Gluehende Dunkelheit
Dienste geleistet. Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie in der folgenden Nacht ebenso effektiv arbeiten werden.«
Der Earl nickte. Er entzog sich ihrem zögernden Griff nicht, sondern drehte seine Hand um und umschloss damit die ihre. »Der Vorfall wurde mir kurz vor der Morgendämmerung gemeldet.«
Ein Schauer durchlief Alexia. »Wissen Sie, wer er ist?«
»Wer wer ist?«, fragte der Earl und klang wie sein eigenes Echo. Abwesend streichelte er ihr zärtlich und beruhigend mit dem Daumen übers Handgelenk.
»Der wachsgesichtige Mann«, antwortete Miss Tarabotti, und bei der Erinnerung wurden ihre Augen glasig vor Angst.
»Nein. Aber er ist weder menschlich noch übernatürlich noch außernatürlich«, sagte er. »Möglicherweise ein schiefgelaufenes medizinisches Experiment. Zumindest ist er aus Fleisch und Blut.«
Sie war verblüfft. »Woher wollen Sie das so genau wissen?«
»Der Kampf bei der Kutsche, als man versuchte, Sie zu entführen. Da habe ich ihn gebissen, erinnern Sie sich?«
Sie nickte, als ihr wieder einfiel, wie sich der Earl, nur den Kopf in Wolfsgestalt verwandelt, das Blut mit dem Ärmel aus dem Gesicht gewischt hatte.
Seine wohlgeformte männliche Oberlippe verzog sich angewidert. »Dieses Fleisch war nicht frisch.«
Alexia erschauderte. Nein, nicht frisch. Der Gedanke, dass der Wachsmann und seine Spießgesellen im Besitz von Informationen über sie waren, gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie wusste, dass Lord Maccon sein Bestes geben würde, damit sie beschützt wurde. Aber die Situation hatte sich radikal verändert, denn der Wachsgesichtige und der Schattenmann mit dem chloroformgetränkten Taschentuch wussten nun, dass sie seelenlos war.
»Ich weiß, dass Ihnen das nicht gefallen wird«, sagte sie, »aber ich habe beschlossen, heute Abend Lord Akeldama zu besuchen, während meine Familie außer Haus ist. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde dafür sorgen, dass Ihre Agenten mir folgen können. Und zudem bin ich überzeugt davon, dass Lord Akeldamas Domizil äußerst sicher ist.«
Der Alpha stieß ein unwirsches Brummen aus. »Wenn Sie das unbedingt müssen.«
»Er weiß vieles.«
Das konnte Lord Maccon nicht abstreiten. »Er weiß viel zu viel, wenn Sie mich fragen.«
Miss Tarabotti versuchte, ihn zu beschwichtigen. »Er ist nicht an mir interessiert als eine Person, für die er sich … nun ja, für die er sich interessiert.«
»Warum sollte er auch?«, fragte Lord Maccon verwundert. »Sie sind eine Außernatürliche. Seelenlos.«
Alexia zuckte zusammen, dennoch wagte sie sich verbissen weiter vor. »Wie dem auch sei, sind Sie es?«
Eine Pause.
Lord Maccon sah äußerst bedrängt aus. Das zärtliche Streicheln des Daumens brach ab, doch er entzog ihr seine Hand nicht.
Alexia fragte sich, ob sie die Angelegenheit weiter forcieren sollte. Er verhielt sich, als habe er nicht großartig darüber nachgedacht, was er eigentlich von ihr wollte, bevor er sie besuchen kam. Vielleicht hatte er das wirklich nicht: Professor Lyall hatte gesagt, dass der Alpha rein nach Instinkt handelte. Und es war schließlich Vollmond, bekanntermaßen ein äußerst schlechter Zeitpunkt für Werwölfe und ihre Instinkte. War es angebracht, ihn zu dieser besonderen Zeit des Monats nach seinen Gefühlen hinsichtlich ihrer Wenigkeit zu fragen? Andererseits, war es zu diesem Zeitpunkt nicht am wahrscheinlichsten, eine ehrliche Antwort zu erhalten?
»Was soll ich sein?« Der Earl machte es ihr wirklich nicht gerade einfach.
Alexia schluckte ihren Stolz hinunter, richtete sich kerzengerade auf und fragte: »Interessiert an mir?«
Ein paar lange Minuten lang schwieg Lord Maccon, während er seine Gefühle einer intensiven Prüfung unterzog. Obwohl er zugeben musste, dass sein Verstand in dieser Situation – mit ihren kleinen Händen in der seinen, dem Duft nach Vanille und Zimt in der Luft und dem Ausschnitt dieses verdammten Kleids – ungefähr so klar war wie Erbsensuppe, in der schweinshaxengroße Stücke des Verlangens schwammen, lauerte auch noch etwas anderes in ebendieser besagten Suppe. Was immer es auch war, es machte ihn wütend, denn es würde alles in seinem wohlgeordneten Leben schrecklich verkomplizieren, und es war nicht der richtige Zeitpunkt, sich damit auseinanderzusetzen.
»Ich habe im Laufe unserer Bekanntschaft eine Menge Zeit und Energie in den Versuch investiert, Sie nicht zu mögen«, gestand er schließlich. Es war keine Antwort auf ihre Frage.
»Nun, ich hingegen
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