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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
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kann, glaube ich kaum, dass Tiere zu töten dauerhaftes Glück beschert.«
    »Nein, wirklich nicht«, stimmte Sophie ihm zu. »Und beim Anblick des Fotos mit dem toten Elch ist mir fast übel geworden. Keine gute Reklame für wahrhaftes Glück, finde ich.«
    »Also, in diesem Fall sind wir uns einig«, fasste er zusammen. Dann hielt er die beiden anderen Kuverts hoch. »Aber was hast du an diesen hier auszusetzen?«
    Sophie verschränkte die Arme vor der Brust und erhob sich hinter ihrem Schreibtisch. »Die Zuschrift der Frau ist zu nichtssagend. Sie hat zwar mehr geschrieben als die anderen, aber eigentlich doch nichts anderes, als dass Glück bedeutet, die eigenen Kinder aufwachsen zu sehen. Was ein Trugschluss ist.«
    Garrett neigte den Kopf zur Seite. »Warum?«
    »Erstens: Was machen in diesem Fall Leute, die keine Kinder haben … die keine bekommen können? Sie wären damit vom Glück ausgeschlossen. Und wer vermag schon zu sagen, wie lange man etwas von seinen Kindern hat? Die meisten sind Nestflüchter, und manche sterben sogar, bevor sie erwachsen werden. Dann sieht man sie sterben. Ist das Glück? Und …«
    »Noch mehr Argumente?«
    »Sei doch nicht so blöd«, sagte Sophie. »Du wolltest Gründe hören. Die habe ich dir genannt. Nimm meine Eltern zum Beispiel. Wenn man der Argumentation dieser Frau folgt, hatten sie kein Glück – denn sie konnten mich nicht aufwachsen sehen, sie haben nicht lange genug gelebt.«
    »Du bist zu kritisch«, bemerkte Garrett leise. »Was ist mit dem dritten Brief? Mit der Zuschrift des Kindes?«
    »Du meine Güte!« Sophie klang beinahe beleidigt. »Die Buntstiftzeichnung einer Katze? Ich bitte dich!«
    »Für ein kleines Mädchen kann ein Haustier das große Glück bedeuten. Was ist daran falsch?«
    »Es handelt sich um eine Katze , Garrett! Das Tier haart, springt auf jeden Tisch und jede Couch und macht auch sonst eine Menge Unannehmlichkeiten. Soll das Glück sein? Und die Zeichnung? Hätte nicht ›Katze‹ daruntergestanden, hätte ich es für ein Nilpferd gehalten.«
    Garrett zog eine Grimasse. »Du hältst das also ebenfalls für eine Niete? Definitiv?«
    Sophie nickte. »Kann ich sonst noch was für dich tun? Ich möchte den Bus nach Gig Harbor erwischen.«
    »Nein«, wehrte er ab und wandte sich zum Gehen. »Lauf du nur zum Bus.« Nach kurzer Überlegung fügte er hinzu: »Wann leerst du dein Postfach das nächste Mal?«
    Sophie runzelte die Stirn. »Nächsten Montag. Warum?«
    Garrett machte mit einem süffisanten Lächeln auf dem Absatz kehrt und bemerkte nur leise: »Perfekt. Dann sehen wir uns kommenden Montag wieder.« Damit entschwand er durch die Tür.
    Sophie blieb nichts anderes übrig, als ihren Protest hinunterzuschlucken.

Kapitel 20

    Es heißt, das Leben sei ein Spiel und die Welt ihre Bühne.
Für dieses Theater kannst du dir mit ein bisschen Glück die Zweitbesetzung sichern.
    »WO BIST DU GEWESEN?«, fragte Evalynn vorwurfsvoll, als Sophie endlich das Gespräch entgegennahm. »Seit einer Stunde versuche ich schon, dich zu erreichen. Immer ist nur die Mailbox dran.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Sophie. »Ich habe mein Handy gerade erst wieder eingeschaltet. Garrett hat dauernd versucht, mich anzurufen. Das Geklingel hat mich ganz verrückt gemacht. Was gibt’s denn?«
    »Du hast heute noch nicht mit ihm gesprochen?«
    Sophie hörte die Sorge in der Stimme ihrer Ziehschwester. »Nein, nicht mehr, seit er vor ein paar Tagen in meinem Laden aufgekreuzt ist. Warum?«
    »Vermutlich wollte er dich aus demselben Grund sprechen wie ich. Ich nehme an, du hast die Abendnachrichten nicht gesehen?«
    »Du weißt, dass ich das tunlichst vermeide. Die Hälfte der Meldungen sind einfach nur deprimierend.«
    Sophie hörte, wie Evalynn geräuschvoll durch die Nase atmete, als wolle sie ein Lachen unterdrücken. »Wie wahr! Zieh dir was an! Ich hole dich in zehn Minuten ab. Es gibt eine deprimierende Meldung, die du dir nicht entgehen lassen solltest.«
    »Ist es etwas … Schlimmes?«, erkundigte sich Sophie zögerlich.
    »Nichts Schlimmes … Nur … Moment mal. Justin! Untersteh dich! Keinen anderen Sender einschalten, bevor die Sendung auf DVD aufgezeichnet ist! Bist du noch da, Sophie?«
    »Natürlich.«
    »Also, keine Angst! Du solltest es dir nur einfach selbst ansehen. Okay? Ich bin gleich bei dir.«
    »Kann’s kaum erwarten«, sagte Sophie leise und seufzte tief.
    Es dauerte nicht einmal zehn Minuten, bis Evalynns Auto in die Einfahrt bog.

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