Glücksspiel der Liebe
an ihr schlug ihn in den Bann, das war nicht zu leugnen. Natürlich, sie war schön, doch er kannte viele schöne Frauen. Sie aber war außerdem klug und entschlossen und talentiert. Und wirklich bestrickend. Für einen Mann, dem der Sinn nicht nach einer Ehe steht, vermutlich sehr, sehr gefährlich.
Wie um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, schüttelte er sich und wandte sich seinem Freund zu. »Hast du gerade etwas gesagt?«
Oliver füllte ihre Gläser auf. »Als Familienoberhaupt unterliegt Fiona meiner Verantwortung. Außerdem solltest du nicht vergessen, dass ich auf einer Eheschließung bestehen werde, sollte ich von Vorfällen fragwürdiger Natur erfahren.«
In vorgetäuschter Bestürzung riss Jonathon die Augen auf. »Soll das etwa heißen, du traust mir nicht, was deine Cousine betrifft?«
»Ich würde dir noch nicht mal trauen, wenn es um eine dreihundert Jahre alte Großtante ginge.« Oliver reichte ihm sein Glas. »Aber davon abgesehen wird unser Plan niemals glücken.«
»Aber natürlich wird es glücken. Bisher läuft doch alles glatt.« Jonathon nippte an seinem Whisky. »Sie ahnt doch nichts.«
»Sie ist nicht dumm.«
»Nein, ganz sicher nicht. Das ist eines der Dinge, die ich an ihr mag.«
Oliver verengte die Augen. »Warum heiratest du sie dann nicht einfach und wir beenden diese Farce?«
Jonathon grinste. »Wo bliebe denn da das Vergnügen?«
Aufseufzend ließ sich Oliver in einen Sessel fallen. »Der Plan ist sehr kompliziert. Ich weiß nicht, ob wir das in die Wege leiten können, ohne dass sie Verdacht schöpft.«
»Warum sollte sie? Du und ich werden uns um die Einzelheiten kümmern. Und du sagtest doch selbst: Fiona ist verzweifelt.« Jonathon prostete seinem Freund zu. »Denk an meine Worte: Sie wird so dankbar sein, dass sie den Erfolg nicht in Frage stellt. Ich behaupte sogar, der Erfolg wird das Leichteste daran sein.«
Oliver zog eine Grimasse. »Der Teufel steckt im Detail.«
»Und damit steht und fällt diese Unternehmung.« Jonathon nahm seine Wanderung durch den Salon wieder auf. »In Anbetracht ihrer Zeichnungen sollten wir etwas Einfaches wählen. Etwas Klassisches. Eine Neubearbeitung oder Nacherzählung einer zeitlosen Geschichte. Eine Sage oder eine Legende vielleicht, griechisch oder römisch. Nein, noch besser, eine völlig neue Sage...«
»Eine neue Sage? Gibt es so etwas?«
»Dichterische Freiheit.« Jonathon wischte die Bemerkung mit einer Geste weg. »Es sollte nicht lange dauern, die Geschichte zu schreiben. Alles, was wir brauchen, sind ein paar Zeilen pro Seite, so dass aus den Zeichnungen Illustrationen werden. Wobei sie möglicherweise noch mehr anfertigen muss...«
»Aber nur dem Gedächtnis«, wehrte Oliver ab.
»Ja, ja, was auch immer.« Jonathon dachte kurz nach. »Wenn wir erst die Erzählung und die Illustrationen beisammen haben, bitte ich Sir Ephraim, einige Exemplare herzustellen.«
»Wird er das denn tun?«
Sir Ephraim Cadwallander war ein enger Freund seiner Eltern, solange Jonathon sich erinnern konnte. Außerdem hatten Sir Ephraim und der Duke of Roxborough über die Jahre einige erfolgreichen Geschäfte zusammen getätigt und Sir Ephraim schrieb seinen eigenen Erfolg gern Jonathons Vater zu.
»Aber sicher. Es könnte kostspielig werden, aber das wird es wert sein.
Jedenfalls werden wir Fiona die Bücher zeigen und ihr erzählen, dass wir eine immense Anzahl an Bestellungen haben. Innerhalb etwa einer Woche präsentieren wir ihr dann einen Kontoauszug, zum Beispiel von meinem eigenen Konto, denn wir wollen Ihre Teilnahme an dieser Unternehmung ja anonym halten und deshalb alles über mich abwickeln. Das wird dann den Grundstock für ihr eigenes Vermögen sein. Was bedeutet, dass sie diesen Amerikaner nicht heiraten muss, wenn er hier auftaucht, da sie über eigenes Geld verfügt.«
»Und da diese Bücher nur privat vertrieben werden«, spann Oliver den Faden fort, »wird Fiona niemals erfahren, dass lediglich die Exemplare gedruckte wurden, die wir ihr zeigen, und dass kein einziges verkauft wurde. Damit wäre auch die Möglichkeit eines Skandals ausgeschlossen.«
»Ganz genau.« Jonathon grinste. »Es ist brillant.«
»Sehr schlau.« Oliver musterte ihn. »Bist du denn bereit, sie für den Rest ihrer Tage zu unterstützen?«
»Sei nicht albern. Das ist nur eine vorübergehende Maßnahme. Wir räumen Fiona Zeit ein. Sie ist schön und charmant und in der Tat genau so, wie zahllose Männer sich ihre Ehefrau wünschen. Nun, da sie
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