Glueckstreffer - Roman
Und offenbar lesen sie Kleinanzeigen.«
»Scheint so«, bemerkte Sophie schnippisch.
»Wie viele waren es? Eine Zuschrift oder zwei?«
Sophie räusperte sich. »Drei. Sind heute erst gekommen.«
»Drei! Das ist ja großartig! Im Durchschnitt ist das eine Zuschrift pro Woche – nicht schlecht. Wenn es so weitergeht, dann dauerte es nur ungefähr zwei Jahre, bis ich die Audienz bei dir erhalte.«
»Hurra!«, kommentierte Sophie mit gespielter Begeisterung. »Aber bitte vergiss nicht: Drei Zuschriften bedeuten nicht, dass jede Antwort für das Endergebnis zählt. Nur wenn sie ehrliche, wohlüberlegte Beispiele für dauerhaftes Glück enthalten. Und da ich das beurteile, fallen die drei Briefe vermutlich nicht unter diese Kategorie.«
Am anderen Ende war es einige Sekunden still. »In dieser Sache bleibst du wirklich eisern, was, Sophie?«
»Ich finde es nur verständlich, dass ich alles tue, um dir nicht begegnen zu müssen.«
Erneutes Schweigen. Schließlich sagte Garrett: »Angenommen, ich bekomme hundert Zuschriften. Kann es dann sein, dass du sie alle nicht gelten lässt?«
Sophie lachte. »Nein, ein paar finden sicher meine Zustimmung. Das wäre sonst nicht fair. Aber bestimmt nie genug, um mich mit dir treffen zu müssen.«
»In diesem Fall«, erwiderte Garrett, »wäre es nur fair, wenn ich die Zuschriften ebenfalls lesen dürfte. Und sei es nur, um auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn ich schon Geld dafür ausgebe, dann möchte ich wenigstens die Sicherheit haben, dass du mir eine reelle Chance gibst.«
Diesmal schwieg Sophie. »Du hast ernsthaft vor, die Anzeige länger zu schalten?«, fragte sie schließlich. »Das wird teuer.«
»Du hast die Regeln aufgestellt, Sophie, nicht ich. Aber ich muss dir irgendwann in Ruhe erklären, warum ich getan habe, was ich getan habe. Und wenn ich dazu dieses Spiel spielen muss, dann tue ich es!«
Sophie seufzte. Würde ein Treffen schaden?, überlegte sie. Sollte sie seinen Vorschlag akzeptieren und dann ihrer Wege gehen? Sie wusste, dass sie störrisch war als ein Esel und es entschieden anständiger wäre, einfach nachzugeben und Garrett anzuhören. Aber rechtfertigte nicht der Schmerz, den er ihr zugefügt hatte, ihren Entschluss, ihn so lange wie möglich hinzuhalten?
»Ist dein Geld«, bemerkte sie gedehnt.
»Du sagst es.«
»Wie bitte?«
»Es ist mein Geld, und dafür verlange ich einen Gegenwert. Ich komm einfach gleich mal auf einen Sprung vorbei. Ich möchte die Zuschriften lesen. Bis dann, Soph!« Und noch bevor sie irgendwelche Einwände geltend machen konnte, hatte er aufgelegt.
Garrett hielt Wort. Zehn Minuten später ging die Tür zum Chocolats de Sophie , und in blauer OP-Kleidung und mit einem breiten Lächeln im Gesicht trat er ein. Sophie war gerade im Hinterzimmer und packte ihre Sachen zusammen. Sie hatte gehofft, verschwinden zu können, bevor er auftauchte. Doch Garrett schloss die Ladentür hinter sich, grüßte Randy und marschierte, ohne zu fragen, in Richtung Hinterzimmer.
»Willst du schon so früh gehen?«
»Ja«, antwortete Sophie und griff nach ihrem Schirm. »Aber offenbar nicht früh genug.«
Garrett ließ sich die Laune nicht verderben. »Bleib noch einen Moment. Ich möchte die Briefe sehen, die du heute bekommen hast.«
Sophie stellte den Schirm wieder in die Ecke und zog die oberste Schublade ihres Schreibtischs auf. »Also gut. Hier sind sie.« Sie reichte ihm die drei auf dem Poststapel zuoberst liegenden Umschläge.
Garrett setzte sich auf die Schreibtischkante und begann die Briefe zu lesen. Nachdem er sie einmal durchgelesen hatte, studierte er einen nach dem anderen erneut, diesmal gründlicher. Einem der Briefe war ein handgezeichnetes Bild, einem zweiten ein Foto beigelegt. Der dritte Umschlag enthielt lediglich einen Brief. Alle drei Zuschriften waren verhältnismäßig kurz gehalten. Dennoch benötigte Garrett für die Lektüre etliche Minuten.
»Tja«, murmelte er schließlich, stand auf und wandte sich zu Sophie. »Zwei davon sind gar nicht übel, was? Wenn du derselben Meinung bist, dann vermindert sich der Wochendurchschnitt. Besser als nichts.«
Sophie lachte spöttisch. »Zwei? Ich lasse keinen einzigen gelten! Jedenfalls zählt keiner für die erforderlichen hundert.«
Mit einem amüsierten Lächeln warf Garrett einen der Briefe vor Sophie auf den Schreibtisch. »Ich habe sofort gewusst, dass du den hier nicht gelten lassen würdest. Und obwohl ich verstehe, dass man sich für die Jagd begeistern
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