Gluecksstern mit Schwips
stoßen an. Das Eis in unseren Gläsern klirrt. Ich nehme einen tiefen Schluck. Der Sekt läuft prickelnd meine Kehle runter. Auch wenn es sich um alkoholfreien Sekt handelt, schmeckt er geradezu köstlich! Wie ich feststellen musste, ist Jim ziemlich standhaft, wenn es um den Genuss von Alkohol geht. Als ich ihn gefragt habe, warum er nichts trinke, hat er mit den Achseln gezuckt und behauptet, seine Zauberkraft ginge damit verloren. Ich belasse es dabei.
„Wieso verrückt?“, fragt Jim interessiert.
„Weil heute lauter verrückte Sachen passiert sind. Erst gewinne ich die Kaffeetraum , die ich mir schon seit so langer Zeit wünsche, dann wird Susanne plötzlich krank und das Büro geschlossen.“ Ich fange unwillkürlich an zu lachen. „Du hättest sie sehen sollen mit diesen gigantischen Pusteln im Gesicht. Die Typen vom Tropeninstitut wussten auch nicht, was es ist. Hauptsache, es ist nicht ansteckend.“
Jim grinst mich breit an. „Da würde ich mir keine Gedanken machen.“
„Na, dein Wort in Gottes Ohr. Ich wünsche ihr natürlich nichts Böses, aber so ein paar Tage Ruhe von ihr sind sehr angenehm. Außerdem hat sie mich hintergangen, insofern war das ausgleichende Gerechtigkeit.“ Ich nehme noch einen Schluck.
„Dann bist du zufrieden?“
„Zufrieden ist kein Ausdruck – ich bin sogar sehr zufrieden. Ich kann es gar nicht glauben, dass alles so gekommen ist.“ Tatsächlich bin ich so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Ich habe endlich mal die Speicherstadt erkundet, bin durch die Hafencity geschlendert und habe die Elbphilharmonie aus der Nähe bewundert. Außerdem hat es Spaß gemacht, Jim dabei zu beobachten, wie er mit geradezu kindlicher Begeisterung durch die Straßen gelaufen ist und alles bewundert hat.
„Ich fand es auch sehr schön“, flüstert Jim und sieht mir tief in die Augen. Es ist, als ob die Welt um uns herum stillsteht. Das Blut in meinen Ohren rauscht. Jims Augen sind noch eine Nuance dunkler geworden.
„Deine Haare glänzen wie die Sonnenstrahlen in der Wüste.“ Seine Hand streicht sanft wie eine Feder über meinen Kopf. Sofort schnell t mein Blutdruck in die Höhe. Unsere Blicke treffen sich. „Und deine Augen schimmern so blau wie das Wasser der Bergseen meiner Heimat.“
Wow! Das hat noch nie ein Mann zu mir gesagt. Da ich nicht weiß, was ich darauf antworten soll, nehme ich einfach noch einen Schluck aus meinem Glas.
Ich bin eine moderne und emanzipierte Frau und stehe mit beiden Beinen mitten im Leben. Für gewöhnlich brauche ich keinen Mann, der mich mit Komplimenten überhäuft. Was ich will, ist einen Mann, der als gleichwertiger Partner an meiner Seite steht und gemeinsam mit mir durchs Leben geht. Genau das ist Florian für mich. Allerdings habe auch ich meine schwachen Momente, in denen ich mich nach einem altmodischen Mann sehne, einem, der mich auf Händen trägt, mir die Tür aufhält, sich um alles Finanzielle kümmert und mich von morgens bis abends begehrt. Genau jetzt habe ich einen dieser Momente.
Zwei junge Frauen kommen zu uns an den Tisch.
„Ist hier noch frei?“, fragt die Dunkelhaarige von beiden und deutet auf den Platz neben Jim.
Ehe ich antworten kann, hat sie sich bereits gesetzt. Das passt mir jetzt irgendwie gar nicht, wo Jim doch gerade so schön in Fahrt ist. Die Dunkelhaarige und ihre Freundin werfen Jim verstohlene Blicke zu.
Ich klimpere Jim mit meinen Bergseeaugen zu und nehme erneut einen Schluck. Jim lächelt mir zu. Ich lächele zurück. Mein Blick wandert zu seinem Mund. Seine Lippen sind leicht geöffnet. Ich frage mich, wie es sich wohl anfühlt, Jim zu küssen. Mist! Wenn es so weitergeht, übernehmen meine Hormone das Kommando, und ich mache vielleicht Sachen, die ich am Ende bereuen könnte.
„Entschuldige bitte“, unterbricht die Dunkelhaarige meine Gedanken. „Könnte ich mal das Salz haben.“ Sie deutet auf das Salzfässchen vor mir auf dem Tisch. Der Moment ist jedenfalls vorbei. Gut so! Ich reiche ihr das Salz dennoch widerwillig. Sie wirft Jim ein Lächeln zu. Blöde Kuh!
Mein Handy brummt. Ich ziehe es aus der Tasche und werfe einen kurzen Blick darauf. Florian.
Bin gut gelandet. Melde mich später.
Flo.
„Was ist?“, fragt Jim.
„Ach, das war nur eine SMS von Florian.“
„Eine SMS?“ Verständnislose Blicke.
Ach du meine Güte, jetzt geht das wieder los! „Er hat mir eine Textnachricht per Handy geschickt.“
„Handy?“
Die Dunkelhaarige neben Jim mustert ihn verstohlen aus
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