GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
spät!“ Marlene deutet achselzuckend an die Haustür.
Mein Herz macht einen Satz. Erich erwartet uns mit Lilli a m Eingang. Lilli winkt uns zu, sie hat irgendetwas Buntes in der Hand. Sieht aus wie ein Wimpel. Über dem Portal hängt eine bunte Girlande und ein Schild, mit der Aufschrift Herzlich willkommen .
„Sind wir damit gemeint?“, frage ich , mehr verdutzt als begeistert.
„Das wird sich gleich rausstellen“, reagiert Marlene gefasst.
Erich kommt auf Marlenes Wagen zugelaufen, er öffnet ihr die Tür, schließt sie herzlich in die Arme und erkundigt sich nach ihrem Befinden. Mit entgeht nicht , wie Marlene förmlich in seiner Umarmung versinkt. Ich kann es nicht genau erkennen, aber ich glaube, sie weint vor Freude. Auch ich werde von ihm liebevoll begrüßt, bekomme gleich mehrere Küsschen auf meine Wangen gedrückt. Lilli steht immer noch an der Tür. Sie lächelt, als würde man sie dafür bezahlen. Erst jetzt kann ich erkennen, was sie in ihrer Hand hält. Es sind Blumenketten.
„ Das darf nicht wahr sein“, denke ich fasziniert.
„Harzlich wilkoomen“, sagt sie und hängt mir und Marlene die Blumen um den Hals. Ich bedanke mich mit einer sprachlosen Geste, gebe Lilli einen dankbaren Kuss auf die Wange und bleibe verunsichert stehen.
„ Was hat das alles zu bedeuten?“, frage ich mich. Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen, schlage sie ganz schnell wieder auf, nur um mich zu vergewissern, dass das hier alles mit rechten Dingen zugeht.
„ Vielleicht springt gleich ein Clown aus dem Gebüsch und schreit laut: April, April!“, denke ich noch, als ich Erichs Hand an meinem Arm spüre.
„Alles in Ordnung?“, fragt er verschmitzt.
Ich gebe einen gebrochenen Laut von mir. Erst jetzt fällt mir auf, dass Erich einen alten gestreiften Strickpullover trägt, der so gar nicht zu der modernen roten Hose zu passen scheint, die er trägt.
„Hereinspaziert“, fordert er mit einem geheimnisvollen Zungenschlag, ganz so, als gäbe es noch eine weitere Überraschung.
Mit bedachtsamen Schritten folgen wir Lilli und Erich ins Wohnzimmer. Ich bin erleichtert, dass sich das Wohnzimmer nicht in einen thailändischen Tempel verwandelt hat. Kein Muschelhorn ist zu hören, keine Räucherstäbchen sind zu riechen, kein Mönch ist zu sehen, der uns milde verstimmt anlächelt, weil wir die Opfergaben vergessen haben. Ich bin erleichtert und nehme wie gewohnt neben Marlene auf dem Sofa Platz.
„Darf ich euch etwas anbieten?“, werden wir überflüssiger weise gefragt.
„Am besten was Hochprozentiges“, platze ich heraus.
„Ich auch, einen doppelten Whisky“, präzisiert Marlene mit heißer Stimme.
Lilli schenkt uns diensteifrig die Gläser ein, halbvoll, wohl gemerkt. Die Frau hat ein feines Gespür fürs Wesentliche, stelle ich fest und bedanke mich mit der Anmut einer buddhistischen Novizin.
Erich hat sich ebenfalls ein Glas eingeschenkt. Er erhebt das Glas in unsere Richtung. Der Whisky brennt in meiner Kehle, aber ich fühle mich gleich viel lockerer. Entspannt genug, um die knisternde Anspannung zu ertragenen. Wie Speerspitzen sind unsere Augen auf Erich gerichtet, der uns wohlgefällig mustert.
„ Danke, dass ihr gekommen seid“, ergreift er feierlich bewegt das Wort. „Ich möchte mich noch mal bei euch entschuldigen, dass ich so lange nichts von mir hören lassen habe …“
„Och …“, reagieren wir gleichmütig.
„Aber ich war sehr beschäftigt. Mit anderen Worten: Ich war nicht untätig.“ Er gerät kurz ins Stocken, schmunzelt, wobei er sein Glas in seinen Händen dreht. „Ich hoffe, meine Arbeit war nicht umsonst“, fügt er noch bedeutungsschwanger hinzu, während er uns mit hochgezogenen Augenbrauen abwechselnd fixiert. Schwungvoll erhebt er sich von der Sessellehne und greift zu einem Blatt Papier, welches in einer Folie eingeschweißt ist.
„Ich habe mir euer Angebot aufmerksam durchgelesen, sehr viel über uns nachgedacht, habe mir einige Nächte um die Ohren geschlagen und bin dann letztlich zu dem Entschluss gekommen, einen eigen en Entwurf zu gestalten.“
Erich blickt uns abwartend an, als erwarte er, dass wir jetzt applaudierend aufspringen.
Ich versuche, den entstandenen Klo ß in meinem Hals mit einem Schluck Whisky herunterzuwürgen, was einen gurgelnden Laut erzeugt und ergreife tapfer das Wort:
„Bitte Erich, mach’s nicht so spannend.“
Erich verzieht milde missbilligend das Gesicht.
„Bitte um alles in der Welt, nennt mich nicht
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