GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
bei mir, sich glückliche Gedanken über mich machen, in seinem eigenen Saft schmoren. Ich gab mir sehr viel Mühe, mich von der glücklichsten Seite zu zeigen. Ich sah mir Liebesfilme auf meinem Riesenbildschirm an, las Liebesschnulzen auf meinem Riesensofa und hörte Liebeslieder, die mich mit riesigen Tränen des Glücks versorgten.
Ich war so glücklich, dass sich Marlenes Prophezeiung nicht erfüllt hatte.
Es gab sie also doch noch, die guten Männer. Man durfte sie nur nicht suchen. Man musste wie zufällig von ihnen aufgestöbert werden. Genau das war das Geheimnis. Das musste ich Marlene das nächste Mal unbedingt klarmachen. Dabei fiel mir ein, dass mir Marlene gar nicht erzählt hatte, wo sie ihren Mark kennengelernt hatte.
Ein paar Tage später stand Marlene unerwartet vor meiner Tür. Es war schon nach Mitternacht und sie wirkte angeschlagen, hatte verweinte Augen. Ich hatte echt Angst, dass sie die glücklichen Schwingungen in meinem Umfeld aus dem Gleichgewicht bringt.
Sie hielt ihr Handy am Ohr, als ich ihr die Tür öffnete.
„Nein, ich hab momentan keine Zeit, und ich weiß jetzt auch nicht genau, ob ich überhaupt noch für dich Zeit habe“, schnappte ich auf.
Dann beendete sie das Telefonat, sah mich an und fiel mir schluchzend um den Hals.
„Ich bin so unglücklich!“, jammerte sie.
„PSSSSSST!“, fauchte ich erbost. Dabei legte ich meinen Zeigefinger auf die Lippen und blickte bang über meine Schulter.
Ich versorgte Marlene in Windeseile mit einem Glas Sekt. Ich wollte, dass sie so schnell wie möglich wieder glücklich wird , sich in das Glück meiner Welt einfügte.
Wie sich herausstellte, war sie gar nicht unglücklich.
„Es ist aus! Ich bin verloren! Ich bin ihm hörig!“
„Von wem redest du?“, hakte ich nach.
„Von Mark natürlich, von wem denn sonst!“
„Aber du hast ihm doch am Telefon gerade abgesagt?“
„Das war nicht Mark, das war Peter … meine Hintertür, mein Ersatzteillager …“
„Dann hast du vor Glück geweint. Du hast endlich deine große Liebe gefunden. Du musst glücklich sein, verdammt!“ Den letzten Satz betonte ich besonders laut, man wusste ja nicht, in welcher Ecke meiner Behausung das Glück gerade herumlungerte.
Marlene benötigte fünf Minuten und zwei Gläser Sekt, bis sie das einsah. Nach dem dritten Glas fiel sie mir beschwipst, aber glücklich um den Hals. Jetzt waren wir beide glücklich.
Frei nach dem Motto: Geteiltes Glück, ist doppeltes Glück.
Marlene erzählte mir von dem Wellness-Wochenende, das sie mit Mark verbracht hatte. Bald fiel mir auf, dass wir uns im Gespräch schon wieder in den sexuellen Details verhedderten. Ich fragte nicht, was es im Hotel zu essen gab, welche Freizeitmöglichkeiten angeboten wurden und ob die Zimmer den Erwartungen entsprachen. Ich fragte auch nie nach, wie Mark mit Nachnamen hieß, wie alt er war und was er für ein Sternzeichen ist. Welche Hobbys, außer rattenscharfem Sex, er sonst noch so auf dem Kerbholz hatte. Auch Marlenes Interesse, was meinen Markus betraf, ließ zu wünschen übrig. Wenn wir unsere Sorgfaltspflicht nicht so vernachlässigt hätten, wären sicher einige Dinge zutage gekommen, die sich als Übereinstimmungen herausgestellt hätten.
Die einzige Übereinstimmung, die uns auffiel war , dass Mark und Markus eine Vorliebe für High Heels und schwarze Strapsdessous hatten.
Mir fiel diese Übereinstimmung als erste r auf.
„Das ist doch völlig normal“, sagte Marlene. „Jeder Mann steht auf Reizwäsche. Wir können froh sein, dass die beiden so eine harmlose Vorliebe haben. Ich hatte mal einen, der hat nur eine Erektion bekommen, wenn er meine Zehen gelutscht hat.“
„Und ich hat te mal einen, der wollte mit mir in einen Swinger-Club gehen.“
„Ach, das hätte mich schon interessiert“, sagte Marlene.
„Mich auch, aber der Typ wollte sich als Frau verkleiden.“
Marlene verschluckte sich beinahe beim Trinken . Dann legte sie den Kopf auf meinen Schoß und lenkte meine Aufmerksamkeit auf den breiten silbernen Ring, den sie am Finger trug.
„Den hat mir Mark geschenkt. Ich hab ihn beim Juwelier schätzen lassen.“
„450 Euro würde ich dafür bekommen, wenn ich den verhökern würde.“
„Der Mann muss dich sehr lieb haben“, sagte ich ergriffen.
„Wo habt ihr euch eigentlich kennengelernt?“
„Auf dem Friedhof.“
„Nein?“
„Doch, ich habe Omilein wieder mal besucht. Und da stand Mark – drei Grabsteine weiter. Sein Vater ist
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