Gluecksstern mit Schwips
Kaffeemaschine zulegen. Erstens sieht deine Maschine aus, als stamme sie aus dem Ersten Weltkrieg, und zweitens schmeckt der Kaffee nicht sonderlich gut.“
Wo Florian recht hat, hat er recht. Die Maschine stammt noch aus dem Nachlass meiner Oma , und die ist schon seit knapp acht Jahren tot.
„Deshalb habe ich vor zwei Wochen an einem Kreuzworträtsel in der Myself teilgenommen, dort gab es als Hauptpreis eine tolle Espressomaschine zu gewinnen“, erkläre ich. „Die Kaffeetraum-Super-Maschine!“
„Sara, die Chancen , bei so einem Kreuzworträtsel zu gewinnen, sind gleich Null“, erklärt Florian und rümpft die Nase. „Da kannst du gleich Lotto spielen.“
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, zucke ich mit den Achseln.
„Und was bringt dich nach Hamburg?“, fragt Florian zu Jim gewandt.
„Ich wurde gerufen.“ Jim lächelt freundlich.
„Bitte?“ Florian sieht ihn verwirrt an. „Wie soll ich das verstehen?“
„Es ist meine Bestimmung , hier zu sein“, antwortet Jim seelenruhig.
Florians Blick wandert erst zu mir und dann wieder zu Jim.
„Ähm ...“, sage ich schnell, bevor Jim noch mehr Blödsinn erzählen kann. „Jim hat überraschend ein Jobangebot in Hamburg bekommen.“ Uff! Wenn er das schluckt, habe ich gewonnen.
„Ach so“, sagt Florian.
„Ja“, nicke ich. „Jims Eltern stammen nicht aus Deutschland. Er hat keine Verwandten hier, und seine Freunde sind entweder weggezogen oder im Urlaub. Deshalb hat er sich auch an mich gewendet. Nicht wahr, Jim?“ Gut gemacht, Sara!
Jim nickt.
„Und hast du schon eine Ahnung, wo du wohnen wirst? Ich meine, in Hamburg ist es ja nicht so leicht, was die Wohnungssuche anbelangt“, bohrt Florian weiter.
„Ich wohne hier bei Sara“, erklärt Jim mit dem Ton eines Richters, der sein endgültiges Urteil fällt.
„Was?“, rufen Florian und ich zeitgleich. Florian knallt den Becher mit einer solchen Wucht auf den Küchentresen, dass der Kaffee überschwappt.
Na warte, wenn ich Jim nachher zu fassen bekomme, drehe ich ihm eigenhändig den Hals um. Im Moment allerdings mache ich gute Miene zum bösen Spiel.
Jim lächelt zufrieden.
„Sara !“ Florians Gesichtsausdruck lässt nichts Gutes vermuten. „Kann ich dich mal kurz alleine sprechen?“ Er macht eine Kopfbewegung in Richtung Wohnzimmer.
Ich nicke. Beim Rausgehen werfe ich Jim einen wütenden Blick zu.
„Sara, stimmt das?“ Florian baut sich im Wohnzimmer wie ein Mahnmal vor mir auf.
„Was meinst du genau?“, frage ich, um Zeit zu gewinnen. Jetzt wäre die Gelegenheit, Florian die Wahrheit zu sagen ...
„Das ist ja wohl offensichtlich“, schnaubt Florian. „In deiner Küche steht ein Abercrombie-Model, das behauptet, bei dir zu wohnen. Ich habe noch nicht einmal einen eigenen Schlüssel zu deiner Wohnung , und du lässt einen wildfremden Mann bei dir einziehen! Finde den Fehler ...“
Scheiß Testosteron! Lieber doch nicht die Wahrheit sagen. „Tja, weißt du, das kam alles ein bisschen überraschend.“ Ich kichere hysterisch. „Bis gestern wusste ich selbst nicht, dass Jim mich besuchen würde. Na, und da Jim noch keine Bleibe hat, dachte ich mir, er kann so lange in dem Zimmer von Lisa wohnen, bis ich einen Nachmieter gefunden habe. Und du weißt, dass du nur keinen Schlüssel hast, weil ich meinen Ersatzschlüssel nicht finden kann. Sobald ich ihn wiederhabe, gebe ich ihn an dich weiter.“ Ich bin genial! Warum bin ich nicht gleich auf diese Idee gekommen. Wobei? Was habe ich getan!! Jetzt habe ich mir den Irren auch noch als Mieter in die Wohnung geholt. Zugegebenermaßen einen hübschen Irren – aber trotzdem ... Ich bin so ein Depp!
„Ganz schön spontan, dieser Jim!“, schnaubt mein Traummann. „Einfach so unangemeldet hier bei dir aufzutauchen. Ich dachte, du wolltest nur eine weibliche Mitbewohnerin haben.“
„Ja, mhm.“ Ich starre auf meine Fußspitzen. „Eigentlich schon, aber solange das Zimmer leer ist und ich noch keine neue Mitbewohnerin gefunden habe, kann Jim genauso gut hier bei mir wohnen.“
Florian sieht mich mit finsterer Miene an. „Trotzdem fühle ich mich nicht wohl bei dem Gedanken, dass ein Mann bei dir ...“
„Klassenkamerad“, unterbreche ich ihn.
„Von mir aus auch – Klassenkamerad bei dir wohnt ...“
„Schwuler Klassenkamerad“, schiebe ich schnell hinterher. Ein zugegebenermaßen spontaner, aber absolut genialer Geistesblitz. Meine Synapsen springen freudig auf und ab.
„Der Typ ist schwul?“ Florian
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