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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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sieht Jim verwirrt an.
    „Entschuldige uns für einen Moment, ich muss Jim unter vier Augen sprechen.“ Ich zerre ihn am Arm in den hinteren Teil des Studios, außer Hörweite der anderen.
    „Jim, wir machen hier nur Werbung. Keiner nimmt die Sache ernst, die wir hier machen, außer dir.“
    „Aber du willst den Menschen doch etwas damit verkaufen“, beharrt Jim.
    „Ja, aber so funktioniert das in der Werbung nun mal“, erkläre ich. „Wir denken uns etwas aus, damit die Menschen es gut finden.“
    „Aber warum bist du nicht einfach ehrlich zu ihnen?“ Er verschränkt die Arme vor der Brust wie ein trotziger kleiner Junge.
    „Wir sind doch ehrlich. Wir machen das Produkt, in diesem Fall den Fisch, nur schmackhafter ...“
    „Indem du sie anlügst!“
    „Herrgott , Jim, jetzt mach doch nicht so ein Theater wegen ein paar nicht vorhandener fauler Zähne. Das sind alles erwachsene Menschen, die selbst entscheiden können, ob sie ein Produkt kaufen wollen oder nicht.“
    Jim schweigt.
    „Pass auf, wenn du es unbedingt willst, können wir dir ja ein bisschen Dreck ins Gesicht malen“, willige ich ein.
    „Es geht nicht um den Dreck. Es geht ums Prinzip“, erklärt Jim. „Hast du den Fisch denn überhaupt schon mal probiert?“
    „Nein“, gebe ich zu. „Ich kann nicht alles probieren, wofür ich werben will.“
    „Das solltest du aber!“
    „Vielleicht, aber könntest du mir jetzt den Gefallen tun und dich vor die Kamera stellen, damit wir die Fotos in den Kasten bekommen. Das hier ist nämlich ziemlich teuer.“ Ich deute mit der Hand auf das Setting vor uns.
    „Ist das dein Wunsch?“
    „Ja, genau das ist mein Wunsch“, seufze ich.
    Jim nickt. „Dein Wunsch ist mein Befehl!“ So, wie er es sagt, klingt es trotzig.
    „Gut, dann lass uns jetzt zurückgehen. Die anderen warten schon auf uns.“
    Alle Augen sind auf uns gerichtet, als wir zurück ans Set kommen.
    „Alles in Ordnung!“, sage ich betont locker.
    „Gut“, nickt Dirk sichtlich erleichtert. „Jim, dann stell dich bitte auf die Plattform. Gregor zeigt dir, wie du dort hochkommst.“
    Freudig nimmt Gregor Jim bei der Hand.
    Keine zwei Minuten später steht Jim auf dem Deck des Schiffes und sieht grimmig zu uns rüber.
    „So, dann mal recht freundlich“, ruft Dirk und drückt den Auslöser der Kamera. Die Meerjungfrau wedelt fröhlich mit ihrem Fischschwanz. Jims Augen funkeln dunkel.
    Gregor stellt sich neben uns.
    „Was für ein toller Mann“, näselt er mir zu. „Schade, dass er nicht schwul ist.“
    „Waaas?“ Ich starre zuerst zu Gregor und dann zu Jim. „Aber natürlich ist Jim schwul. Sehr schwul sogar“, versichere ich ihm.
    „Schätzelein, wenn sich einer mit Schwulen auskennt, dann bin ich das , und dieser absolut göttliche Mann da oben ist eines nicht – und zwar schwul!“
     
     
    „Anna!“, kreische ich und stürme vorbei an ihr in die Wohnung. „Ich habe ein Problem , und zwar ein mächtiges!“ Anna steht in Sportklamotten vor mir. Auf dem Boden ist eine Yogamatte ausgerollt. Es riecht nach Räucherstäbchen.
    „Was ist denn mit dir los? Du bist ja völlig hysterisch!“
    „Jimistnichtschwul!“, schreie ich.
    „Was?“ Anna sieht mich erstaunt an.
    „Du hast richtig gehört. Jim ist nicht schwul. Der Kerl ist so unschwul wie du und ich.“ Ich lasse mich erschöpft auf Annas Sofa fallen.
    „Aber das ist doch kein Grund zur Panik. Das ist doch gut – oder etwa nicht!“
    „Spinnst du? Wieso soll denn das gut sein – das ist absolut schrecklich, grauenvoll, furchtbar. Ich weiß überhaupt nicht, was ich machen soll.“ Anna mustert mich mit ihrem Röntgenblick. Wenn sie mich so ansieht, bin ich kurz davor , ihr alle meine Jugendsünden zu beichten.
    „Aber warum? Ich meine , bisher hat es doch auch gut zwischen euch geklappt.“
    „Bisher vielleicht, aber da dachte ich ja auch, dass Jim schwul sei. Sonst hätte ich ihn nicht geküsst.“
    „Du hast was ...?“ Anna lässt sich neben mich aufs Sofa plumpsen.
    Mir wird heiß und kalt. „Ich habe Jim geküsst!“, piepse ich.
    „Sag mal , hast du sie noch alle?“ Jetzt bin ich überrascht. Von meiner besten Freundin hätte ich etwas mehr Verständnis erwartet.
    „Nein … äh … ja. Ich war betrunken und ... da habe ich Jim geküsst.“ Ich knabbere nervös an meiner Unterlippe.
    „Mann, Mann , Saraswati Sandana Elisabeth, da hast du dich aber schön in die Scheiße geritten.“ Anna schüttelt fassungslos den Kopf. Wenn Anna mich mit

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