Glueckstankstellen
verfügbar, sondern heute allen Interessierten zugänglich. Jeder kann sich darüber informieren, dass zum Beispiel vor Urzeiten eine Kollision zwischen Erde und dem Planten Thea zur Entstehung des Mondes geführt hat. Diese Katastrophe war die Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Lebens auf der Erde, weil sich ab diesem Zeitpunkt die Erdrotation verlangsamte und der Mond die Erdachse stabilisierte. Als vor 65 Millionen Jahren durch den Einschlag eines groÃen Asteroiden die Dinosaurier ausstarben, war dies gleichzeitig der Startschuss für die Entwicklung der Säugetiere. Die Evolution geht weiter, und gerade weil die Endlichkeit unseres Erdenlebens sicher ist, sollten wir uns voll Freude mit dem Geschenk des Lebens im Diesseits befassen.
Sind wir für uns und unsere Mitmenschen Glückstankstellen? Haben wir etwas zu geben, oder versuchen wir lediglich, unsere Defizite auszugleichen? Benötigen wir Drogen und andere giftige Genussmittel, um das Leben überhaupt auszuhalten? Lieben wir uns und unterstützen deshalb unseren Körper durch eine gesunde Lebensweise? Verstehen wir, warum Geld allein niemals glücklich macht? Fähigkeiten und Talente lassen sich nicht kaufen, sie müssen ausgebildet und entwickelt werden. Sind wir uns der groÃen Gabe des menschlichen Daseins überhaupt bewusst?
Nur wir sind in der Lage, beliebige Kulturreize über bewusste Denkprozesse mit positiven Gefühlen und Emotionen zu verbinden, die wiederum die Botenstoffe des Vertrauens und der Liebe aktivieren. Deshalb sollten wir versuchen, den genussvollen Momenten in unserem Leben bewusst Raum zu geben. Die Kunst besteht darin, wie ein Dirigent die Gefühle zu lenken und mit ihnen zu spielen. Da Vernunft und Gefühl untrennbar zusammengehören, können wir über diese Prozesse unser plastisches Gehirn bis ins hohe Alter trainieren.
Wenn wir uns die menschliche Entwicklung als groÃes Gesamtkunstwerk mit vielen einzelnen Puzzleteilen vorstellen, dann könnte sich das Wissen um die Kraft und Wirkung der Bindungshormone als ein wichtiges Teil davon herausstellen.
Mit meinen Ausführungen zeige ich auf, wie und warum die Bindungshormone zu einem wesentlich gelasseneren und glücklicheren Leben beitragen.
Doch eigentlich beginnt das Glück unserer menschlichen Existenz bereits im Mutterleib bzw. bei der Geburt, wie der Evolutionsbiologe, Richard Dawkins, so treffend schreibt:
»Wir alle müssen sterben, das heiÃt, wir haben Glück gehabt. Die meisten Menschen sterben nie, weil sie nie geboren werden. Die Männer und Frauen, die es rein theoretisch an meiner statt geben könnte und die in Wirklichkeit nie das Licht der Welt erblicken werden, sind zahlreicher als die Sandkörner in der Sahara. Das wissen wir, weil die Menge an Menschen, die aus unserer DNA entstehen könnten, bei weitem gröÃer ist als die Menge der tatsächlichen Menschen. Und entgegen dieser gewaltigen Wahrscheinlichkeit gibt es gerade Sie und mich in all unserer Gewöhnlichkeit. Wir wenigen Privilegierten haben in der Geburtslotterie gegen alle Wahrscheinlichkeit gewonnen.« 5
5 Richard Dawkins, Der entzauberte Regenbogen, Hamburg 2008 , S. 17
Anhang
Entwicklungsgeschichte der Säugetiere
Um zu verstehen, warum hirneigene Bindungshormone in der Evolution immer wichtiger wurden, müssen wir uns die Entwicklungsgeschichte der Säugetiere näher betrachten.
Die Erde vor 250 Millionen Jahren
In der Zeit des Perms wimmelte es auf dem Superkontinent Pangäa nur so von Lebewesen. Doch unvorstellbar gewaltige Basalteruptionen im heutigen Sibirien schleuderten über einen Zeitraum von rund hunderttausend Jahren Millionen Kubikmeter Lava in die Atmosphäre. Feuerstürme, Staub und Asche führten zu einem unendlich langen globalen vulkanischen Winter, der dann von Hitze und Treibhausgasen abgelöst wurde. Diese Katastrophe hatte so schreckliche Auswirkungen, dass beinahe 90 Prozent aller Lebewesen dabei umkamen. Die Erde erholte sich nur sehr langsam von dem schrecklichen Inferno, in dem alle biologischen Ãkosysteme für Millionen Jahre zusammenbrachen. Nach dem gröÃten Massensterben der Erdgeschichte begann die Evolution der Lebewesen fast nochmals von vorne. Bei dem erbitterten Kampf ums Ãberleben waren Glück und Körperbau zwei wesentliche Aspekte. Nur eine Handvoll Tierartenâ wie zum Beispiel der Lystrosaurus, die Gorgonopsiden und
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