Glühende Leidenschaft
dieser Situation wissen sollte?«
»Ich glaube nicht. Großmutter hat natürlich einen ganzen Tross Bediensteter dabei, einschließlich eines Mannes, von dem ich nichts halte. Er ist Verwalter in Crickstone, aber manchmal nennt sie ihn auch ihre Leibwache. Groß genug ist er dafür.«
»Das hoffe ich. Ich habe nämlich Lust, jemanden zu verprügeln.«
17
Sax eilte in den Flur, wo er beinahe in Owain gerannt wäre.
»Was zum Teufel ist los?«, fragte sein Freund.
»Man kann sich darauf verlassen, dass du nicht da bist, wenn man dich braucht.«
»Ich hatte in der Stadt zu tun.«
»Schon gut.« Sax ging auf das Zimmer des Butlers zu und gab Owain dabei einen Überblick über die hauptsächlichen Fakten.
»Ein Zauber?«, fragte er ungläubig.
Sax blieb stehen und musterte ihn. »Du achtest aber auch gerade auf das Unwichtige! Wichtig ist, dass meine Frau in Not und Gefahr ist. Ich rede jetzt gleich mit einem Schankjungen, und dann gehe ich los, um mein unberührtes Weib – ja, das ist sie leider immer noch, unberührt – aus den Klauen des Drachen zu retten. Und jetzt komm.«
Der nervöse Junge konnte ihnen nur sagen, man habe ihm die Nachricht zusammen mit einem Zweipencestück durch das Gitter eines Fensters im Erdgeschoss des Hotels Quiller’s zugesteckt, mit der Anweisung, sie hierherzubringen.
Sax stellte ihm ein paar Fragen, dann wandte er sich an Owain. »Haben wir hier nicht einen Mann für Reparaturen?«
»Seth Pocock, ja.«
»Gib dem Jungen ein Zweischillingstück. Und jemand soll Mr Pocock auftreiben.«
Innerhalb kürzester Zeit war ein stämmiger junger Mann mit weit aufgerissenen Augen hier, der über Gitter und Fenster befragt wurde.
Dann wandte sich Sax wieder an den Jungen. »Du kannst mich zu diesem Fenster bringen. Pocock, besorgen Sie mir eins von diesen Schraubwerkzeugen. Pringle, meinen Mantel!«
Pocock rannte los, Pringle gab den an ihn gerichteten Befehl weiter, doch Owain meinte: »Die werden über dich herfallen. Und wenn nicht, dann verfolgen sie dich.«
»Verdammt.« Sax war versucht, seine Bediensteten zu bewaffnen und in den Krieg zu ziehen, doch plötzlich grinste er. »Verkleidung! Pringle, besorgen Sie mir schmuddelige Klamotten!«
Der Butler eilte fort, und Sax folgte ihm in den Bedienstetenflur, um den wenigen dort Verbliebenen Instruktionen zu erteilen.
»Owain, du bleibst hier und hältst die Stellung. Ich habe Nachrichten an Sidmouth und die Bow Street geschickt. Auch die Armee sollte bald hier sein, um diesen Mob zu zerstreuen.«
Er begann, seine Oberbekleidung abzulegen, doch Owain zog ihn beiseite. »Sax, was ist, wenn sie diesen Mann wirklich ermordet hat?«
»Ich bekomme sie frei.«
»Aber was dann? Du kannst doch nicht mit einer Mörderin leben.«
Er zog seine Jacke aus und warf sie auf einen Stuhl. Nims war aufgetaucht; er kümmerte sich darum.
»Damit befassen wir uns später. Ich glaube nicht, dass sie zu so einer Gewalttat fähig ist.«
»Unter den entsprechenden Umständen ist jeder dazu fähig.«
Das wusste auch Sax. Aber er würde sich diesem Problem erst dann stellen, wenn es sich nicht mehr vermeiden ließ. Er warf seine bestickte Weste direkt dem Kammerdiener zu und entledigte sich gerade seiner Pantalons, als ein kräftig gebauter Knecht mit einem Bündel hereinkam.
»Meine besten Sonntagsklamotten, Mylord!«
Sax grinste ihn an. »Ich lasse dir dafür neue besorgen.«
Schon bald war er in altmodische, abgetragene Kniebundhosen und eine Jacke gekleidet und trug dazu ein farbenfrohes baumwollenes Halstuch statt eines vornehmen Seidentuchs. Zu Nims Entsetzen schmierte er sich Ruß auf seine weißen Strümpfe und attackierte die perfekten Lederstiefel mit Asche, bis die Politur ruiniert war.
»Du kannst froh sein, dass ich nicht dir aufgetragen habe, das zu machen«, sagte er zu seinem gequält dreinschauenden Kammerdiener. Dann hielt er die verschmutzten Hände vor sich. »Das erledigt auch gleich die Gentleman-Hände«, meinte er zufrieden.
In diesem Moment kam Pringle mit seinem Silbertablett herein und wäre beim Anblick seines Herrn fast zurückgeschreckt, was Sax ein Grinsen entlockte. Die Lage war ernst, doch diesen Teil der Operation fand Sax dennoch amüsant. Er nahm die neue Nachricht vom Tablett. Dieses Mal war es teures Papier, fein säuberlich versiegelt. Von Sidmouth aus dem Innenministerium.
Er las sie, verzog das Gesicht und gab sie Owain. »Das Beste, was er für den Fall, dass sie sie finden, bieten kann, ist eine
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