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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Manieren nur Resultat einer bedauernswerten Laune aus einem Augenblick heraus war. Ich habe ein bisschen Respekt verdient. Schließlich kennen wir uns lange genug, dass Sie ein wenig ehrlicher zu mir sein könnten.« An dieser Stelle ging ihr die Puste aus, und hinter den Augen spürte sie ein Brennen, von dem sie sich weigerte, zu glauben, dass es aufsteigende Tränen sein könnten.
    Lord Maccon wurde richtiggehend wütend. »Das haben Sie sich alles schlau zusammengereimt, nicht wahr? Und warum, bitteschön, sollte meine – wie nannten Sie es doch gleich? – bedauernswerrte Laune aus einem Augenblick herraus auf einmal umschlagen?« Er klang ganz besonders schottisch. Alexia hätte sich amüsiert darüber, dass sich der rollende Akzent umso stärker in seinen Akzent schlich, je wütender der Earl wurde, doch sie war selbst viel zu aufgebracht, um es überhaupt zu bemerken. Alle Tränen waren wieder zurückgewichen.
    Sie warf die Hände zum Himmel. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung! Sie haben mich den ganzen gestrigen Abend behandelt wie eine entfernte und nicht gerade gern gesehene Bekanntschaft. Und dann stehen Sie heute auf einmal in meinem Empfangszimmer. Also sagen Sie mir, was Sie sich gestern beim Dinner dachten. So sicher, wie ich hier stehe, ich habe absolut keine Ahnung, was Sie beabsichtigen, Lord Maccon. Und das ist die aufrichtige Wahrheit.«
    Der Earl öffnete den Mund und klappte ihn dann wieder zu. Die Wahrheit war, dass er selbst nicht wusste, was er hier machte, deshalb konnte er es auch nicht wirklich erklären. Katzbuckeln, hatte Lyall gesagt. Er hatte keine Ahnung, wie man so etwas anstellte. Alphas katzbuckelten nicht. Überheblichkeit war Teil der Voraussetzung für den Posten. Lord Maccon mochte zwar erst vor Kurzem die Führung des Rudels von Woolsey Castle übernommen haben, aber er war schon immer ein Alpha gewesen.
    Selten schaffte es jemand, dass dem Earl of Woolsey die Worte fehlten. Miss Tarabotti triumphierte innerlich, gleichzeitig war sie verwirrt. Fast die ganze Nacht lang hatte sie sich wegen seiner herablassenden Behandlung schlaflos hin- und hergewälzt. Sie hatte sogar daran gedacht, Ivy zu besuchen und sie nach ihrer Meinung zu fragen. Ausgerechnet Ivy! Das allein zeigte schon, wie verzweifelt sie war. Und doch saß der Gegenstand ihrer Verwirrung nun vor ihr, augenscheinlich ihrer verbalen Gnade ausgeliefert.
    Also kam Alexia Tarabotti, wie es ihrer Natur entsprach, sofort zum Kern der Angelegenheit. Sie starrte auf den schlüsselblumengelben Teppich, denn so kühn sie auch war, brachte sie es doch nicht ganz fertig, ihm in die gelben Augen zu sehen. »Ich habe nicht viel …« Sie verstummte kurz, als sie an die skandalösen Bilder in den Büchern ihres Vaters dachte. »… Erfahrung. Wenn ich etwas falsch gemacht habe … Sie wissen schon …« Verlegen wedelte sie mit der Hand in der Luft herum, sogar noch beschämter als zuvor, aber fest entschlossen, es hinter sich zu bringen. »… bei der Küsserei, dann müssen Sie meine Unwissenheit entschuldigen. Ich …«
    Alexias Stimme erstarb, denn Lord Maccon hatte sich von dem winzigen Sofa erhoben, das unter dem plötzlichen Gewichtsverlust ächzte, und kam zielstrebig auf sie zu. Er war zweifellos gut darin, drohend vor einem aufzuragen, und Alexia war es nicht gewohnt, sich so klein zu fühlen.
    »Das«, brummte der Earl schroff, »war nicht der Grund.«
    »Vielleicht«, schlug Miss Tarabotti vor, die Hände abwehrend vor dem Körper erhoben, »haben Sie es sich anders überlegt, weil Ihnen klar wurde, wie unwürdig das wäre: der Earl of Woolsey und eine sechsundzwanzigjährige alte Jungfer?«
    »Ist das Ihr richtiges Alter?«, murmelte er, scheinbar uninteressiert und immer noch näherkommend. Er bewegte sich auf eine hungrige, schleichende Art und Weise, und unter dem Braun seines perfekt geschnittenen Jacketts spielten harte Muskeln, pure angespannte Energie, die sich direkt auf sie richtete.
    Miss Tarabotti wich zurück und stieß an einen großen Armsessel. »Mein Vater war Italiener, war Ihnen das plötzlich eingefallen?«
    Lord Maccon kam näher, langsam, bereit zum Sprung, falls sie versuchen sollte, auszureißen. Seine Augen waren mittlerweile beinahe vollständig gelb, mit einem orangefarbenen Ring um den Rand. Alexia war noch nie zuvor aufgefallen, wie schwarz und dicht seine Wimpern waren.
    »Und ich stamme aus Schottland«, entgegnete er. »Welche Herkunft ist in den Augen der Londoner

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