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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Geräusch, als Knochen brachen, doch der Vampir ließ immer noch nicht los. Der wachsgesichtige Mann verlagerte sein ganzes Gewicht auf das gefangene Bein und ließ dann den freien Fuß mit voller Wucht auf die Handgelenke des Vampirs niedersausen. Alexia hörte ein weiteres grässliches schmatzendes Knirschen, und der Vampir, dessen beide Handgelenke zertrümmert waren, war gezwungen, seinen Griff zu lockern.
    Mit einem letzten emotionslosen Grinsen zu Alexia hinauf drehte sich der Wachsmann um und lief davon, wobei er die zwei Polizisten über den Haufen rannte, als wären sie nicht vorhanden. Der mit der Armbrustpistole gab einen wohlgezielten Schuss ab, doch das hölzerne Geschoss ließ den Wachsmann nicht einmal stolpern.
    Alexias vampirischer Beschützer erhob sich zitternd. Seine Nase war gebrochen, und die Hände hingen schlaff nach unten, doch als er zu Miss Tarabotti hochsah, war sein Gesicht voller Genugtuung. Alexia zuckte vor Mitgefühl zusammen, als sie das Blut sah, das ihm über Kinn und Wangen lief. Sie wusste, dass seine Verwundungen schnell heilen würden, besonders wenn man ihm bald frisches Blut besorgte, aber sie wusste auch, dass der Schmerz, den er im Augenblick litt, heftig sein musste.
    Ein Fremder, erkannte Alexia, ein Vampir hatte sie gerade vor weiß Gott welcher Widerwärtigkeit gerettet. Sie, eine Außernatürliche. Sie faltete die Hände, hob die Fingerspitzen an die Lippen und verbeugte sich leicht zu einem stummen Dank. Der Vampir nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis und bedeutete ihr, sich wieder in ihr Schlafzimmer zurückzuziehen.
    Miss Tarabotti nickte ebenfalls und trat zurück in die Schatten ihres Schlafgemachs.
    »Was geht denn hier vor, Bursche?«, hörte sie einen der Schutzmänner fragen, während sie die Läden fest hinter sich schloss.
    »Versuchter Einbruch, vermute ich, Sir«, antwortete der Vampir.
    Von dem Wachtmeister kam ein Seufzen. »Na dann, lassen Sie mich bitte Ihre Registrierungspapiere sehen.« Und an die anderen Vampire gewandt, sagte er: »Und Sie ebenfalls, meine Herren.«
    Miss Tarabotti fiel es verständlicherweise schwer, nach diesem Erlebnis wieder einzuschlafen, und als es ihr endlich gelang, waren ihre Träume voll von Vampiren mit leblosen Gesichtern und zerschmetterten Handgelenken, die wieder und immer wieder zahllose Lord Maccons in Wachsstatuen verwandelten, auf denen die Buchstaben VIXI geschrieben standen.
    Unerwarteterweise war Miss Tarabottis Familie einstimmig und gänzlich in Aufruhr, als sie am nächsten Morgen zum Frühstück erschien. Üblicherweise war das die ruhigste Zeit des Tages, wenn Squire Loontwill als Erster aufstand, Alexia als Zweite und der Rest des Haushalts an später dritter Stelle. Aber dank der Aufregung der vergangenen Nacht war Miss Tarabotti die Letzte, die erwachte. Sie kam zu der Schlussfolgerung, dass sie wirklich ungewöhnlich spät dran sein musste, denn als sie die Treppe hinunterkam, fand sie ihre Lieben nicht im Frühstückszimmer, sondern zusammengedrängt im Foyer vor.
    Ihre Mutter kam händeringend auf sie zu und wirkte noch überkandidelter als gewöhnlich. »Bring deine Frisur in Ordnung, Alexia! Los, Kind, los! Beeil dich! Er wartet schon beinahe eine ganze Stunde. Er ist im Empfangszimmer. Natürlich im vorderen Empfangszimmer; alles andere wäre nicht gut genug. Er hat nicht erlaubt, dass wir dich aufwecken. Gott allein weiß, warum er ausgerechnet dich sehen will, aber er gibt sich mit niemand anderem zufrieden. Ich hoffe, es geht nicht um etwas Offizielles. Du hast doch hoffentlich nichts angestellt, oder etwa doch, Alexia?« Mrs Loontwill hörte auf damit, die Hände zu ringen, sondern wedelte nun um ihren Kopf herum, als wolle sie eine Schar aufgeregter Schmetterlinge verscheuchen.
    »Er hat drei kalte Brathähnchen gegessen«, sagte Felicity in schockiertem Tonfall. »Drei! Zum Frühstück!« Sie sagte es, als wäre sie sich nicht sicher, was davon anstößiger war, die Menge oder die Uhrzeit.
    »Und er wirkt immer noch nicht gesättigt«, fügte Evylin hinzu, deren große blaue Augen vor Ehrfurcht sogar noch größer und blauer als gewöhnlich waren.
    »Er kam beinahe unschicklich früh und wollte nicht einmal mit Papa sprechen, obwohl Papa bereit war, ihn zu empfangen«, sagte Felicity.
    Alexia warf einen schnellen Blick in den Spiegel im Foyer und richtete sich das Haar. Aufgrund des blauen Fleckens an ihrem Hals trug sie an diesem Morgen einen Schal mit petrolfarbenem Paisleymuster über

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