GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
Pullover?“, fragt Marlene und zupft demonstrativ an der Wolle.
„Den hat mir mal meine Großmutter gestrickt. Der ist schon 20 Jahre alt, aber ich liebe ihn, genauso wie ich meine Großmutter geliebt habe. Ich trage ihn nur, wenn ich glücklich bin.“
„Und jetzt bist du glücklich?“, frage ich entschieden. Erich nickt und schließt uns beide wortlos in seine Arme. Für einen kurzen Moment hängen wir verträumt unseren Gedanken nach.
„Ich habe übrigens noch eine Überraschung für euch“, unterbricht Erich das Schweigen. Mit je einem galanten Klaps auf den Hintern, werden wir zum Aufstehen ermuntert. Wir folgen ihm hinunter ins Wohnzimmer, setzen uns auf das Sofa und warten neugierig auf die angekündigte Überraschung.
„Wie gesagt“, beginnt Erich einleitend. „In zwei Wochen sind die Wohnungen bezugsfertig und diese Wartezeit möchte ich mit euch auf angenehme Weise verbringen.
„Dadadada!“ Erich hält ein paar bunt bedruckte Flyer in der Hand und flattert damit herum.
„Was ist das ?“, will ich wissen.
„Unsere Urlaubstickets . Ich lade euch für zwei Wochen nach Thailand ein, und zwar auf eine wunderschöne Insel!“
Marlene jubelt begeistert los und trampelt vor Freude mit ihren Füßen auf dem Boden herum.
„Da müssen wir für zwei Wochen unseren Frisiersalon schließen“, werfe ich zaghaft ein.
„Na und, da machen wir den Laden einfach mal für zwei Wochen dicht. Deswegen werden wir nicht gleich pleitegehen“, verharmlost Marlene. „Mensch Tosca! Thailand, das muss dir eine Sünde wert sein. Du warst doch noch nie in Urlaub!“
„Du warst noch nie in Urlaub?“, wiederholt Erich skeptisch.
„Doch, einmal in Schweden bei meiner Tante und fünfmal an der Ostsee, mit meinen Eltern, da war ich aber noch ein Kind.“
„Natürlich kommen wir mit!“, schnattert Marlene freudig erregt. „Darauf stoßen wir an!“
„Thailand wir kommen!“ schreien wir alle im Chor.
21. Kapitel
Es ist Ende Oktober. Das Wetter zeigt sich von seiner unfreundlichsten Seite. Düstere Regenwolken hängen am Himmel und sorgen für nasskaltes Wetter. In Anbetracht der klimatischen Umstände, erscheint es mir beinahe absurd, dass wir in knapp 20 Stunden an einem der schönsten Strände von Thailand liegen werden.
Entsprechen gut gelaunt sitzen wir alle vier im Flugzeug. Lilli ist auch mit an Bord. Sie ist überglücklich und voller Vorfreude, endlich ihre Familie und ihren kleinen vierjährigen Sohn in die Arme zu schließen. Erich hat Lilli gekündigt und ihr eine kleine Abfindung geschenkt. Mit dieser Summe kann sich Lilli in ihrer Heimat den Traum von einer eigenen Eisdiele erfüllen. Lillis Angehörige wohnen auf der kleinen Insel Ko Tao, nicht weit von unserem Urlaubsort entfernt.
Ich seufze zufrieden und schließe meine Augen. Kurz lasse ich die letzten drei Tage Rev ue passieren. Ich habe Herrn Steinhuber darum gebeten, meine Wohnung zu vermieten. Er hat eingewilligt und mir versprochen in spätestens zwei Wochen einen geeigneten Mieter zu finden. Marlene hat seine Dienste nicht beanspruchen müssen. Sie fand eine Nachmieterin für ihre Wohnung unter unseren Kundinnen. Caruso und die beiden Hunde haben wir in die Obhut meiner Mutter gegeben. Den Umzug haben wir in der kurzen Zeit auch gemeistert. Natürlich hat uns Erich tatkräftig geholfen. Unsere Möbel stehen jetzt eingelagert bei ihm in der Werkstatt. Wenn wir wieder zurückkommen, können wir dann alles einrichten.
„Tosca, aufwachen!“ Ich öffne meine Augen und blinzele verschlafen in Marlenes Gesicht. „Wir landen gleich“, sagt sie und verweist zum Fenster.
„Bangkok“, murmele ich konfus.
„Wahnsinn, ist das warm!“, freue ich mich, als wir vor dem Bangkoker Flughafen stehen und uns die tropische Luft ins Gesicht weht.
Sogleich reißen wir uns die viel zu warmen Sachen vom Leib, während Lilli bereits damit beschäftigt ist, mit einem der Taxifahrer zu verhandeln. Wir müssen uns beeilen, damit wir noch den Bus erreichen, der uns zur Fähre bringt. Im Karacho werden wir durch Bangkok kutschiert und heil an der Bushaltestelle abgesetzt. Knapp 15 Minuten später sitzen wir in einem klimatisierten Bus, der uns zum Schiff bringt. Weitere acht Stunden danach kommen wir alle ziemlich verschlafen, aber bestens gelaunt, in Surat Thani an.
Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Am Liegeplatz steht eine Menge von Liegestühlen bereit. Es duftet nach Essbarem und nach frisch gebrühtem Kaffee. Ich höre das
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