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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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gegen seine Tür. Lausche mit angehaltenem Atem. Mein Herz klopft so laut, dass ich fürchte, dass er es hören kann. Leise Schritte dringen zu mir durch. Ob ich klopfen soll? Und dann? Lieber nicht. Was ich jetzt brauche, ist Entspannung! Frustriert gehe ich ins Wohnzimmer und schalte den Fernseher ein. Heute Abend ist „Bachelorabend“. Normalerweise sehen Anna und ich uns dieses Fernsehspektakel des Grauens zusammen an, aber die hat leider einen Nachtdienst aufs Auge gedrückt bekommen, und so muss ich mir die heutige Folge alleine zu Gemüte führen. In meinem Zustand genau das Richtige. Zu mehr bin ich heute eh nicht mehr fähig.
    Anna und ich waren bereits bekennende Fans der ersten Staffel, wo diese Hamburger Hohlbirne der begehrte Junggeselle war.
    Eigentlich funktioniert es immer nach dem gleichen Prinzip. Ein möglichst gut aussehender Schleimbeutel, der sich selbst unwiderstehlich findet und die Herzen der einsamen Zuschauerinnen höher schlagen lässt, wird als der „Bachelor“ ausgesucht. Der Fernsehsender (der Bachelor könnte sich ein solches Haus selbst niemals leisten, da es sich bei dem Kandidaten zumeist um einen erfolglosen Trottel handelt, der hofft, durch die Sendung zu kurzem Ruhm und Geld zu kommen)  mietet eine traumhafte Prunkvilla an irgendeinem schönen Fleck der Erde an, steckt den Bachelor dort zusammen mit seinen Kandidatinnen rein, in der Hoffnung, ein paar heiße Sexszenen filmen zu können. Anna und ich vermuten ja, dass sie vertraglich dazu verpflichtet sind.
    Die Kandidatinnen lassen sich für gewöhnlich in drei Kategorien einteilen.
    Bei Kategorie eins handelt es sich meist um den Typ „erfolgloses Model“, das hofft, seine Karriere durch den Auftritt beim Bachelor wieder ankurbeln zu können.
    Typ zwei ist zumeist das Mauerblümchen. Für gewöhnlich eine eher unscheinbare Frau Anfang dreißig, die bis jetzt keinen Mann abgekriegt hat.
    Kategorie drei ist die Schlampe. Dieser Typ Frau ist sich zu nichts zu schade, um eine Schlagzeile zu bekommen.
    Na ja, und dann stopft man die Mädels zusammen in ein Haus, damit sie sich schön anzicken können. Hin und wieder meldet sich der Schleimbeutel alias Bachelor und holt eine der Frauen aus dem Gruppenlager für ein intimes Date mit dem ganzen Kamerateam ab.
    Ah! Endlich geht es los, nachdem ein gefühlter zwei Stunden langer Werbeblock gelaufen ist. Wenigstens bin ich jetzt wieder auf den neusten Stand , was Putzmittel, Damenbinden, Schokoriegel und gesunde Ernährung anbelangt. Dass Nutella lecker schmeckt, wusste ich ja schon seit Längerem, aber dass das Zeug auch noch gesund sein soll, ist wahrscheinlich eine Meisterleistung des Marketings! Nach soviel Anregung gehe ich doch gleich mal in die Küche, schnappe mir einen Löffel und das Glas Nutella und beginne mit meiner kleinen Schokoorgie vor dem Fernseher, während der smarte Jan über den Bildschirm flimmert. Ich muss sagen, dieser Paul aus der ersten Staffel war ja schon übel, aber dieses Weichei von Jan ist fast schon unerträglich.
    Plötzlich riecht intensiv es nach Zimt und Beeren. Jim! Ich drehe meinen Kopf.
    Hinter mir steht Jim und starrt mit kindlich leuchtenden Augen auf den Fernseher. „Was macht du da?“
    „Ich sehe mir den Bachelor an“, erkläre ich fröhlich und lecke an meinem Löffel mit Nutella.
    „Was ist das für ein Ding?“ Jim deutet auf den Fernsehbildschirm.
    „Äh, was meinst du jetzt genau?“
    „Na – das da!“
    Er meint tatsächlich den Fernseher! Unglaublich! Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich auf einen Menschen treffe, der noch weniger Ahnung als ich von technischen Geräten hat. Normalerweise bin ich es, die solche Fragen stellt. Technik und ich sind einfach nicht kompatibel. Florian behandelt mich deshalb immer wie ein Kind, wenn es darum geht ein technisches Gerät zu bedienen.
    „Mit diesem Ding, man nennt es Fernseher, kannst du Filme schauen“, gebe ich freimütig mein erworbenes Wissen weiter. Jim stellt sich vor den Fernseher. Seine Hand berührt den Bildschirm, worauf es knistert. Erschrocken zieht Jim seine Hand zurück.
    „Statische Elektrizität“, trump fe ich weiter mit Wissen auf, was selten genug der Fall ist. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Ist nicht gefährlich.“
    Jim reckt den Hals und schielt hinter den Bildschirm. „Aber woher kommen die Bilder?“ Er tastet mit der Hand die Wand entlang, an die der Fernseher angebracht ist. „Wo sind die Menschen? Wo ist das Theater?“
    Oh

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