Gluehend
ist er erwachsener geworden. Sicher wegen Mamas Krankheit. Und erinnere dich mal zurück – wir waren in seinem Alter um nichts besser …“
„Da hast du recht. Trotzdem ist es nicht leicht mit den Männern!“
„Wenn wir schon von Männern sprechen … Hast du etwas von Silas gehört?“
„Ja, ich fehle ihm anscheinend.“
„Wann wirst du ihn wiedersehen?“
„Das weiß ich nicht. Ich habe mit meiner Scheidung, dem Umzug, dem Kleinen und der Schwangerschaft schon genug zu tun. Und irgendwann werde ich wohl auch wieder anfangen müssen zu arbeiten!“
„Du weißt, dass ich für dich da bin, wenn du mich brauchst!“
„Ja, aber ich muss wieder lernen, mich alleine durchzuschlagen. Ich muss es schaffen, und wenn es nur für meinen Sohn ist. Und für … ihn … oder sie“, fügt sie traurig hinzu, während sie die Hand auf ihren Bauch legt.
„Hast du dich schon entschieden? Wirst du es behalten?“
„Ich glaube schon. Ach, ich weiß es nicht. Ich ändere ständig meine Meinung, es ist so anstrengend.“
„Ich weiß, dass du es nicht hören willst, aber ich denke immer noch, dass Silas Bescheid wissen sollte. Er könnte dir helfen …“
„Amandine, ich habe nein gesagt.“
Am Tisch führen wir alle ein angeregtes Gespräch. Meine Mutter ist begeistert von meiner Kleidung und erkundigt sich nach Neuigkeiten von den Diamonds, mein Vater fragt mich über meinen neuen Job aus und scheint Marcus bereits ins Herz geschlossen zu haben. Simon und Camille wiederum streiten sich über ein Ranking der aktuell schönsten Topmodels. Nach einer knappen Viertelstunde reden alle wild durcheinander. Trotz aller Schwierigkeiten, die wir durchgemacht haben und die noch vor uns liegen, scheinen wir Baumanns so fest zusammenzuhalten wie nie zuvor. Ich bin unheimlich stolz; dieses lebhafte und bewegende Bild wärmt mir das Herz.
Plötzlich holt mich die Türklingel aus meinen Gedanken. Camille, die der Türe am nächsten sitzt, steht auf und geht hin. Meine Eltern und mein Bruder sind viel zu sehr damit beschäftigt, über ihr nächstes Urlaubsziel zu diskutieren, um zu bemerken, dass sie nach einigen Minuten noch immer nicht zurückgekommen ist. Ich verschwinde ebenfalls und gehe so unauffällig wie möglich aus dem Esszimmer, um zu meiner Schwester zu stoßen. Ich sehe, wie sie aufgeregt spricht … mit Silas! Der Diamonds-Zwilling hat sich so richtig aufgebrezelt, wahrscheinlich, um seine Chancen zu erhöhen.
Es ist verrückt, wie sehr er Gabriel ähnelt … und ich mich überhaupt nicht zu ihm hingezogen fühle!
Vielleicht, wenn er geknebelt wäre?
Als er mich kommen sieht, grüßt mich der große Blonde mit einer Geste, doch er unterbricht seine offenbar gut eingeübte Rede nicht.
„Camille, ich warte jetzt seit zwei Wochen und lasse dir deinen Freiraum. Ich will mehr, ich brauche mehr. Ich weiß, dass meine Vergangenheit beziehungstechnisch nicht glorreich war, aber vertrau mir, ich will nur dich. Ich möchte mit dir zusammen sein. Ich bin bereit, mich zu binden. Für immer.“
„Silas, ich habe dir schon gesagt, dass ich Zeit brauche. Je mehr Druck du machst, desto länger wird es dauern, bis ich mich entscheiden kann.“
„Empfindest du etwas für mich? Gib mir wenigstens darauf eine Antwort, komm mir entgegen …“
„Natürlich, aber diesen Schritt zu wagen, ist nicht einfach für mich, es ist ein Sprung ins Nichts! Mein Leben ist schon so turbulent: Ich habe ein Baby, einen Ehemann, der bald nicht mehr mein Ehemann ist, eine Mutter, die sich gerade so erholt hat, einen Job, der auf mich wartet … Ich kann mich nicht um alles gleichzeitig kümmern!“
„Dann lass mich die Dinge für dich vereinfachen. Lass mich für dich da sein, dein Fels in der Brandung sein, dein Partner – ganz offiziell.“
„Silas, du solltest jetzt gehen. Dazu bin ich nicht bereit …“
„Wirst du es eines Tages sein?“
„Vielleicht. Ich kann dir nichts versprechen …“, sagt sie schluchzend.
Ratlos schwankt Silas, ob er sich umdrehen und gehen soll, wie sie es gesagt hat, oder ob er sie in den Arm nehmen soll. Schließlich geht Camille auf ihn zu. Sie küsst ihn zärtlich auf die Wange und läuft dann in die Küche. Ich habe Silas noch nie so unglücklich gesehen …
„Gib ihr etwas Zeit. Ich bin überzeugt, dass sie zur Vernunft kommt …“, versuche ich, ihn aufzumuntern.
„Glaubst du wirklich?“
„Ja. Aber ich warne dich – wenn du ihr wehtust …“
„Ich glaube, ich liebe
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