Glühende Leidenschaft
lang tun? Auf der Couch liegen?
Aber sie hatte ja von Anfang an gewusst, dass dies für die einfache Meg Gillingham eine lächerliche Situation sein würde, und nun zeigte es sich. Sie war nicht imstande, ihren Teil der Abmachung zu erfüllen.
Ein zweites Dienstmädchen kam mit einem Tablett herein und stellte auf einem Tischchen ein Frühstück bereit. Meg beäugte die ganz normal aussehende Frau mittleren Alters und fragte sich, was für einen Makel oder welch besondere Vergangenheit sie wohl so gut verbarg. »Sie essen das auf, Mylady«, sagte sie mit einem mütterlichen Lächeln. »Am Ende wird alles gut, Sie werden schon sehen.«
Es war sicherlich nett, dass wenigstens irgendjemand das dachte. Vielleicht war es das, was ein Frühstück allmählich doch attraktiv werden ließ. Meg nahm ein Stück Toast zur Hand und knabberte versuchsweise daran.
Als sie darüber nachdachte, hämmerte ihr Kopf kaum mehr, und ihr Magen schien nicht geneigt, den Toast zurückzuweisen. Die pochierten Eier sahen sogar beinahe verlockend aus. War es Zufall oder Genie, dass der Koch heute nicht das normale gebratene Frühstück zubereitet hatte?
Als Meg sah, dass auch heißer, starker Tee da war, sagte sie sich, sie könne sich ebenso gut dafür entscheiden, zu leben. Das bedeutete allerdings, dass sie beginnen musste, sich mit ihren Problemen zu befassen.
Beim Nachdenken während des Essens beschloss sie, dass sie, was die allgemeine Sicherheit ihrer selbst und ihrer Geschwister anbelangte, Mr Chancellor vertrauen musste. Schließlich schienen die Bediensteten hier, so eigenartig sie auch alle sein mochten, gutherzig zu sein und keine Angst zu haben. Es war schwer, sich vorzustellen, dass sie tatenlos zusehen würden, während der Graf jemandem etwas zuleide tat.
Diesen Punkt abgehakt, konnte sie sich anderen Dingen widmen.
Sie musste die Kluft zwischen dem Grafen und seiner Großmutter überbrücken, und sie musste das tun, solange die alte Dame in London war. Saxonhurst auf den Landsitz der Herzogin zu bringen, würde sie niemals schaffen. Vielleicht ließ sich ja bei dem Silvesterball etwas arrangieren, sofern er noch immer geplant war. Der Graf würde die Herzoginwitwe zwar nicht einladen, aber Meg konnte es tun.
Nach einiger Überlegung entschied sie, sie müsse zuerst mit der Herzogin sprechen, um den Boden für dieses Vorhaben zu bereiten. Das würde ihrem unvernünftigen Gatten nicht gefallen, und sie hatte versprochen, ihm zu gehorchen. Aber galt ein solches Versprechen auch, wenn er eindeutig im Unrecht war?
Ferner musste sie einräumen, dass sie Angst davor hatte, einen weiteren Wutanfall zu provozieren. Es war ja schön und gut, wenn alle versicherten, er würde lediglich Dinge in seinem Zimmer zertrümmern, doch das war für Meg kein Trost. Ein erstes Mal gab es schließlich immer. Und was, wenn sie gerade in seinem Zimmer war, wenn es passierte?
Man denke nur daran, wie er sie letzte Nacht gepackt und an sich gedrückt hatte. Fast hätte er sie mit seinem Arm erwürgt; gegen seine Körperkraft hätte sie keine Chance gehabt. Sie öffnete den Morgenmantel und schob den kurzen Ärmel ihres Unterkleids nach oben. Wie erwartet, hatte sie an den Armen blaue Flecken.
Er hatte wirklich derangiert geklungen, als er sie fragte, ob ihre Geheimnisse etwas mit seiner Großmutter zu tun hätten.
Und sie hatte ihm einen Schlag versetzen müssen, um sich zu befreien.
Meg setzte ihre leere Tasse ab und wünschte, der Graf hätte den ernsten Rat seines Freundes befolgt und ihr mitgeteilt, weshalb er einen derart starken Hass auf seine Großmutter hatte. Vielleicht hatte er ja wirklich allen Grund, so irrational und grob zu sein, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, was ein solcher Grund sein konnte. Selbst wenn die Herzoginwitwe ein strenger Vormund gewesen war – heute war Saxonhurst ein gesunder, wohlhabender und gebildeter Mensch. Also hatte seine Großmutter keine allzu schlechte Arbeit geleistet.
Sobald sie sicher war, dass sie und der Graf wieder miteinander reden konnten, würde sie versuchen, von ihm die Wahrheit zu erfahren. Sie seufzte. Trotz ihrer inneren Unruhe konnte die Vorstellung, dass ihr Mann nicht mehr zu ihr kommen und nie mehr versuchen würde, sie zu verführen, ihr schon nach vier Tagen Ehe das Herz brechen.
Meg schob diesen Gedanken beiseite. Sie waren verheiratet. Sie hatten noch ein Leben lang Zeit, und ein solcher Bruch konnte nicht ewig währen. Dann dachte sie an den Regenten und seine
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