Glueckstankstellen
die Lösung seines Problems eben gewesen, ein Kind zu entführen, um jemanden ganz für sich zu haben.
Mit dieser Einstellung sei es ihr möglich gewesen, ihm in einer Sekunde schon alles zu verzeihen, erklärte sie.Dadurch hielten sich ihrer Meinung nach Hass und negative Gefühle in Grenzen, und dies sei wichtig gewesen, um nicht zugrunde zu gehen.
Wenn es Natascha Kampusch unter diesen erschwerten Bedingungen gelungen ist, hinter ihrem Peiniger einen verletzlichen Menschen zu sehen, dann sollte es doch auch uns nicht schwerfallen, unseren Mitmenschen Verständnis entgegenzubringen.
Auch wenn die junge Frau selbstverständlich froh und erleichtert darüber war, dass Wolfgang Priklopil ihr nichts mehr anhaben konnte, nahm sie an seiner Beerdigung teil. Sie zeigte damit nicht nur GröÃe, sondern machte uns allen klar, dass sie trotz der furchtbaren Zeit nicht von Hass zerfressen ist. Sie konnte sich aus eigener Kraft befreien, und wir sollten uns alle darüber freuen.
Natascha Kampusch verdient groÃe Achtung und Respekt, und mit ihrer wunderbaren Fähigkeit des Mitfühlens wird es ihr ganz sicher gelingen, viele erfüllende Glückstankstellen aufzubauen, die ihr Leben befruchten und bereichern werden.
Ai Weiwei
Als die Medien am 3 .April 2011 von der Verhaftung Ai Weiweis berichteten, machten sich viele Bewunderer des Künstlers groÃe Sorgen um ihn. Und das mit gutem Recht, denn niemand wusste, wo er gefangen gehalten wurde. Nach 81 Tagen schrecklicher Isolationshaft erfuhren lediglich die engsten Vertrauten seine Leidensgeschichte, da er noch immer unter strengem Hausarrest steht. Seine Zelle war sechs Quadratmeter groà mit nur einer Pritsche darin. 81 Tage ohne Tisch und Fenster, 24 Stunden künstliches Licht, keine Bücher, kein Stift, kein Papierâ einfach nichts auÃer verunsichernden Verhören von ständig wechselnden Polizisten.
Drohungen, Einschüchterungsversuche und Erniedrigungen bestimmten sein Leben. Selbst beim Toilettengang wurde er beobachtet. Stunde um Stunde ging er in seiner Zelle auf und ab und legte in dieser furchtbaren Zeit unzählige Kilometer zurück. Er verzweifelte immer mehr, verlor an Gewicht, und auch das Denken fiel ihm immer schwerer. Um sich am Hinterkopf zu kratzen, musste er darum bitten, die Hände heben zu dürfen. Jede Sekunde an diesem Ort sei ein unüberbietbarer Schmerz gewesen.
Inzwischen darf er spazieren gehen, seine Mutter und seinen Sohn besuchen, aber auf keinen Fall mit den Medien sprechen. Bis heute hat Ai Weiwei sich von der Isolationshaft nicht erholt, noch immer plagen ihn Kopfschmerzen und ein Gefühl der Benommenheit.
Schlussgedanken
»Glück ist kein Geschenk, sondern die Frucht innerer Einstellu ng.«
Erich Fromm
Eine langjährige Studie über Glücksforschung, die an der Harvard and Stanford University unter der Leitung von George Eman Vallant durchgeführt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass herzliche, innige Beziehungen und ein gutes Verhältnis zu Eltern und Geschwistern ausschlaggebend sind für ein zufriedenes, glückliches Leben. Die Auswertung der Daten von 814 Männern und Frauen ergab, dass die Menschen in ihrer Jugend und im Alter am glücklichsten sind. Wenn wir in den prägenden Phasen der Kindheit und Jugend Geborgenheit, Verständnis und Liebe erleben, entwickelt sich sozusagen ein festgeschriebener, kaum mehr veränderlicher Glückspunkt. Zu ihm kehren wir, unabhängig von äuÃeren Lebensumständen, stets wieder zurück. Mit zunehmendem Alter bauen wir immer mehr bereichernde Glückstankstellen auf. Sie tragen enorm zum Gelingen eines zufriedenen Lebens bei.
Wir haben kein Anspruchsrecht auf permanentes Glück. Doch wir haben die Möglichkeitâ mit dem Wissen um die weitreichenden Wirkungen der Bindungshormoneâ, jederzeit auf unser Stresszentrum positiv Einfluss nehmen zu können. Dadurch werden wir natürlich stärker sensibilisiert und spüren deutlicher den Widerspruch zwischen unseren Wünschen und der Realität. Im Zulassen und Zeigen aller Gefühle, auch der Traurigkeit, der Enttäuschung usw., sieht der Bindungsforscher Gordon Neufeld die groÃe Chance für das Reifen, die persönliche Entwicklung und das Erwachsenwerden.
Wissen ist dabei sehr wichtig, denn es beeinflusst unser Denken, Handeln und Fühlen. Es ist nicht mehrâ wie früherâ nur für Experten
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