Glücksspiel des Schicksals (Baccara) (German Edition)
sich ja auch kaum etwas geändert. Nur dass sie eben nicht mehr direkt für ihn arbeitete. Ihre innere Stimme ermahnte sie jedoch, dass es klüger wäre, Nein zu sagen.
„Ich würde gerne, aber am Wochenende ist doch Memorial Day, und da wollte ich zu meinem Vater fahren.“
Nicht ganz geschwindelt. Sie hatte ihrer Familie gesagt, sie würde versuchen, am Wochenende vorbeizukommen.
„Mom hat mir direkt aufgetragen, dich einzuladen. Sie wäre ziemlich enttäuscht, wenn du nicht kommst.“
Missy war hin- und hergerissen. Sie mochte Susan sehr. „Na gut, ich glaube, es würde reichen, wenn ich Samstagfrüh nach Crusade fahre.“
„Großartig. Dann bis Freitag. Sechs Uhr.“
„Bis Freitag“, sagte sie und fragte sich, in was sie sich da wieder hineingeritten hatte.
Die nächsten beiden Tage überlegte Missy ein Dutzend Mal, Sebastian eine Mail zu schicken oder ihn anzurufen und ihm mitzuteilen, dass sie es sich anders überlegt hatte. Seit ihrer Zeit in Las Vegas hatte sich ihr Verhältnis zueinander vollkommen verändert. Sie fühlte sich wie in der Zwickmühle. Einerseits rang sie um seine Zuneigung, andererseits fürchtete sie sich vor einer Enttäuschung.
Der Freitagabend kam und mit ihm eine nervöse Unruhe, die ihr Bauchschmerzen bereitete. Ein bisschen von ihrem Lieblingseis würde sicher Abhilfe schaffen. Vielleicht nicht das Richtige für ihren Magen, aber was machte das schon? Hauptsache, ihre Nerven ließen sich dadurch beruhigen.
Die Türklingel läutete, und Missy stellte ihre Schüssel Eis auf dem Couchtisch ab, um die Tür zu öffnen. Sie strich ihr Kleid glatt und ermahnte sich zur Gelassenheit. Es ging doch nur um ein Abendessen mit der Case-Familie.
Aber statt Sebastian stand Tim vor ihrer Tür, einen großen Umzugskarton in den Händen. Er wirkte kleiner, als sie ihn in Erinnerung hatte. War sein blondes Haar schon immer so dünn gewesen? Und hatte ein Schneidezahn schon immer leicht schief gestanden? Kein Vergleich mit Sebastians makellosen Zähnen.
„Hey.“ Er machte große Augen. „Du siehst fantastisch aus.“
„Danke.“ Sie hatte eines der neuen, in Las Vegas gekauften Kleider angezogen. Sebastian sollte sie darin bewundern. Und ihr mit leuchtenden Augen zu verstehen geben, dass ihr am liebsten eben dieses Kleid ausziehen würde. „Was machst du hier?“
„Ganz ehrlich. Du sieht wirklich klasse aus.“ Er starrte sie an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen.
Sie schielte zur Uhr. Schon fünf vor sechs. Sie musste Tim loswerden, und zwar schnell. „Ist doch nur ein Kleid.“
„Nein, nicht nur das. Du siehst insgesamt ganz anders aus. Super.“
Ihr altes Ich wäre bei seinem Begeisterungsausbruch entzückt gewesen. Tim machte nicht viele Komplimente. Überhaupt hatte er sich nie richtig um sie bemüht.
„Warum warst du nicht so, als wir noch zusammen waren?“
Sie sparte sich die Erklärung, dass eigentlich er der Grund war, dass sie sich verändert hatte. Hätte er sie nicht sitzen lassen, wäre sie wohl noch immer die unscheinbare Missy von früher. „Was ist das?“ Sie deutete auf den Karton in seinen Händen.
„Sachen, die du noch bei mir liegen hattest. Strickzeug, Bücher.“ Er bahnte sich den Weg in ihr Apartment. „Ich kann doch reinkommen, oder?“
„Das ist jetzt ganz schlecht.“ Sie wusste, dass sie gegen seine aufdringliche Art nicht ankommen konnte, und ließ ihn zögernd gewähren. Besorgt sah sie zu, wie er ins Wohnzimmer schlurfte und sich umschaute. „Du musst jetzt aber gehen.“
Er warf ihr einen genervten Blick zu. „Es dauert nicht lange. Ich will nur meine DVD-Sammlung zurück.“
„Steht immer noch an derselben Stelle.“
Er stellte den Karton auf den Couchtisch und wandte sich zu ihr.
„Mit Candy und mir ist Schluss.“
Also daher wehte der Wind. Er war nur gekommen, weil er nun wieder alleine dastand. Wenn er irgendetwas wirklich hasste, dann solo zu sein.
„Wie schade auch. Ihr beide schient doch füreinander gemacht zu sein.“
Eine Spur Verbitterung klang in ihrer Stimme durch. Obwohl sie über ihn hinweg war, tat es noch immer weh, dass er sie damals verlassen hatte.
„Das habe ich auch gedacht. Bis sie dann Schluss gemacht hat.“ Tim sah aus, als wenn er sich gleich bei ihr ausweinen wollte.
Missy ging zum Regal, in dem Tims DVDs standen. Sebastian müsste jede Minute eintreffen. Je eher sie Tim loswurde, desto besser.
„Mir ist jetzt klar geworden, dass ich dich niemals hätte verlassen dürfen.“ Das
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