Glühende Leidenschaft
Gemahlin, die praktisch seit dem Beginn ihrer Ehe getrennt waren. Das, sagte sie sich, war so, weil dies eine unüberlegte, arrangierte Ehe zwischen zwei Menschen war, die nicht zusammenpassten. Überhaupt nicht.
Und was war in ihrem Fall so anders?
Sie lehnte sich zurück und umfasste mit beiden Händen ihre leere Tasse. Obwohl der Graf und sie in vieler Hinsicht unterschiedlich waren, trotz seines irren und ihres vorsichtigen Benehmens, glaubte sie nicht, dass sie nicht zusammenpassten. Überhaupt nicht.
Meg verlor sich in verschwommene Tagträume, in denen der Graf in seiner charmantesten Erscheinung in ihr Zimmer kam, um sich zu entschuldigen, sich zu erklären und sie zu verführen.
14
Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Fantasien.
Meg setzte sich auf, ihr Herz raste, sie strich den Morgenmantel glatt. »Herein!«
Es war Laura. Natürlich. Er hätte nicht geklopft.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte ihre Schwester schon beim Eintreten.
Meg seufzte und entschied, ihr Leben mit so wenig Lügen wie möglich zu belasten. »Halbwegs.«
»Ich habe den Grafen den ganzen Tag noch nicht gesehen.«
Meg lächelte. »Also, ich habe ihn nicht aufgefressen, das verspreche ich dir.«
Laura kicherte beruhigt und setzte sich. »Was ist mit der Sheila? «
Meg wurde stocksteif. »Oh mein Gott, die habe ich total vergessen!«
»Aber letzte Nacht …«
»Ich weiß, ich weiß. Ich glaube, allmählich werde ich verrückt.«
Laura musterte sie. »Meinst du, der Graf …?«
»Nein! Nein, natürlich nicht. Er ist … exzentrisch.«
»Na ja, vielleicht hilft er dir dann, die Sheila zurückzubekommen. Ich bin sicher, er wird mit Sir Arthur fertig.«
Das glaubte auch Meg, doch da gab es einige Probleme. »Ich darf niemandem außer anderen Frauen unserer Familie etwas darüber sagen.«
»Ich bin sicher, Mutter hat es Vater erzählt.«
»Ich auch. Bestimmt hat es Sir Arthur genau auf diesem Weg spitzgekriegt. Mutter hätte es ihm nie direkt gesagt.«
»Also könntest du es dem Grafen sagen«, meinte Laura. In den Augen ihrer Schwester war Saxonhurst eindeutig noch nicht von seinem Podest gestürzt.
»Ihm was sagen?«, fragte Meg mit einem Seufzer. »›Mylord, ich bin die Verwahrerin einer alten Zauberstatue, die Sir Arthur gestohlen hat. Ich brauche Ihre Hilfe, um sie zurückzuholen.‹ Der würde mich doch in Bedlam einsperren lassen!«
Plötzlich fragte sich Meg beunruhigt, ob er gerne einen Grund dafür gehabt hätte, sie ins Irrenhaus einsperren zu lassen. Immerhin war das ein Weg, eine unerwünschte Ehefrau loszuwerden.
»Aber wenn er sähe, dass es stimmt …«
»Laura, selbst wenn ich mit dem Grafen zu Sir Arthur ginge, um die Sheila zurückzuverlangen, würde der doch alles abstreiten. Ich kann nichts beweisen, nicht einmal, dass die Sheila existiert.«
»Ich könnte das bestätigen.«
»Ich glaube nicht, dass man damit irgendeine Behörde beeindrucken könnte, und soweit ich weiß, hat niemand diesen Stein je zu Gesicht bekommen. Erst recht könnte niemand sagen, dass es eine Zauberstatue ist, und falls doch … Kannst du dir vorstellen, wie seltsam das alles klingen würde? Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es nicht sogar verboten ist, Magie zu praktizieren.«
»So wie Hexerei?«, rief Laura.
Meg schauderte. Mit solchen Gedanken hatte sie die Sheila noch nie in Zusammenhang gebracht, doch nun war ihr klar, dass es zu einer Katastrophe führen konnte, wenn man die Sache öffentlich machen würde. Nicht auszudenken, was das für Folgen hätte!
»Wenn es schon nicht illegal wäre, dann würde man den Glauben an so etwas als Beweis dafür betrachten, dass jemand verrückt ist. Ich muss zu Sir Arthur gehen und herausfinden, was er will.« Nicht Laura, betete sie. Aber das war ja nun Gott sei Dank unmöglich. Verrückt oder nicht, das würde Saxonhurst niemals zulassen.
»Ich wäre froh, wenn du das nicht tun müsstest«, sagte Laura. »Ich mag Sir Arthur nicht mehr leiden. Ich hoffe, wir bekommen nie mehr etwas mit ihm zu tun.«
»So geht es mir auch. Wenn du kannst, dann versuche, die Zwillinge davon abzubringen, dass sie ihn sehen wollen. Sie haben jetzt so viele schöne Sachen, dass sie vielleicht nicht mehr so leicht verführbar sind.«
»Was glaubst du, was er will? Geld?«
»Ich hoffe es. Das wäre das Einfachste, auch wenn ich nicht weiß, woher ich es nehmen soll. Der Graf hat mir ein großzügiges Taschengeld versprochen, aber ich habe es noch nicht. Doch ich muss diesen Stein
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