Glühende Leidenschaft
man sie dieses Gebäude niemals betreten lassen. Von Schock und Erschöpfung geschwächt, hätte Meg aufgegeben, wenn sie dazu irgendeine Möglichkeit gesehen hätte. Aber die einzige Möglichkeit, zu resignieren, war, sich in die Hand des Gesetzes zu begeben und ins Gefängnis geworfen zu werden. Vom Hörensagen wusste sie jedoch genug darüber, wie es in Londons Gefängnissen zuging, und so wollte sie dies unter allen Umständen vermeiden.
Da sie allein schon dadurch, dass sie hier stehen blieb, Aufmerksamkeit auf sich zog, ging sie weiter, einmal um den Block herum, und fragte sich, wie es mit der vorsichtigen, seriösen Meg Gillingham so weit hatte kommen können.
Und was war mit dem armen Monk geschehen? Er war schnell und ein schlauer Kerl. Bestimmt hatte er sich aus dem Staub machen können. Und dann war er natürlich geradewegs zu seinem Herrn gegangen und hatte ihm die ganze Geschichte berichtet.
Was würde der Graf unternehmen?
Sie hatte keine Ahnung. Dieser Mann war ihr ein Rätsel, und zwar eines, das ihr ziemlich Angst machte. Es war ja schön und gut, wenn Mr Chancellor behauptete, Sax würde niemals einem Menschen etwas antun, er würde lediglich Gegenstände zertrümmern. Aber schließlich war der Graf noch nie mit einer des Mordes verdächtigten Frau verheiratet gewesen.
Einer Frau, die ihn belog und die noch dazu Geheimnisse vor ihm hatte.
Einer Frau, die ihn, Gott bewahre, dass er es je herausfand, mithilfe schwarzer Magie ohne Skrupel in eine desaströse Ehe gelockt hatte.
Sie blieb stehen und hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. Oh Gott, dies war alles das Werk der Sheila! Dies war das »dicke Ende«!
Man brauchte sich schließlich nur anzusehen, was mit ihren Eltern geschehen war.
Meg sank entkräftet an den Stamm eines kahlen Baumes. Ihre Mutter hätte sich niemals selbst den Tod gewünscht. Sie hatte ihren Mann über alles geliebt, aber dennoch hätte sie nie ihre Kinder im Stich gelassen. Welchen Wunsch sie auch formuliert haben mochte, er war nicht erfüllt worden – oder die Sheila hatte als Preis ihr Leben gefordert.
Und Meg hatte dieses Übel nun in die Welt des Grafen gebracht.
Während sie weiterwankte, entschied sie, dass er und alle anderen Beteiligten sicherer sein würden, wenn diese Ehe annulliert wurde. Vielleicht wusste die Herzogin, wie das zu erreichen war, und sie würde sich sicherlich gerne dafür einsetzen. Selbst mit Lady Daphne Grigg würde es Saxonhurst besser haben als mit Meg Gillingham!
Aber zuerst musste sie in das Hotel hineinkommen.
Eine raue Stimme wies sie kurz angebunden an, aufzupassen. Meg machte hastig den Weg für zwei Männer mit einem Karren voller Gemüse frei und schaute ihnen nach, wie sie in eine Gasse einbogen. Vielleicht waren sie gerade zum Hotel unterwegs!
Vorsichtig folgte sie ihnen. Einer der beiden zog den Karren, der andere half, ihn über unebene Stellen in der Straße zu bugsieren. Meg griff in ihre Tasche mit den beiden Schlüsseln und suchte nach den wenigen Münzen, die sie an ihrem Hochzeitstag noch besessen hatte. Wie viel Geld hatte sie? Einen Sixpence und ein paar Pennys. Was für eine Mitgift für eine Gräfin!
Entschlossen, es zu versuchen, sprach sie den Mann hinter dem Karren an.
»Ich muss in das Hotel, um eine Lady aufzusuchen«, sagte sie leise. »Ich bin in einer schwierigen Lage. Ich weiß, dass sie mir hilft.« Sie zeigte ihm das Sixpence-Stück.
Er schob die Karre über einen Buckel. »Und?«
»Darf ich so tun, als würde ich zu euch gehören? Ich helfe auch beim Abladen.«
Der vordere Mann hielt an und drehte sich um. »Harry, wir haben für so was jetzt keine Zeit!«
»Ach was«, meinte Harry. »Sie will doch nur beim Abladen helfen.« Meg hielt ihm noch einmal den Sixpence hin, und Harry nahm ihn an sich. »Kein Grund für uns, zu klagen, wenn sie gerne arbeitet.«
»Die Hälfte davon gehört mir«, erklärte der andere Mann und zog den Karren wieder weiter.
Meg spielte ihre Rolle und half, das Gefährt über die nächste Unebenheit zu wuchten.
»Was Kleines im Bauch?«, fragte Harry.
»Was? Oh« – Meg errötete –, »nein. Ich bin nur ein wenig in Schwierigkeiten. Die alte Lady im Hotel, sie kennt meinen Mann. Ich glaube, sie wird mir helfen.« Selbst jetzt fiel es ihr schwer, zu lügen.
»Die Vornehmen, die helfen doch nicht Leuten wie uns! Na, aber das juckt mich ja nicht.«
Meg schob wieder mit an und überlegte. Eine Bestrafung für Verbrechen war, an einen Karren gefesselt auf dem
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