Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
Vom Netzwerk:
Sinnsprüchen.
    Sophie setzte sich an ihren Schreibtisch im Büro, nahm ein Blatt Papier zur Hand und schnitt es mit einer Schere in schmale Streifen. Anschließend schrieb sie darauf, was ihr gerade in den Sinn kam. Der erste Spruch gefiel ihr besonders gut: Manche Menschen finden ihr Glück in der Liebe. Du ganz bestimmt nicht. Auch der zweite ließ sie unwillkürlich schmunzeln. Es bedarf nur eines Wimpernschlages, und dein Leben geht in die Binsen. Halt die Augen auf!
    Danach flossen die Worte nur so aus ihrer Feder, bis auf jedem Papierstreifen ein Sprüchlein stand. Sie steckte die Zettel in die Kekse und trug das Tablett zu Evalynn, die den Mund voller Erdnussbutter hatte.
    »Möchtest du einen Keks versuchen?«
    Evalynn schluckte. »Glückskekse mit Schokoüberzug? Ist das deine neue Idee? Ich sag es ja nur ungern, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es das schon gibt.«
    »Nicht annähernd«, wehrte Sophie lächelnd ab. »Das sind keine Glückskekse. Es sind Unglücks kekse. Schätze, du merkst den Unterschied.«
    Evalynn zuckte die Schultern und nahm sich einen Keks. Sophie beobachtete den Gesichtsausdruck ihrer Freundin, als sie in den Keks biss – und wusste sofort, dass ihr Rezept ein Erfolg werden würde. Denn schon im nächsten Augenblick spuckte Evalynn den Keks in hohem Bogen aus. »Das schmeckt absolut scheußlich!«
    »Wie gesagt … Garrett zu Ehren. Was hast du erwartet? Und was steht auf deinem Zettel?«
    Evalynn zog den Papierstreifen aus dem zerbröselten Keksrest. » Wie der Keks in deiner Hand zerbricht letztendlich auch dein Liebesglück. Was bleibt, ist der bittere Nachgeschmack .« Nachdem Evalynn den Spruch laut vorgelesen hatte, sah sie stirnrunzelnd auf. »Das ist … schlicht deprimierend.«
    »Genau.«
    »Hm, das macht mich nachdenklich. In Bezug auf Justin, meine ich.«
    »Siehst du!« Sophie lächelte wissend. »Die normalen Glückskekssprüche triefen vor Optimismus. Aber die hier? Ihre Zukunftsdeutungen sind die reinste Therapie. Eine gesunde Dosis Realismus für all jene, die schon ein paar Donnerstage auf der Welt sind und wissen, dass Glück die pure Illusion ist.«
    »Also, das halte ich für absolut übertrieben«, protestierte Evalynn.
    Sophie zuckte nur die Schultern. »Ich nicht.«

Teil III –
Das Ende

Kapitel 19

    Finde dich mit dem ab, was du nicht ändern kannst.
Zum Beispiel dein Aussehen.
    Oktober 2009
    DAS POSTAMT, IN DEM SICH Sophies Postfach befand, lag nur fünf Blocks vom Chocolats de Sophie entfernt – also nahe genug, um es bei Bedarf zu Fuß erreichen zu können. Allerdings war der Weg dorthin so steil, dass sie nur einmal in der Woche loszog, um das Fach zu leeren. Alles andere war ihr zu anstrengend. Schließlich war die Postfachadresse lediglich für Geschäftskorrespondenz wie Rechnungen oder Katalog- und Werbesendungen von Großhändlern für Rohstoffe oder Küchenausrüstungen gedacht.
    Seit Garrett die Annonce in der Seattle Times aufgegeben hatte, waren drei Wochen vergangen. Und wie nicht anders zu erwarten, hatte Sophie bisher noch keine einzige Zuschrift in ihrem Postfach vorgefunden.
    Als sie das Postamt endlich vor sich sah, entdeckte sie an der gegenüberliegenden Straßenecke einen Obdachlosen, der ihr zuwinkte. Bis die Fußgängerampel auf Grün schaltete, kam sie nach dem Aufstieg wieder zu Atem und erwiderte die Geste. Dann überquerte sie die Kreuzung und trat auf den Mann zu.
    »Hallo Sophie! Wie geht’s meiner Lieblingskundin?« Der Mann lachte leicht gackernd. Sein fettiges graues Haar hing ihm wirr in die Stirn, über die Ohren und über den Kragen seines dicken Flanellhemdes. Was der mit einem Haargummi zusammengebundene Vollbart von seinem wettergegerbten Gesicht übrig ließ, war staubverschmiert. In der Hand trug er ein Pappschild mit der Aufschrift: » VIETNAM HAT MICH VERÄNDERT. AUCH SIE KÖNNEN MICH VERÄNDERN. HABEN SIE ETWAS KLEINGELD ÜBRIG ?«
    »Bin ich das für Sie, Jim? Eine Kundin? Das klingt, als machten wir Geschäfte miteinander.«
    Jim war Sophie ein Jahr zuvor zum ersten Mal begegnet, kurz nachdem Garrett sie verlassen hatte. Sie war auf dem Weg zur Post gewesen, um ein Päckchen Unglückskekse an einen Mann aufzugeben, der einen Kuriositätenladen in Portland betrieb und immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Neuheiten war. Damals hatte Jim sie auf der Straße um Geld angebettelt. Da sie keines bei sich hatte, bot sie ihm stattdessen einen ihrer Unglückskekse an, warnte ihn jedoch vor dem bitteren

Weitere Kostenlose Bücher