Gluecksstern mit Schwips
dich hier bei mir sieht, bin ich erledigt. Verstehst du?!
„Sara, du hast mich in deine Wohnung geholt. Es war deine Entscheidung“, sagt Jim mit dem Brustton der Überzeu gung. „Ich MUSS bei dir bleiben, dass ist keine Frage von WOLLEN.“
„Ich war betrunken. Das war überhaupt nicht meine Entscheidung, auch wenn es für dich so ausgesehen haben mag“, schüttele ich den Kopf. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass du von mir aus gehen darfst, wohin du willst.“
„So funktioniert das aber nicht.“ Er zuckt mit den Achseln.
Ich werfe einen Blick auf die Küchenuhr an der Wand. Mist, Florian kann jeden Moment hier sein . Ich bin erledigt! Für einen kurzen Moment ziehe ich die Möglichkeit in Betracht, Florian einfach die Wahrheit zu erzählen ... Nein, das geht gar nicht! Ich kenne Florian lange genug, um zu wissen, dass dies das Ende unserer Beziehung bedeuten würde. Panisch suche ich nach einer Lösung. Wäre doch nur Anna da – Anna ist geradezu brillant, wenn es darum geht, einen Notfallplan zu entwickeln. In der Schulzeit hat uns dieser Umstand mehr als einmal vor einer Stunde Nachsitzen bewahrt. Aber leider ist Anna gerade dabei, andere Menschenleben zu retten, während meine Beziehung auf dem Spiel steht, und das alles nur, weil so ein gut aussehender Irrer meint, ich sei seine Meisterin.
Es klingelt an der Haustür! Florian! Scheiße! Das war‘s dann wohl! Jetzt hilft nur noch beten, oder ... Plan B!
Ich drücke Jim kurz entschlossen meine Kaffeetasse in die Hand. „Hier“, sage ich entschlossen. „Du bist ein guter Freund, der mich besucht. Alles andere besprechen wir später. Verstanden?!“
Jim nickt. „Aber das entspricht nicht der Wahrheit.“
„Hey, darf ich dich daran erinnern, dass du in meiner Wohnung bist“, meine Stimme überschlägt sich. „Meine Wohnung, meine Regeln. Das ist das Mindeste, was du für mich tun kannst. Schließlich hast du mich in diese Lage gebracht. Ich könnte dich genauso gut der Polizei übergeben.“
„Polizei?“ Jim zieht die Augenbrauen zusammen.
„Ja, genau, die Polizei. “
„Aber warum?“
„Weil ... weil ...“ Ehrlich gesagt, habe ich keine vernünftige Antwort. „Das spielt jetzt keine Rolle“, antworte ich schnippisch.
Er lächelt. Es klingelt erneut.
„Kein Wort zu Florian“, bitte ich ihn.
Ich werte sein Lächeln als ein „Ja“ und stürme nach draußen.
„Florian!?“, rufe ich erstaunt, als ich die Tür öffne. „Das ging aber schnell!“ Mist!
„Allerdings!“, raunzt mich mein Traumprinz an. „Sag mal, spinnst du? Ich warte den ganzen Abend auf dich und nichts ... kein Anruf, keine SMS! Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe?“ Er ist stinksauer.
Ich habe einen spontanen Schweißausbruch. Ich kann nur hoffen, dass er mir die Nummer mit dem alten Freund in der Küche abkauft, sonst bin ich geliefert.
„Entschuldige, ich war ...“
„Sara, ist alles okay mit dir?“ Florian schielt misstrauisch hinter meinen Rücken in die Wohnung.
„Wieso?“
„Du klingst die ganze Zeit so komisch.“
„Nee, alles prima. Es war nur eine lange Nacht“, lüge ich.
„Das habe ich gemerkt“, entgegnet Florian trocken. „Eigentlich hatten wir ja noch etwas vor ...“ Er wirft mir einen anzüglichen Blick zu. „Du weißt schon … Knick-Knack.“
Ich stöhne innerlich bei dem Begriff.
„Ich weiß, ich wollte dich ja anrufen, aber dann habe ich überraschend Besuch bekommen ...“
„Besuch?!“, unterbricht mich Florian.
„Ach, niemand Besonderes – nur Jim“, sage ich leichthin.
Bei dem Namen „Jim“ versteift sich Florian augenblicklich. „Jim?!“, fragt er argwöhnisch.
„Jim. Mein alter Freund Jim. Ich hab dir doch schon von ihm erzählt“, sage ich schnell.
„Noch nie gehört, den Namen“, entgegnet Florian säuerlich.
„Ach, komm schon. Ich habe schon häufiger von Jim erzählt. Wir waren zusammen in der Grundschule, und dann sind seine Eltern weggezogen. Wir haben uns letztes Jahr über Facebook wiedergefunden.“
„Aha!“, sagt Florian gedehnt.
„Ja“, nicke ich. „Jim ist gestern in Hamburg angekommen.“
„Aber wieso hast du mir am Telefon nichts davon erzählt?“
„Ach, du kennst mich doch“, sage ich. „Ich hatte total vergessen, dass Jim vorbeikommen wollte.“ Ich senke meinen Kopf, damit Florian nicht sieht, dass ich rot werde.
„Mhm.“ Florian klingt nicht sonderlich überzeugt.
Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und gebe Florian
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