Gluecksstern mit Schwips
ja selbst nicht, wie kann ich dann erwarten, dass andere mir glauben? Und Jim ist auch nicht gerade eine Hilfe.
„Es ist mittlerweile kurz vor elf. Ich finde, du hattest genügend Zeit, dich bei mir zu melden. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
„Ja, du , ähm ...“, stottere ich verlegen. „Ich hatte einen etwas turbulenten Morgen, könnte man sagen.“ Das ist noch nicht einmal gelogen.
„So, was war denn los?“ In seiner Stimme schwingt Misstrauen mit.
„Ach, nichts Besonderes.“ Gott sei Dank kann Florian nicht sehen, wie ich rot werde. „Erzähl ich dir alles später.“ Im Hintergrund sind Fahrgeräusche zu hören. „Wo steckst du?“
„Im Auto. Ich bin in fünf Minuten bei dir!“
„Waaas?“
„Passt es dir etwa nicht?“
„Doch, doch ...“, versichere ich ihm. O nein, was mache ich nur mit Jim?
„Gut, dann bis gleich.“
Klick. Florian hat aufgelegt. Ich starre auf das Display. Sechs Nachrichten auf meiner Mailbox. Das riecht nach Ärger. Ich drücke auf den Abspielknopf.
1. „Saramäuschen, wo steckst du?“, säuselt Flo rians Stimme durch den Hörer. (Wahrscheinlich in Vorfreude auf den zu erwartenden Sex.)
2. „Saralein, ruf mich doch mal kurz zurück“, bittet Flo rians Stimme ein wenig eindringlich.
3. „Sara, hast du mich etwa vergessen?!“ Flo rian klingt ungehalten. (Er hasst es, wenn ich ihn warten lasse.)
4. „Sara, wenn das ein Spiel sein soll, finde ich es nicht witzig!“ Auweia! Das klingt gar nicht gut.
5. „Ruf mich an, wenn du nach Hause kommst“, sagt Florian geschäftsmäßig kühl.
6. „Du brauchst mich heute nicht mehr anrufen, ich gehe jetzt schlafen“, lautet die letzte Mail. Sein Ton ist alles andere als freundlich.
Jetzt bin ich fast ein bisschen beleidigt. Eigentlich müsste er sich doch Sorgen machen und nicht die beleidigte Leberwurst spielen. Schließlich hätte mir wirklich etwas passiert sein können.
Männer! Ich habe in meiner Jugend eine ganze Menge einschlägige Literatur gelesen, um das andere Geschlecht besser verstehen zu können , und dabei ist mir klar geworden: Männer ticken völlig anders als wir Frauen. Während wir Frauen im Laufe unseres Lebens eine emotionale Krise nach der anderen bewältigen müssen und dabei ständig mit unserem mangelnden Selbstbewusstsein kämpfen, sind Männer nur damit beschäftigt, anderen zu beweisen, was für tolle Kerle sie sind. Aber Hand aufs Herz: Wer will schon einen Mann als Freund, der sich abends einen Ingwertee macht, um mit dir über seine Probleme zu reden, oder heulend neben dir zusammenbricht, wenn du mit ihm das Finale von Bauer sucht Frau anschaust.
Hilfe! Mächte des Universums, wenn es euch gibt, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um mir zu helfen! Ich lausche, aber außer meinem Herzschlag ist nichts zu hören. Ich bin wohl mal wieder auf mich allein gestellt. Wie erkläre ich Florian den fremden Mann in meiner Wohnung? Thema fremder Mann – wo ist Jim?!
Panisch renne ich zurück in die Küche. Jim steht noch immer neben dem Küchentisch mit der Flasche in der Hand. Er runzelt die Stirn, als er mich sieht. Es wird höchste Zeit ein paar klare Worte zu sprechen. Für die Psychonummer habe ich jetzt keine Zeit mehr.
„So, jetzt, wo du endlich wieder deine Flasche (das hässliche Ding!) hast, kannst du ja gehen.“ Ich schiebe ihn sanft in Richtung Tür.
„Sara, du verstehst nicht. Ich kann nicht gehen.“
„Aber, du hast doch diese Scheißflasche. Was willst du denn noch?“, schreie ich. So muss man sich fühlen, wenn man kurz vor einen Nervenzusammenbruch steht.
„Ich kann nicht“, antwortet Jim gequält.
„Na toll !“, rufe ich aufgebracht. „Mein Freund kommt gleich, und der findet es bestimmt nicht witzig, wenn ein fremder Mann in meiner Wohnung ist. V-e-r-s-t-e-h-s-t du das?“ Ich fuchtele wild mit den Händen in der Luft. „Du musst verschwinden!“
Jim sieht mich verständnislos an. „Aber wohin? Ich kann nicht verschwinden. Du bist meine Meisterin.“
O Mann, jetzt fängt der Quatsch wieder an. „Jim, ich bin sicher, du bist ein ganz netter Kerl, und du siehst wahnsinnig gut aus. “
„Du findet mich gut aussehend ?“, unterbricht mich Jim erfreut. Ich fasse es nicht! Jim wirft derweilen einen Blick in das Fenster, um sich zu begutachten.
„Ja ... aber das tut jetzt nichts zur Sache. Ich habe hier gerade ein ernstes Problem.“ Ich stemme meine Hände in die Hüfte, um meinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. „Wenn Florian
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