen zu lassen. Noch nicht. Abgesehen von ihrem Zorn war sie überraschend enttäuscht gewesen. Vielleicht sogar verletzt. Das sollte sie natürlich eigentlich nicht, es war töricht. Doch im Augenblick war nichts in ihrem Leben besonders vernünftig. Und dafür, dass er sein Versprechen gebrochen hatte, verdiente Jonathon zumindest etwas Unsicherheit über sein eigenes Schicksal. So lange wie möglich.
    Das Dienstmädchen erschien mit den Zeichnungen und Fiona kehrte in den Salon zurück.
    Dort fand sie Oliver und Jonathon in ein ernstes Gespräch vertieft vor, vermutlich ging es um sie. Jeder hatte ein Glas in der Hand, doch sie glaubte nicht, dass darin Sherry war. Beide sahen schuldbewusst auf.
    »Dann wollen wir mal sehen«, sagte Oliver bemüht gut gelaunt.
    »Ich freue mich schon darauf.« Jonathons Eifer spiegelte den seines Freundes. Eindeutig heckten sie etwas aus. Fiona sandte ein Stoßgebet himmelwärts, sie künftig vor Plänen und Komplotten wohlmeinender Männer zu bewahren.
    Schon wollte sie ihnen die Mappe überreichen, da wurde ihr bewusst, was für eine schlechte Idee das war. Sie ächzte innerlich. Wäre sie nicht so durcheinander, hätte sie niemals vergessen, gewisse Vorkehrungen zu treffen. Schützend hielt sie die Zeichnungen an die Brust gepresst. »Ich glaube, das ist doch keine so gute Idee. Ich bin es nicht gewohnt, dass jemand meine Arbeit sieht.«
    »Das ist jetzt der falsche Zeitpunkt für Bescheidenheit, Fiona«, wehrte Oliver entschieden ab. »Deine Zeichnungen könnten deine Rettung sein.«
    »Das möchte ich bezweifeln«, murmelte sie. »Also gut. Aber meine Arbeiten werden vermutlich nicht euren Erwartungen entsprechen.«
    Jonathon und Oliver tauschten Blicke.
    »Ich bin sicher, sie sind ganz großartig.« Oliver trat auf sie zu und entriss ihr geradezu die Mappe. »Wir freuen uns schon sehr darauf.«
    »Genau.« Oliver zog Jonathon zu einem großen Spieltisch in einer Ecke des Raums. Dort öffneten die Männer die Mappe und blätterten durch die Zeichnungen.
    »Sehr hübsch«, murmelte Jonathon.
    »Gar nicht schlecht«, meinte Oliver nachdenklich. »Sogar ziemlich gut.«
    »Danke«, sagte Fiona mehr zu sich selbst. Die beiden schenkten ihr momentan ohnehin keine Beachtung. Das wäre eine hervorragende Gelegenheit zur Flucht. Unauffällig schlenderte sie zur Tür. Andererseits wäre es überaus feige, sich einfach aus dem Staub zu machen. Schweren Herzens ergab sie sich ihrem Schicksal und blieb, wo sie war — auf halbem Weg zwischen den Männern und der Tür. So könnte sie jederzeit rasch nach draußen entkommen, sollte sich die Notwendigkeit ergeben.
    »Das hier gefällt mir gut...!«
    An ihren Bemerkungen konnte sie genau ablesen, wo sie sich gerade befanden. Harmloses Lob ließ sie wissen, dass die Männer noch bei den Landschaftsbildern waren. Danach folgten einige Stillleben, dann einige Studien von Gesichtern und Händen, meist die ihrer Schwestern. An dieser Stelle würde sich ein zufälliger Betrachter vermutlich bereits langweilen und die Mappe beiseite legen. Wenn nicht, fand er anschließend Detailstudien aus diversen Renaissance— Meisterwerken vor, die kaum spannender waren. Wer allerdings aus härterem Holz war und immer noch weiterblätterte, fände die Zeichnungen antiker Skulpturen. Fiona mochte, wie das Licht mit dem komplizierten Faltenwurf und den Furchen im Marmor spielte und li ebte es, Helligkeit und Schatten einzufangen. Danach...
    Eine deutliche Stille senkte sich über den Raum.
    Sie machte sich bereit.
    Da vernahm sie einen langen, leisen Pfiff von einem der Männer.

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