Gluecksstern mit Schwips
die Sache unheimlich.
Wir gehen weiter in Richtung unseres „Maulwurfhügels“, als uns eine Gruppe von fünf Menschen entgegenkommt. Einer davon ist Rainer Rausch, die zweite ist Beate, und die anderen drei Personen kenne ich nicht. Ich nehme an, dass es sich bei zwei von ihnen um Ärzte handelt, denn sie tragen einen weißen Kittel und Handschuhe. Der fünfte im Bunde trägt eine Polizeiuniform. Alle haben einen Mundschutz umgebunden.
„Halt“, schreit uns der Polizist entgegen. „Keinen Schritt weiter!“
Oha! Ich erstarre augenblicklich zur Salzsäule. Melanie neben mir schnappt laut nach Luft.
„Arbeiten Sie hier?“, kommt der junge Polizist auf uns zu gelaufen.
Ich nicke. „Da hinten ist unser Büro.“ Ich deute mit dem Finger auf den Raum neben Susannes Arbeitszimmer.
„Wo wart ihr denn?“, fragt Beate aufgebracht. Ihre Haare stehen zu allen Seiten ab, und ihre Wimperntusche ist vom Weinen ganz zerlaufen. Sie sieht aus wie ein verirrtes Pandabärchen. „Wir dachten schon, ihr wärt nach Hause gegangen.“
„Nein, wir waren in der Mittagspause nur einen Kaffee trinken“, antworte ich schnell. Ich betone das Wort Mittagspause bewusst, denn ich kann die vorwurfsvollen Blicke von Rainer förmlich im Nacken spüren.
„Kennen Sie Frau Susanne Walter?“, fragt der Polizist und kritzelt etwas auf seinen Block. Ich werfe einen Seitenblick auf die vier Kittelträger.
„Ja“, antworte ich brav. „Frau Walter ist unsere Ch ...“
„Das sind zwei meiner Mitarbeiterinnen“, unterbricht mich Rainer Rausch. Er wischt sich mit einem Taschentuch über die Stirn. Schade, dass er damit nicht seine Achselhöhlen trocknen kann, dort haben sich nämlich zwei riesige kreisrunde, unappetitlich aussehende Flecken gebildet.
„Leider hat es einen Zwischenfall gegeben. Wir mussten Frau Walter ins Tropeninstitut bringen. Das Büro bleibt heute geschlossen“, erklärt einer der Weißkittel sachlich.
„Oh Gott ! Oh Gott!“, jammert Melanie leise. „Ist es ansteckend?“
Ich spüre eine leichte Panik in mir hochkommen. So auszusehen wie Susanne heute Morgen, ist nicht gerade ein prickender Gedanke.
Der Polizist zuckt mit den Achseln, verzieht jedoch keine Miene. „Das versuchen die Herren Ärzte noch herauszufinden , und, solange die Ursache für ihren ... äh Zustand ...“ Der Polizist verzieht das Gesicht. „... nicht gefunden ist, möchte ich Sie bitten, nach Hause zu gehen.“
„Wie geht es denn Frau Walter?“, frage ich vorsichtig.
„Eigentlich ganz gut. Sie hat nur diesen ...“ Die Mundwinkel des jungen Polizisten zucken verdächtig , „... diesen unglaublichen Ausschlag am ganzen Körper.“
„Gott sei Dank!“, sage ich aufrichtig erleichtert. „Dann besteht ja noch Hoffnung.“ Ich stupse Melanie an und werfe ihr einen Das-hat-die-blöde-Kuh-verdient -Blick zu. Das ist für gewöhnlich nicht meine Art, aber in diesem Fall würde ich es als ausgleichende Gerechtigkeit bezeichnen.
„Da ss ausgerechnet Susanne ... äh … Frau Walter das passieren musste“, jammert Rainer Rausch. „Wann bekommen wir denn Nachricht, ob es sich um etwas Ansteckendes handelt?“ Die Panik in seiner Stimme ist nicht zu überhören.
„Ich schätze mal im Laufe der nächsten achtundvierzig Stunden“, antwortet einer der Kittelträger, ein gedrungenes kleines Männlein. „Im Moment machen wir eine Reihe von Tests, die uns Auskunft über den Zustand der Patientin geben sollen.“
„Hoffentlich“, seufzt Rainer matt und wischt sich mit seinem Tuch erneut über die Stirn. Der Mann schwitzt echt wie ein Schwein. Ob ich ihm eine Behandlung mit Botox nahelegen soll? Nein, das lasse ich mal lieber. Schon oft genug hat mich mein loses Mundwerk in Schwierigkeiten gebracht.
„Tja, wir gehen dann mal lieber“, sage ich und ziehe Melanie am Arm.
„Ja, und bitte melden Sie sich umgehend, sollten Sie irgendwelche Anzeichen einer Krankheit verspüren. Hier.“ Der Kittelträger reicht uns eine Visitenkarte. „Darunter erreichen Sie Tag und Nacht einen Arzt der Tropenklinik.“
„Super! Vielen Dank.“ Ich wedele mit der Karte. „Wird gemacht.“ Ich gebe Melanie einen Schubs, da sie immer noch wie angewurzelt neben mir steht.
„Und bitte kontrolliert eure E-Mails“, ruft uns Rainer noch hinterher.
„Machen wir!“, rufe ich zurück.
„Puh!“ Ich lehne mich gegen die Häuserwand neben dem Eingang unseres Mediengebäudes. „Da sind wir der Beulenpest gerade noch einmal
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