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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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sehen.«
    Kurze Zeit
später starteten wir. The games must go on. Der Kleine
zappelte auf Heiners Arm und schrie seiner Mutter hinterher. Viel sagen konnte er
noch nicht, aber dass er nicht vom Papa in die Krippe gebracht werden wollte, kapierte
sogar ich. Schweigend und mit finsterer Miene wartete Katinka am Auto, bis ich eingestiegen
war. Schweigend saß sie neben mir, als ich den ersten Gang einlegte und die Handbremse
löste. Katinka auf dem Beifahrersitz, ihre Familie an der Haustür, die tote Katze
unter dem Busch – von den vielen sich widersprechenden Eindrücken abgelenkt, vergaß
ich für einen Moment den Blutfleck auf dem Asphalt. Mein abruptes Ausweichmanöver
kam zu spät. Es bewirkte nur eins: dass mich Katinka böse von der Seite anfunkelte.
    Überhaupt
war es eine verkorkste Fahrt, von Anfang bis Ende. Kaum hatte sich das letzte Atom
Katzenblut von unseren Reifen gelöst, setzte Regen ein. Dichter, prasselnder Landregen.
Auf der Autobahn sah ich meine 30 Meter entfernten Vorderleute nicht mehr. Das Wasser
hatte sie einfach verschluckt. Ich bin kein ängstlicher Fahrer, aber auf so ein
Sauwetter konnte ich gut verzichten. Dabei hatte ich noch Glück gehabt, dass ich
an diesem Morgen trocken nach Ziegelhausen gekommen war. In meinem Rucksack befand
sich nämlich bloß eine Garnitur Wechselkleidung, und wasserdicht war er auch nicht.
Es sei denn, man sah die Sache von einer ganz anderen Seite: Wäre Madame Glück bezüglich
Autos nicht so überempfindlich, hätte sie mich in der Stadt abholen können. Dann
hätte ich mir die schweißtreibende Anfahrt zu nachtschlafender Zeit gespart.
    Als ich
dies Katinka gegenüber irgendwann einmal andeutete – es dürfte schon hinter Heilbronn
gewesen sein – explodierte sie.
    »Wenn dir
dein Job nicht passt, lass es halt!«, giftete sie. »Steig aus, kündige! Wir werden
schon jemanden finden, der ohne Gejammer zu mir herausradelt.«
    Das war
typisch. Bei Katinka reduzierte sich alles auf seinen sportlichen Kern. Nur nicht
jammern! Jeder andere in ihrer Lage hätte gesagt: Gut, dann suchen wir uns einen
mit eigenem Auto. Sie dagegen sah mich bloß in der falschen Leistungsklasse angesiedelt.
Nehmen wir halt einen fitteren Detektiv! Ob er sonst was taugt – egal. Hauptsache,
sein Ruhepuls liegt unter 40.
    »Und warum
radeln wir dann nicht gleich nach München?«, zickte ich zurück. Was du kannst, kann
ich schon lange! »Ohne Gejammer natürlich. Die paar Tage für Hin- und Rückfahrt
wirst du doch wohl aufbringen. Denk nur an den Trainingseffekt! Stattdessen Stunden
auf verstopften Autobahnen, man holt sich einen Bandscheibenvorfall vom Sitzen,
nörgelt an seinem Mitfahrer rum …«
    »Superwitzig.«
    »Ist ein
Geburtsfehler von mir.«
    Viel mehr
sprachen wir nicht auf dem Weg nach München. Ich grummelte, sie brütete. Verdammt
eng, so ein Smart. Vor allem für eine Frau mit Autophobie. Da zog ich ja das Training
im Regen vor! Die komplette Fahrt war unnötig wie ein Kropf. Eine Buchpräsentation
in München! Warme Geleitworte für das Machwerk einer weit entfernten Bekannten –
mindestens so weit wie die bayrische Landeshauptstadt. Und da Katinka einen Dienstwagen
besaß – ein Dienstwägelchen, Pardon –, konnte sie ihre Sponsoren schlecht auch noch
um Freiflüge anbetteln. Anders die Situation am Wochenende, da ging es per Flugzeug
nach Brandenburg ins Trainingslager. Aber das wurde ja auch vom DLV bezahlt, Anreise
der Athleten inklusive. Eichelscheid und Harboth übernahmen lediglich die Zusatzkosten
für mich.
    Schneeregen
auf der Alb. Hinter Ulm ein Unfall. Aquaplaning wahrscheinlich, oder ein Streit
bei 140 Stundenkilometer.
    Und Nanuschka?
    Wir mieden
das Thema. Was hätte es auch groß zu reden gegeben? Dass jemand das Tier nur aus
Versehen überfahren hatte, glaubte keiner von uns. Nanuschka war mit voller Absicht
getötet worden, möglicherweise nicht einmal am Fundort. Nein, korrigiere: mit ziemlicher
Sicherheit nicht am Fundort. Bis das Kätzchen der Glücks sich bequemte, direkt vorm
Haus den Bürgersteig zu wechseln, hätte man sich eine ganze Menge von Nächten um
die Ohren schlagen müssen. Die wahrscheinlichste Variante war die: Ein Unbekannter
strolcht in der Dunkelheit um Katinkas Haus herum, mit dem Auftrag, den Bewohnern
einen gehörigen Schrecken einzujagen. Welchen? Mal sehen. Rüttle ich ein wenig an
den Rollläden? Werfe ich eine Fensterscheibe ein, kokle ich an der Markise herum?
Ach, da ist ja die Mieze der Kleinen. Zack, kriegt

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