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Glühende Leidenschaft

Glühende Leidenschaft

Titel: Glühende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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Aus gutem Grund, das musste sie zugeben. Er war jedoch ernstlich gestört und neigte zu unkontrollierten Wutausbrüchen.
    Es war ja gut und schön für seinen Bediensteten – den an den Pranger gestellten Veruntreuer, um Himmels willen! –, wenn er meinte, sein Herr würde seiner Rage nur im eigenen Zimmer freien Lauf lassen. Aber was würde ihr oder ihren Geschwistern passieren, wenn sie zufällig in diesem Zimmer waren und er ausrastete? Konnte man bei einem solchen Mann überhaupt auf eine derartige Zurückhaltung vertrauen?
    Und noch dazu hasste er seine arme Großmutter.
    Dies war in vieler Hinsicht das blödeste Problem, aber gerade deshalb beherrschte es Megs Gedanken am meisten. Es war so banal, dass der Graf eigentlich in der Lage sein sollte, einfach darüber hinwegzugehen. Er sollte begreifen können, dass die Herzogin eine gebrechliche alte Dame war, die zwar herumpoltern, aber ihm niemals wehtun konnte. Sicher, die Herzoginwitwe war ein verbittertes Weib mit einem bösartigen Mundwerk, aber so waren viele alte Frauen, vor allem, wenn sie glaubten, von ihren Kindern enttäuscht oder hintergangen worden zu sein. Die jüngere, stärkere Generation sollte mit so etwas fertig werden und ihnen die wenigen Jahre, die ihnen noch blieben, nicht vergällen.
    Dass der Graf dies nicht konnte, dass er bereit und willens schien, die Chance zum Glück in seiner Ehe wegzuwerfen und an seiner Verbitterung festzuhalten, ließ Meg befürchten, dass er ein hoffnungsloser Fall war. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, falls sich dies bewahrheitete.
    Susie kam mit einem vollen Tablett zurück, leerte den Inhalt eines Papiertütchens in ein Glas Wasser und reichte es Meg. »Trinken Sie das schnell aus, in einem Zug, Mylady.«
    Meg stellte sich vor, dass es nicht schlimmer sein konnte als die Ursache ihrer Kopfschmerzen und folgte Susies Rat. Der bittere Geschmack kam zum Glück erst am Ende. »Uh! Das schmeckt ja widerlich!«
    Susie bot ihr ein zweites Glas an. »Orangensaft. Der nimmt den Geschmack weg.«
    Meg trank hastig, doch nun begann ihr Magen zu rebellieren. »Ich glaube, mir wird schlecht.«
    »Manchmal passiert das«, erklärte Susie mit einer garstigen Fröhlichkeit. »Legen Sie sich eine Weile hin, dann geht es wahrscheinlich wieder weg. Ich hole inzwischen das Tablett mit Ihrem Frühstück.«
    »Ich kann nichts essen.«
    »Das wird sich bald ändern.«
    Meg hatte keine Lust, zu streiten. »Wie spät ist es?«
    »Zehn Uhr, Mylady. Master Jeremy ist zu seinem Lehrer gegangen, und Miss Laura gibt Master Richard und Miss Rachel Unterricht. Mr Chancellor möchte gelegentlich mit Ihnen darüber reden, einen Lehrer oder eine Gouvernante für die Kinder einzustellen.«
    Meg öffnete die Augen einen Spalt, um das Dienstmädchen anzusehen. Sie hatte sich das ganze Haus in einem Zustand vorgestellt, der ähnlich desolat war, wie sie sich fühlte. Konnte es wirklich sein, dass alles ganz normal weiterging?
    Verhielt sich auch der Graf so, als sei nichts geschehen? Sie wünschte, ihn fragen zu können, ohne ihm gegenübertreten zu müssen.
    »Möchten Sie hier im Zimmer frühstücken, Mylady?«
    Meg hatte noch immer keine Lust, etwas zu essen, aber sie wollte nicht diskutieren. »Ich esse nicht gern im Bett. Stell es ins Boudoir.«
    »Sehr wohl, Mylady. Und welches Kleid möchten Sie anziehen?«
    Mit derart profanen Dingen schikaniert, traf Meg die verlangte Entscheidung, ließ sich dann von Susie aus dem Bett und in ihren warmen Morgenmantel und schließlich auf den Lehnstuhl im Boudoir helfen. Dabei sagte sie sich, sie sollte ein verhätscheltes Mitglied der noblen Gesellschaft werden, wenngleich sie nicht sicher war, dass dieser Zustand ein dauerhafter werden konnte.
    Jedes Bedürfnis wurde befriedigt, noch ehe sie es geäußert hatte. Alles um sie herum war von höchster Qualität.
    Es war inzwischen Januar, aber sie hatte noch kein einziges Mal vor Kälte erschauern müssen, nicht einmal, wenn sie nur in ihrer Unterwäsche gewesen war. Die Korridore waren kühl, aber jedes wichtige Zimmer war zu ihrer Annehmlichkeit geheizt. Es war nicht notwendig, mit klammen Fingern ein Feuer zu machen, unnötig, Kleider zu schneidern, zu waschen oder zu bügeln oder flicken. Und erst recht zu kochen.
    Tatsächlich, dachte sie mit einem bitteren Gefühl von Verlust, waren all die Dinge, die ihre Tage ausgefüllt hatten, ihr mit einem Mal genommen. Sie hätte nie geglaubt, sie einmal zu vermissen. Was sollte sie den ganzen Tag

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