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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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vor, der dort auf der Lauer lag.
    »Guten Abend, Miss Tarabotti«, sagte er höflich, wenn auch sehr leise – leiser als gewöhnlich, sogar für Professor Lyall. Er klang beinahe schwach.
    Besorgt runzelte Alexia die Stirn und versuchte, einen Blick auf sein Gesicht unter dem pompösen Hut zu erhaschen. »Wie kommt es, dass Sie heute Dienst haben, Sir? Ich hätte vermutet, dass Lord Maccon Ihr Fachwissen anderswo benötigt.«
    Der Professor sah blass und ausgelaugt aus, was bei einem Vampir normal gewesen wäre, nicht aber bei einem Werwolf. Die Linien in seinem Gesicht wirkten tiefer eingegraben, und seine Augen waren blutunterlaufen. »Miss Tarabotti, der Vollmond rückt näher. Seine Lordschaft muss vorsichtig sein, wen er bei Tageslicht einteilt, um Sie zu bewachen. Die Jungen sind um diese Zeit des Monats nicht sehr stabil.«
    Alexia schnaubte leise. »Ich weiß seine Sorge um mein Wohlergehen zu schätzen. Aber ich dachte, es gäbe bei BUR auch noch andere, für die der Tageslichtdienst nicht allzu belastend ist. Wann ist denn Vollmond?«
    »Morgen Nacht.«
    Miss Tarabotti runzelte die Stirn. »Dann hält Mr MacDougall seine Rede im Hypocras Club«, sagte sie leise zu sich selbst.
    »Bitte?« Der Professor sah zu müde aus, um interessiert zu sein.
    Alexia winkte ab. »Ach, nichts von Belang. Sie sollten nach Hause gehen, Professor, und sich etwas ausruhen. Sie sehen wirklich schrecklich aus. Er sollte Sie nicht so hart arbeiten lassen.«
    Der Beta lächelte. »Das ist Teil meiner Aufgabe.«
    »Sich zu verausgaben, während Sie mich beschützen?«
    »Seine Interessen zu wahren.«
    Miss Tarabotti bedachte ihn mit einem strengen Blick. „Ich glaube kaum, dass das eine passende Umschreibung ist.«
    Lyall, der eine Kutsche mit Wappen bemerkte, die genau gegenüber des Hauses der Loontwills wartete, antwortete nicht darauf.
    Es folgte ein kurzes Schweigen.
    »Was hat er getan?«, fragte Alexia.
    »Wer?«, antwortete Professor Lyall, obwohl er genau wusste, was sie wissen wollte.
    »Der Mann, bei dem Sie so getan haben, als wären Sie versehentlich gegen ihn gestolpert.«
    Der Werwolf zögerte mit der Antwort. »Es ging eher um das, was er bei sich hatte.«
    Miss Tarabotti legte den Kopf schief und sah ihn fragend an.
    »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend, Miss Tarabotti«, sagte Professor Lyall.
    Alexia bedachte ihn mit einem genervten Blick, dann marschierte sie zurück zur Haustreppe.
    Ihre Familie war aushäusig, aber Floote erwartete sie bereits im Foyer mit einem höchst un-Floot-artigen Ausdruck der Beunruhigung im Gesicht. Die Tür zum Empfangszimmer stand offen, ein sicheres Zeichen für Besuch. Alexia war schockiert. Die Loontwills konnten unmöglich Gesellschaft erwartet haben, sonst hätten sie das Haus nicht verlassen.
    »Wer ist da, Floote?«, fragte sie, während sie an ihrer Hutnadel nestelte.
    Der Butler zog nur beide Augenbrauen hoch und sah sie an.
    Mit einem Mal wurde Alexia nervös. Sie zog Hut und Handschuhe aus und legte sie zögerlich auf dem Tischchen im Foyer ab.
    Dann nahm sie sich einen Augenblick Zeit, um sich zu beruhigen, und überprüfte noch einmal ihre Frisur im goldgerahmten Spiegel. Sie trug ihre dunklen Haare offen, was sich tagsüber nicht wirklich schickte, doch sie musste damit ein Bissmal überdecken, und es war zu warm für ein hochgeschlossenes Kleid. Schnell zupfte sie einige Locken zurecht, um den blauen Fleck besser zu verbergen. Aus dem Spiegel starrte ihr das eigene Gesicht entgegen: entschlossenes Kinn, dunkle Augen, kämpferische Miene. Alexia berührte ihre Nase. Mr MacDougall hält dich für bezaubernd , sagte sie ihrem Spiegelbild.
    Dann straffte sie den Rücken so gerade wie möglich und marschierte ins Empfangszimmer.
    Lord Conall Maccon wirbelte auf dem Absatz herum. Er hatte vor den zugezogenen Samtvorhängen des Fensters gestanden, das zur Straße hinausging, und diese angestarrt, als könne er geradewegs durch den schweren Stoff hindurchsehen. Im schwachen Licht des Raumes wirkte der Blick seiner Augen anklagend.
    Kurz blieb Miss Tarabotti auf der Türschwelle stehen. Dann drehte sie sich ohne ein Wort um, streckte die Hand aus und zog die Tür des Empfangszimmers entschlossen hinter sich zu.
    Floote bedachte die geschlossene Tür mit einem langen, finsteren Blick.
    Draußen auf der Straße setzte Professor Lyall seine hundemüden Knochen in Richtung des BUR-Büros in Bewegung – er hatte nur noch ein paar Akten zu überprüfen, bevor er zu Bett

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