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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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ihrem Tageskleid in Schwarz und Silber. Das Muster des Schultertuchs harmonierte nicht mit den geometrischen Ornamenten, mit denen der Saum verziert war, und es verdeckte den schmeichelhaften quadratischen Ausschnitt des Mieders, aber manche Dinge waren nun mal nicht zu ändern.
    Nachdem sie ihre Frisur für in Ordnung befand, vielleicht abgesehen von der Tatsache, dass der schlichte Chignon etwas altmodisch war, wandte sie sich zu ihrer Mutter um. »Bitte beruhige dich, Mama. Wer wartet im Empfangszimmer?«
    Mrs Loontwill ignorierte die Frage und scheuchte ihre älteste Tochter den Gang entlang, als wäre sie ein blau gerüschter Schäferhund und Alexia ein widerwilliges schwarzes Schaf.
    Alexia öffnete die Tür zum Empfangszimmer und zog sie, als ihre Mutter und Schwestern ihr hineinfolgen wollten, ihnen fest und ungeniert vor der Nase zu.
    Auf dem Sofa, das am weitesten vom Fenster entfernt war, saß in versteinertem Schweigen der Earl of Woolsey, vor sich auf silbernen Tabletts die Gerippe von drei Hühnchen.
    Bevor sie es verhindern konnte, grinste Miss Tarabotti ihn breit an. Er sah einfach zu beschämt aus, mit all diesen Hühnchen, die wie skelettierte Geflügelposten vor ihm Wache hielten.
    »Ah«, sagte der Earl und hob eine Hand, als wolle er ihr Lächeln abwehren. »Lassen Sie das, Miss Tarabotti. Das Geschäftliche zuerst.«
    Es hätte Miss Tarabotti tief enttäuscht, wäre da nicht das »zuerst« gewesen. Außerdem erinnerte sie sich an Professor Lyalls Worte. Bei diesem kleinen Tanz zwischen ihnen sollte sie den nächsten Schritt machen. Anstatt also beleidigt zu sein, senkte sie die Wimpern, hob sich das Lächeln für später auf und setzte sich auf einen Platz in seiner Nähe, aber nicht zu nah.
    »Nun, was bringt Sie dazu, mich heute Morgen zu besuchen, Mylord? Sie haben den Loontwill-Haushalt jedenfalls gehörig in helle Aufregung versetzt.« Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und bemühte sich um kühle Höflichkeit.
    »Ähm … Aye , meine Entschuldigung dafür.« Verlegen starrte er die Hühnergerippe an. »Ihre Familie … Sie ist ein wenig … Nun ja …« Er machte eine Pause, um nach dem richtigen Wort zu suchen, und da er kein entsprechendes fand, dachte er sich offenbar ein neues aus: »… hibbel-fibbelig, nicht wahr?«
    Alexias dunkle Augen funkelten ihn belustigt an. »Das ist Ihnen aufgefallen? Stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten ständig mit ihnen leben.«
    »Das würde ich lieber nicht, vielen Dank. Obwohl es natürlich sehr für Ihre Charakterstärke spricht«, entgegnete er mit einem unerwarteten Lächeln, das seine normalerweise mürrische Miene regelrecht aufleuchten ließ.
    Miss Tarabotti stockte der Atem. Bis zu diesem Augenblick hatte sie den Earl eigentlich nicht für gutaussehend gehalten. Aber wenn er lächelte … Ach herrje, damit fertig zu werden war höchst mühsam! Ganz besonders vor dem Frühstück. Sie fragte sich, was genau wohl passieren würde, wenn sie den ersten Schritt machte.
    Sie legte den Paisleyschal ab.
    Lord Maccon, der gerade dazu angesetzt hatte, etwas zu sagen, hielt wie gebannt durch den tiefen Ausschnitt des Kleides inne. Das kühle Silber und Schwarz des Stoffes betonte den cremefarbenen Ton ihrer mediterranen Haut. »Dieses Kleid wird deinen Teint gänzlich braun erscheinen lassen«, hatte Mrs Loontwill kritisch angemerkt, als Alexia es in Auftrag gegeben hatte. Doch Lord Maccon gefiel es offenbar. Dieser Kontrast zwischen dem modischen Kleid und der fremdländischen Färbung ihrer Haut wirkte herrlich exotisch.
    »Es ist ungewöhnlich warm heute Morgen für diese Jahreszeit, würden Sie nicht auch sagen?«, meinte Miss Tarabotti, während sie ihr Schultertuch so zur Seite legte, dass sie dabei den Oberkörper leicht nach vorn neigen musste.
    Lord Maccon räusperte sich und schaffte es, den Faden wiederzufinden, den er gerade verloren hatte. »Gestern Nachmittag, während Sie und ich … anderweitig beschäftigt waren, wurde ins Hauptbüro von BUR eingebrochen.«
    Miss Tarabotti blieb der Mund offen stehen. »Das kann unmöglich etwas Gutes bedeuten. Wurde irgendjemand verletzt? Konnten Sie die Täter dingfest machen? Wurde irgendetwas Wertvolles entwendet?«
    Lord Maccon seufzte. Wie immer kam Miss Tarabotti gleich zum Kern des Problems. Er beantwortete ihre Fragen der Reihe nach. »Nicht ernsthaft. Nein. Und hauptsächlich Akten über Vampir-Schwärmer und Werwolf-Einzelgänger. Manche der ausführlicheren Forschungsdokumente sind

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