Gluecksstern mit Schwips
Mann, das artet in eine Physikstunde aus, wenn es so weitergeht! Da das Fach Physik noch nie zu meinen Stärken zählte, halte ich meine Ausführungen lieber kurz. „Das ist ziemlich kompliziert, weißt du“, fange ich an. „Im Prinzip werden Bilder mithilfe einer Kamera eingefangen und mit moderner Technik auf den Fernseher übertragen.“
Jim nickt. Er setzt sich neben mich, sein Blick klebt an dem Bildschirm. Süß!
Jan, der Bachelor schwimmt gerade, umringt von Frauen in neckischen Bikinis, im Pool.
„Der Mann muss sehr reich sein“, bemerkt Jim. „Wenn er sich so viele Frauen für sein en Harem leisten kann.“
Ich kichere hysterisch. „Nein, eher nicht. Der Mann ist da drin, weil er die Frauen gerne .. äh ... kennenlernen möchte.“
„Du willst sagen, der Mann kennt die Frauen gar nicht?“
Ich schüttele amüsiert den Kopf.
„Weshalb sind die Frauen halb nackt?“ Ich finde Jims Frage angesichts der Bilder, die sich vor uns abspielen, durchaus berechtigt.
„Das liegt doch auf der Hand. Damit ihre Vorzüge besser zur Geltung kommen , und der Zuschauer etwas zu sehen bekommt.“
Jim starrt mit ernster Miene auf den Fernseher. „Und warum siehst du dir das an?“
„Ich finde es ganz unterhaltsam“, zucke ich mit den Achseln. „Außerdem ist es doch lustig zu sehen, wie sich die Frauen anstrengen, um den Typen von sich zu überzeugen.“
„Ist das deine Vorstellung von der Liebe?“ Jetzt sieht Jim mich an. Ich kann meinen Blick nicht von ihm abwenden. Ich starre ihn an. Jims Gesicht wirkt so schön wie gemeißelt.
„Nein“, antworte ich rau. „Meine Vorstellung von der Liebe ist eine andere. Das hier dient doch nur der Unterhaltung. Fernsehen ist Illusion.“
„Wie die Werbung?“
Ich nicke. „Genau so.“
„Jetzt wird mir vieles klarer“, sagt Jim. Das Lächeln ist aus seinem Gesicht verschwunden.
„Wieso? Was denn?“, frage ich erstaunt.
„Es erklärt, warum die Menschen hier so viel Probleme haben, die wahre Liebe zu finden.“ Er sagt es ohne Unterton oder Ironie in der Stimme.
„Aha!“ Ich bin verwirrt. Jim verwirrt mich.
„Ja, woher soll der Mensch wissen, was die Liebe ist, wenn man ihm ständig etwas Falsches vorspielt.“ Er nimmt meine Hand und legt sie sich auf die Brust. Es fühlt sich einfach wundervoll an, von ihm berührt zu werden. Mein Herz rast, und ich kann nur hoffen, dass er es nicht merkt. Schließlich soll er ja nicht wissen, wie gut mir seine Berührungen gefallen.
„Hier drin musst du die Liebe spüren. Nur da und nirgendwo sonst.“ Sein warmer Atem streift meine Wange. Zimt und Beeren. Seine Augen sprühen Funken. Ich spüre seinen Herzschlag unter meiner Hand.
Bumm.
Bumm.
Bumm.
Eine gefühlte Ewigkeit lang schlagen unsere Herzen im Takt. Es ist wunderschön.
„Ich sollte gehen.“ Ohne Vorwarnung springt Jim auf.
„Aber, wieso ...“
Doch Jim ist schon verschwunden. Wenig später ertönt leise Helene Fischer aus seinem Zimmer.
Ich liege schon seit Stunden wach. Der erlösende Schlaf will sich einfach nicht einstellen. Pausenlos kreisen meine Gedanken. Jim. Jim. Jim.
Jede andere Frau an meiner Stelle wäre wahrscheinlich froh. Ich habe einen tollen Freund und einen supersüßen Mitbewohner. Das ist mehr , als Frau sich eigentlich wünschen kann. Der kleine Haken ist nur, dass ich in beide Männer verliebt bin. Glaube ich zumindest. Anders kann ich mir meinen jetzigen Zustand jedenfalls nicht erklären.
Immer wieder muss ich an Jims ernstes Gesicht denken, als er mir versprochen hat , mich nicht mehr zu küssen. Annas Worte kommen mir in den Sinn. Bin ich wirklich der Kopfmensch, der ich vorgebe zu sein? Wer bin ich? Was bin ich? Ich mache eine kleine Bestandsaufnahme.
Name : Saraswati Sandana Elisabeth(Den Namen wünsche ich nicht meinem schlimmsten Feind! Dagegen ist der Name Tiger Luna noch ein Traum, und der ist schon schlimm!)
Alter : 29 Jahre (im besten Alter – aber die biologische Uhr tickt bereits hörbar)
Beruf : Abschluss in Medien und Kommunikation (na, wenigstens ein Erfolg!)
Familienstand : Single (hoffentlich nicht mehr lange!)
Verliebt in zwei Männer ( Oh mein Gott!)
Aussehen : klein (1,65m), mit einem Hang zu runden Hüften
blonde Haare (die dazu neigen , ihr Eigenleben zu führen)
Körbchengröße 75A (definitiv zu klein!)
blaue Augen (Marke Rehkitz)
Kinder – keine (wenn es so weitergeht, wird daraus auch nichts!)
Wann war ich eigentlich das letzte Mal richtig glücklich?
Jim – ist
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