GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
das alles, was Du zu sagen hast?“
„Was … was hast du aus mir gemacht?“, stammelte ich fassungslos.
Marlene zog pikiert ihre Augenbrauen hoch.
„Ich bin schön!“
„Na, nun übertreib mal nicht. Hübsch, trifft es eher“, widersprach Marlene und lächelte erlöst.
„Danke, Marlene, danke.“
„Ich wusste gar nicht, dass das so einfach geht.“
Marlene drosselte meinen Optimismus.
„ In fünf Jahren geht das nicht mehr in fünf Minuten, da musst du dann eine Null dranhängen.“
Ich ging mit Marlene nochmal die einzelnen Handgriffe des Schönmachens durch . Sie schrieb mir alles genau auf, auch die Schminkprodukte, die sie verwendet hatte. Ich hatte dafür keine Zeit. Die Lobpreisung meines Spiegelbilds nahm mich voll in Anspruch.
Bei Douglas drückte ich meinen Zettel einer Verkäuferin in die Hand. Während sie die Kosmetik für mich zusammensuchte, vertrieb ich mir die Zeit mit meinem schönen Gesicht. Ich gaffte jeden der streifenfrei geputzten Spiegel an, als erwartete ich eine Antwort.
Noch am selben Abend besuchte ich meine Mutter. Sie lebt immer noch in dem schönen Einfamilienhaus, in dem ich aufgewachsen bin. Seit dem Tod meines Vaters bekam sie eine gute Witwenrente und brauchte sich finanziell keine Sorgen zu machen. Als mein Vater vor vier Jahren starb, hatte ich befürchtet, dass meine Mutter daran zerbricht. 29 Jahre Ehe kann man nicht einfach aus dem Gedächtnis streichen. Aber statt in Depressionen zu verfallen und die vergangene Zeit zu idealisieren, verlieh sie ihrem Leben neuen Schwung. Mit erst 59 Jahren war das ihr gutes Recht. Sie meldete sich in einigen Online-Partnerbörsen an und war offensichtlich sehr erfolgreich. Jedes Mal, wenn ich sie besuchte, stellte sie mir einen neuen Mann vor. Der ein oder andere, hätte mir auch zugesagt. Aber ihre Verehrer hatten nur Augen für sie. Das lag vermutlich daran, dass meine Mutter eine beneidenswerte Figur und die dazugehörige Grazie besitzt. Außerdem bewegt sie sich anmutig, ihre Kleidung ist figurbetont und ihr Lächeln verführerisch und herablassend zugleich. Sie versprüht Distanz, die anziehend wirkt. Obwohl ich mehr als 20 Jahre jünger bin, ertappte ich keinen ihrer Liebhaber dabei, mich anzüglich zu mustern. Ich hielt diese Tugend für bewundernswert. Solchen Männern gebührt Hochachtung. Deswegen ist mir auch Prince Charles sehr sympathisch. Der hat seine hübsche Diana mit der älteren Camilla betrogen. Ich habe nie verstanden, warum die Leute diesem Mann damals so übel mitgespielt haben, nur weil er als Tampon in seiner Liebsten verweilen wollte, obwohl die Camilla damals doch schon längst in den Wechseljahren war.
Jedenfalls hat m eine Mutter offensichtlich ein gutes Händchen, was die Wahl ihrer Liebhaber anbelangt.
Bei meinem heutigen Besuch lernte ich Willi, einen Bäckermeister, kennen. Er hatte aufgeweckte, freundliche Augen und ein mitreißendes Temperament, ein Glatze und einen gemütlichen Bauch. Er war mir sympathisch und ich reichte ihm freundschaftlich meine Hand.
„Die Frisur steht dir hervorragend!“, begrüßte mich meine Mutter gutgelaunt. „Du siehst viel jünger aus! Stimmt’s Willi?“
Willi nickte übermütig , obwohl er ja gar nicht wissen konnte, wie ich vorher ausgesehen hatte. Das aktuellste Foto von mir, das bei meiner Mutter auf dem Kaminsims stand, zeigte mich als Baby.
„Was ist denn aus Herbert geworden?“, fragte ich meine Mutter, als ich mit ihr allein auf der Terrasse saß und Willi in der Küche einen kleinen Imbiss für uns vorbereitete.
Meine Mutter lächelte zufrieden und stellte klar, dass sie sich mit Herbert auch noch treffe. Ich wollte von ihr wissen, warum sie das tat. Man könne doch nur einen Mann lieben. Meine Mutter war da anderer Meinung. „Jeder von den beiden hat etwas, was ich an dem anderen vermisse, aber das was ich an dem anderen vermisse, reicht nicht aus, um mich von einem von beiden zu trennen.“
„Und was macht die Liebe bei dir?“
Ich erzählte von Markus, von seiner Einladung nach Salzburg und davon, dass ich nichts Passendes zum Anziehen habe.
„Na, da komm mal mit“, forderte mich meine Mutter auf und präsentierte stolz ihren begehbaren Kleiderschrank. Ich traute meinen Augen kaum, hier gab es alles, was ich mir nicht mehr zu kaufen brauchte. Meine Mutter trennte sich von zwei Etui-Kleidern und einem beigefarbenen Hosenanzug. Bedingt dadurch, dass sie sich seit Vaters Tod regelmäßig dem Tanz an der Stange widmete,
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