Gluecksstern mit Schwips
geht forschen Schrittes in Richtung Bahn.
Ich wende mich wieder zu Florian, der mich ein wenig missmutig ansieht. „Hast du Lust, mit mir ins Lentini zu gehen. Ich habe den ganzen Tag vor Aufregung keinen Bissen herunterbekommen. Mein Magen fühlt sich völlig leer an.“
Das Lentini ist ein kleines italienisches Restaurant direkt bei uns um die Ecke. Das Essen dort ist einfach, aber lecker, die sind Preise moderat, die Gäste sind es nicht. Ein illustres Publikum aus den höheren Kreisen Eppendorfs, C-Prominenz inklusive. An Donnerstagen ist der Laden immer brechend voll. Anna und ich treffen uns oft dort, um gemütlich bei einem Glas Wein und italienischer Pasta ein wenig über die Gäste abzulästern.
„Was bei dir ja eher einen Seltenheitswert hat.“ Florians Augen bleiben auf meinen Hüften kleben.
„Dankeschön. Jetzt fühle ich mich gleich noch besser.“
„Entschuldige, so war es nicht gemeint. Ich wollte nur einen kleinen Spaß machen. Ich mag deine weiblichen Formen.“ So , wie er es sagt, komme ich mir vor wie die übergewichtige Ehefrau von Pierce Brosnan.
„Das war aber nicht witzig“, brumme ich.
„Ach komm, sei nicht böse. Eigentlich würde ich lieber zu mir nach Hause fahren, duschen und dann gemütlich vor dem Fernseher eine Kleinigkeit essen.“
„Hey, deine Freundin hat heute ihren ersten großen Auftrag an Land gezogen, da könntest du ruhig ein bisschen mit mir feiern“, protestiere ich. „Flo, bitte! Gib dir einen Ruck.“
Er legt den Kopf leicht schräg zur Seite. „Na ja , von mir aus. Aber unter einer Bedingung.“
„Und die wäre?“
„Du zahlst.“
Ich lache.
Das Lentini ist, wie erwartet, voll. Der Wirt, ein netter Italiener, verspricht uns einen Platz in wenigen Minuten. Wir sollen kurz an der Bar Platz nehmen.
Ich bestelle einen Chardonnay. Florian ein Weizenbier.
Wir stoßen an.
„Auf deinen Erfolg.“ Florian nimmt einen tiefen Schluck. „Ah, das tut gut nach dem ganzen englischen Bier.“ Er legt seinen Blackberry vor sich auf den Tisch.
Ich lache. Die anfängliche Befangenheit zwischen uns ist verschwunden.
„Und wie war dein Trip nach London?“, frage ich.
„Sehr aufschlussreich. Deshalb wollte ich sowieso mit dir reden.“ Florian nimmt einen weiteren Schluck aus seinem Glas.
„Ach ja ?“
„Ja“, nickt Florian. „Es hat sich da etwas sehr Interessantes ergeben.“ Er lächelt geheimnisvoll.
„Jetzt mach es nicht so spannend.“
Florians Handy vibriert. „Entschuldige mich mal kurz.“
Ich nicke verärgert.
„Hallo, Stefan. Warte einen Moment, ich bin gerade im Lentini . Augenblick.“ Florian gibt mir ein Zeichen und schlängelt sich durch die stehenden Gäste im Restaurant nach draußen.
Ich nippe an meinem Weißwein. Draußen vor dem Fenster sehe ich Florian wild am Telefon gestikulieren. Ein Windzug fährt ihm durch die Haare. Mit einer genervten Handbewegung streicht er sie sich aus dem Gesicht. Unwillkürlich wandern meine Gedanken zu Jim. Jim?! Was er wohl gerade macht?
„Sara!“ Eine Hand legt sich auf meine Schulter. Ich drehe mich überrascht um. Hinter mir steht meine Schwester in Begleitung eines Mannes.
„Lorena, was machst du denn hier?“, frage ich erstaunt.
„Das Gleiche wie du“, lacht mir meine Schwester entgegen. „Darf ich dir vorstellen – das ist Oliver.“
Aha, der Kindsvater! Ich mustere meinen potenziellen Schwager so unauffällig wie möglich. Geschmack hat meine Schwester, das muss man ihr lassen. Der Mann ist groß, gut gebaut, wenn auch mit einem kleinen Bauchansatz. Mit der schmalen Nase wirkt das Gesicht ein wenig aristokratisch. Das dunkle Haar ist stufig geschnitten. Er reicht mir die Hand.
„Hallo, es freut mich , die Schwester von Lorena kennenzulernen.“ Sein Blick bleibt auf meinem Ausschnitt haften.
„Ganz meinerseits.“ Ich reiche ihm ebenfalls die Hand. Brrr! Oliver hat feuchte Hände! Sein Blick ruht immer noch auf meinem Dekolleté.
„Bist du alleine hier?“ Lorenas Blick gleitet über die Gäste.
„Nein, ich bin mit Florian da . Er ist nur mal kurz telefonieren.“
„Aha!“ Ihr Blick fällt auf mein Weinglas. „Was trinkst du?“
„Chardonnay. Aber damit ist es ja jetzt bei dir vorbei“, sage ich fröhlich.
„Leider“, seufzt Lorena und bestellt sich bei dem vorbeigehenden Kellner ein Glas Apfelschorle.
„Und sonst so?“, frage ich neugierig.
„Sonst läuft alles gut. Oliver und ich sind gerade auf der Suche nach einer geeigneten Wohnung für
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